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Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
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können?“
    „Nein. Sie sind nicht verrückt, sondern sehr großherzig. Trotzdem sollten Sie sich klarmachen, dass Jack Alden alt genug ist, um die Verantwortung für sein Leben selbst zu tragen. Vermutlich möchte er gar keine Hilfe. Also versuchen Sie, Ihren Aufenthalt in London zu genießen, statt sich mit den Sorgen anderer zu belasten.“
    „Ich bin froh, dass Sie meine Freundin sind“, meinte Lily mit einem Lächeln.
    „Danke. Das Gleiche kann ich über Sie auch sagen.“
    Die beiden jungen Damen schauten sich voller Zuneigung an.
    Nach einer Weile sagte Lily: „Ich glaube, dass ich Jack Alden in nächster Zeit ziemlich oft begegnen werde. Morgen zum Beispiel werden Lady Dayle und ich ihn zum Landhaus eines seiner Freunde begleiten. Es wird nicht leicht für mich sein, innerlich Abstand zu bewahren.“
    „Sie können stets auf mich zählen, wenn Sie Hilfe brauchen“, versprach Minerva.
    Jack pfiff vor sich hin, während er einen seiner grauen Hengste striegelte. „Dies“, stellte er fest, „ist eine passende Arbeit für einen quasi Einarmigen. Trotzdem bin ich froh, dass der Doktor gesagt hat, die Wunde sei fast ganz verheilt.“
    Niemand antwortete ihm. Und als er sich umschaute, stellte er fest, dass sein Bruder den Stall verlassen hatte. Er rief nach einem der Reitknechte, damit dieser die Grauen vor den offenen Landauer spannte, den Charles für die Fahrt aufs Land zur Verfügung gestellt hatte. Dann trat er selbst in den Hof hinaus.
    Sein Bruder stand draußen neben einem gesattelten Pferd. „Ich habe vergessen, wohin du mit den Damen fahren willst“, sagte er.
    „Nach Chester House. Lord Bradington hat einige Leute eingeladen, sich seine historische Sammlung anzuschauen. Auch soll es ein paar Vorträge über die Zeit der Angelsachsen geben. Ich selbst werde meine Abhandlung über König Artus’ Rechtssystem vorlesen. Eigentlich wollte ich Bradington eine Absage schicken. Doch das Wetter ist so schön, dass die Damen den Ausflug sicher genießen werden. Mutter freut sich immer, wenn sie mich irgendwohin begleiten kann. Und Miss Beecham scheint begierig auf alles Neue zu sein.“
    Charles musterte Jack eingehend, hob die Augenbrauen und lächelte. „Du bist ungewöhnlich guter Laune. Ich glaube, so entspannt habe ich dich seit Wochen nicht mehr erlebt.“
    „Ja, ist es nicht erstaunlich, wie wohl man sich fühlt, wenn man gut geschlafen hat? Außerdem habe ich interessante Neuigkeiten. Erinnerst du dich an Benjamin Racci?“
    „Hm … Er hat mit dir zusammen studiert, nicht wahr? Sein Spezialgebiet war …“ Charles runzelte die Stirn.
    „… der moslemische Einfluss auf die Kultur des Abendlandes“, half Jack ihm. „Deshalb hält er sich im Moment auch in Südspanien auf. Er untersucht irgendwelche maurischen Bauten. Und nun rate, wen er in einem der Häfen gesehen hat?“
    „Doch nicht etwa Batiste?“
    „Du bist wirklich klug, Bruder. Ja, er hat Batistes Schiff gesehen und mir sogleich Bescheid gegeben. Ich hatte ihn, genau wie viele andere Bekannte, darüber informiert, dass ich den Kapitän unbedingt finden muss, damit er für seine Verbrechen vor Gericht gestellt werden kann. Racci hat daraufhin nicht nur mir einen Brief gesandt, sondern auch einen britischen Marineoffizier vom Aufenthaltsort der ‚Lady Vengeance‘ in Kenntnis gesetzt. Der ist sofort dorthin gesegelt. Doch Batiste war bereits fort.“
    „Er konnte also wieder entkommen.“
    „Ja. Aber jetzt wird er verfolgt. Und er wird bald Proviant brauchen. Die Chancen, ihn zu erwischen, stehen besser als je zuvor.“
    „Kein Wunder, dass du gut gelaunt bist! Allerdings frage ich mich, wozu du jetzt noch Miss Beecham brauchst. Fürchtest du, letztendlich doch auf die Hilfe ihres Cousins angewiesen zu sein?“
    Eine innere Stimme hatte Jack bereits die gleiche Frage zugeflüstert. Doch er hatte sie einfach ignoriert. Zu Charles sagte er nun: „Das Mädchen ist Mutters Gast und keine Figur in einem Spiel, das ich spiele. Selbstverständlich werde ich weiterhin freundlich zu Miss Beecham sein.“
    Charles lachte. „Schon gut, Bruderherz. Ich musste nur gerade daran denken, was geschah, als Mutter vor einiger Zeit schon einmal einen Schützling hatte.“
    „Du sprichst von Sophie? Das kann man doch nicht vergleichen!“, brauste Jack auf.
    „Wer weiß … Vielleicht bist du – genau wie ich damals – schneller verheiratet, als du denkst.“
    „Unsinn. Miss Beecham interessiert mich als Frau überhaupt nicht. Sie ist

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