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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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dieses Gefühl einfach unterdrücken!
    Trotzdem sagte er: „Ich bin nicht blind. Ich sehe doch, dass irgendetwas Sie aus dem Gleichgewicht gebracht hat.“
    Sie drehte sich um, und ihre anmutige Bewegung bewirkte, dass Jack einen Moment lang den Atem anhielt. Sein Puls beschleunigte sich.
    „Ich habe etwas erfahren, das mir Sorgen macht.“
    „Das tut mir leid.“
    „Tatsächlich?“ Ihre Augen blickten plötzlich kühl. „Ich dachte, es würde Sie freuen, dass ich Ihren Rat beherzige.“
    „Meinen Rat?“, fragte er verständnislos.
    „Ja, ich gebe mir Mühe, mich nicht übertrieben gefühlvoll zu zeigen.“
    Er starrte sie an. Warum benahm sie sich ihm gegenüber mit einem Mal so feindselig? Hatte er sie irgendwie gekränkt? „Bitte, verzeihen Sie, wenn ich etwas Falsches gesagt habe“, stieß er hervor. „Ich dachte, ich könnte Ihnen helfen.“
    „Wobei?“
    Er zuckte die Schultern. „Vielleicht brauchen Sie Schutz.“
    „Unsinn! Im Haus der Montagues gibt es keine Ungeheuer, vor denen man mich schützen müsste.“
    Verflixt, er hatte wieder nicht den richtigen Ton getroffen! Dennoch wollte er nicht aufgeben. „Ich hoffe, die schlechten Neuigkeiten betreffen nicht Ihre Mutter?“
    „Soweit ich weiß, geht es ihr gut.“
    „Und Ihre anderen Verwandten?“
    „Ich habe keine.“
    Jack wurde blass. Das konnte, das durfte nicht wahr sein! Er war so sicher gewesen, dass Matthew Beecham zu ihrer Familie gehörte! „Dann stehen Sie und Ihre Mutter ganz allein in der Welt? Das ist traurig.“
    „Ich habe noch einen Cousin, der in Amerika lebt.“
    Vor Erleichterung wurde ihm einen Moment lang schwarz vor Augen. Dann sagte er: „Dann kennen Sie ihn wohl kaum?“
    „O doch. Wir sind zusammen aufgewachsen, denn nach dem Tod seiner Eltern hat er einige Jahre bei uns gelebt. Er hat mir manches beigebracht, auch Dinge, die ein Mädchen eigentlich nicht können sollte. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
    „Sie mögen ihn also! Und vermutlich stehen Sie in regem Briefkontakt zu ihm?“
    „Wir schreiben uns gelegentlich. Seine Briefe sind stets eine große Freude für mich.“ Sie runzelte die Stirn. „Leider habe ich schon so lange nichts von ihm gehört. Nun, vielleicht hat er einfach zu viel zu tun. Er ist Schiffsbauer, müssen Sie wissen, und seine Geschäfte sind bisher sehr gut gegangen.“
    Offenbar hatte sie keine Ahnung von den Schwierigkeiten, in denen ihr Cousin steckte. Im ersten Augenblick war Jack enttäuscht darüber. Doch dann sagte er sich, dass Matthew Beecham möglicherweise in nächster Zeit Kontakt zu ihr aufnehmen und sie um Hilfe bitten würde.
    Ich sollte mich bemühen, ihr Vertrauen zu gewinnen, überlegte er und schämte sich ein wenig, weil er so selbstsüchtig war.
    „Ihre Mutter vermisst mich wahrscheinlich bereits“, meinte Lily in diesem Moment. „Ich sollte zurückgehen.“
    „Miss Beecham“, sagte Jack rasch, „ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es war anmaßend von mir, Ihnen Ratschläge erteilen zu wollen.“
    Ihr Blick wurde weicher. Und sie begann, auf ihrer Unterlippe zu kauen, die so fein geschwungen und gleichzeitig wunderbar voll war. Jack hatte fast den Eindruck, dass Lily sich jetzt Sorgen um ihn machte. Die Vorstellung hatte etwas Berauschendes.
    Miss Beecham hob die Hand, und Jack hielt den Atem an. Würde sie ihn berühren? Eine unbekannte Sehnsucht erfüllte ihn. Dummkopf, schalt er sich. Und dann spürte er, wie sie ganz leicht die Hand auf seine Schulter legte. Er schloss die Augen.
    „Ich weiß, wie Sie sich fühlen“, murmelte sie. „Ich habe es nach dem Tod meines Vaters erlebt. Selbst in einem Raum voller Menschen kann man entsetzlich einsam sein, nicht wahr.“
    Er öffnete die Augen, und ihre Blicke trafen sich.
    Sie schaute ihn mit einer Mischung aus Mitgefühl und Verlangen an, die sein Herz schneller schlagen ließ. Sei vorsichtig, warnte sein Verstand. Doch es war bereits zu spät. Jack wollte wissen, wie Lilys seidig glänzendes Haar sich anfühlte. Er wollte ihre weiche Haut berühren. Er wollte unbedingt diesen wundervollen Mund kosten!
    Er legte ihr die Hand auf die Wange, beugte sich nach vorn und …
    „Miss Beecham, hier sind Sie also!“
    Ihre Augen weiteten sich.
    An der Tür stand ein junger Mann, den Jack flüchtig kannte. „Unsere Gastgeberin lässt anfragen, ob Sie bereit sind, etwas auf dem Klavier vorzutragen.“
    Sie errötete. „Ich …“
    „Wenn Sie Miss Beecham ins Musikzimmer begleiten würden, Mr.

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