Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Lily verliert ihr Herz

Miss Lily verliert ihr Herz

Titel: Miss Lily verliert ihr Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEB MARLOWE
Vom Netzwerk:
Gruppe ist so groß, dass wir sie aufteilen sollten. Außer mir sind zum Glück mehrere Gentlemen anwesend, die durchaus in der Lage sind, alle Interessierten durch die Ausstellung zu führen. Bitte, nehmen Sie sich Zeit für alles, was Ihre Aufmerksamkeit erregt. Und stellen Sie Fragen, wenn Ihnen etwas unklar ist! Später werden wir uns wieder hier in der Galerie treffen, eine leichte Mahlzeit zu uns nehmen und uns dann den Vorträgen verschiedener Wissenschaftler widmen.“
    Es entstand ein ziemliches Durcheinander, als die Anwesenden sich in Grüppchen um die Fachleute sammelten, die ihnen als Führer dienen sollten. Lily wurde von Minerva getrennt, nutzte jedoch die Gelegenheit, um einen Moment Ruhe zu finden. Sie trat hinter eine marmorne Säule und ließ noch einmal ihre Umgebung auf sich einwirken. Ja, hier fand sie all das, wovon sie geträumt hatte! Dass die Exponate sehr wertvoll waren, spielte dabei die geringste Rolle. Viel wichtiger für sie war, dass sie sich inmitten von Menschen befand, die zu schätzen wussten, was aus der Vergangenheit überliefert war, und die Freude daran hatten, ihr Wissen mit anderen zu teilen.
    Sie lehnte sich gegen den kühlen Marmor und ließ den Blick über die angeregt miteinander plaudernden Gäste wandern. Bis sie Jack Alden entdeckte. Ach verflixt, seit er am Vormittag vor Dayle House vorgefahren war, hatte sie immer wieder heimlich nach ihm Ausschau gehalten! Das war doch wirklich zu albern …
    Sie hatte beschlossen, emotional auf der Hut zu sein. Doch ausgerechnet jetzt hatte der sonst so abweisende Gentleman sich in jemanden verwandelt, der Lily durch sein besonnenes, großzügiges Verhalten tief beeindruckte. Dabei hätte er allen Grund gehabt, ärgerlich auf sie zu sein, da sie ohne sein Wissen ihre Freundin Minerva, die Bartleighs und einige andere eingeladen hatte, an der Fahrt nach Chester House teilzunehmen. Doch statt zornig zu werden, hatte er alle höflich begrüßt und seine Freude darü ber zum Ausdruck gebracht, dass sie sich für die angelsächsische Zeit interessierten.
    Er hatte sich auch nicht beklagt, als Lily mit Minerva in Mr. Brookins offenen Landauer gestiegen war. Gut gelaunt hatte er die Bartleighs aufgefordert, doch mit ihm zu fahren. Unterwegs hatte er mit dem älteren Paar so entspannt geplaudert, als seien sie seit langem Freunde.
    Jetzt stand er inmitten einer kleinen Gruppe und schaute sich suchend um. „Miss Beecham?“, rief er. „Wo sind Sie? Bitte, schließen Sie sich uns an!“
    Schon fiel Minerva ein, und bald riefen auch andere nach Lily. So blieb ihr nichts anderes übrig, als hinter der Säule hervorzukommen. Nun, sie würde Jack Alden so gut wie möglich ignorieren.
    Das war leichter gesagt als getan. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie davon überzeugt war, dass sie nie eine schwierigere Aufgabe zu bewältigen gehabt hatte.
    Jack war wie verwandelt. Er gab sich weder verschlossen noch besserwisserisch. Zu jedem der Ausstellungsstücke konnte er etwas Interessantes sagen, und zwar stets auf humorvolle Art. Seine Kenntnisse bezüglich der angelsächsischen Periode waren beeindruckend. Lily hätte nie gedacht, dass diese Zeit sie so faszinieren würde.
    Da gab es eine Armspange, die möglicherweise einem Mitglied von König Artus’ Hof gehört hatte. Jack sprach so anschaulich vom Leben der Ritter und ihrer Damen, dass alle gebannt zuhörten. Seine Begeisterung wirkte regelrecht ansteckend. Seine Augen leuchteten. Mit kleinen ausdrucksstarken Gesten unterstrich er seine Ausführungen. Er wirkte jung und unbeschwert, und doch verriet jedes seiner Worte wie klug und gebildet er war.
    Er war einfach unwiderstehlich.
    Lily war so fasziniert von ihm, dass sie ihn kaum aus den Augen ließ. Selbst wenn sie ihm den Rücken zuwandte, spürte sie deutlich seine Anwesenheit. Wenn ihre Blicke sich gelegentlich trafen, schlug ihr Herz schneller, und heiße Schauer liefen ihr über den Rücken. Am liebsten wäre sie an Jacks Seite geeilt, um seine Nähe zu genießen. Doch tatsächlich gestattete sie sich kaum jemals auch nur ein Lächeln in seine Richtung.
    Es war eine Qual, die nur zu ertragen war, weil sie sie sich selbst auferlegt hatte.
    Als der Rundgang beendet war und alle sich zu einem Imbiss versammelten, suchte Lily sich einen Platz, von dem aus sie Jack nicht sehen konnte. Doch hin und wieder war ihr, als höre sie sein tiefes Lachen. Dann wandte sie unwillkürlich den Kopf.
    Schließlich stieg der erste Redner aufs

Weitere Kostenlose Bücher