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Miss Marples letzte Fälle

Miss Marples letzte Fälle

Titel: Miss Marples letzte Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gladdie hat sich sehr darüber aufgeregt – sie ist ganz verstört.«
    »Gladdie hat doch schon öfter die Stellung gewechselt?«
    »Oh, ja, Ma ’ am. Sie hat gern Abwechslung und kann sich nicht dazu entschließen, sich irgendwo niederzula s sen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber sie hat i m mer von sich aus gekündigt.«
    »Und diesmal war es umgekehrt?«, fragte Miss Marple ungerührt.
    »Ja, Ma ’ am, und darüber regt sich Gladdie furchtbar auf.«
    Das überraschte Miss Marple. Sie hatte Gladdie als stämmiges, beherztes Mädchen in Erinnerung, mit einem ausgeglichenen, unerschütterlichen Naturell. Gladdie war wiederholt auf eine Tasse Tee in die Küche gekommen, wenn sie ihren freien Tag hatte.
    Edna erzählte weiter. »Wissen Sie, Ma ’ am, es war so e i genartig – wie Miss Skinner aussah.«
    »Wie«, erkundigte sich Miss Marple geduldig, »hat denn Miss Skinner ausgesehen?«
    Nun gab es kein Halten mehr für Edna, sie erzählte die ganze Geschichte. »Oh, Ma ’ am, es war so aufregend für Gladdie. Sehen Sie, Miss Emilys Brosche war verschwu n den und alles wurde durchsucht, ein heilloses Durchei n ander. So etwas ist unangenehm, das hat niemand gern. Und Gladdie hat eifrig mitgesucht. Miss Lavinia wollte die Polizei benachrichtigen, als die Brosche im hintersten Winkel einer Schublade entdeckt wurde. Gladdie war sehr froh darüber.
    Und dann hat sie am nächsten Tag einen Teller zerbr o chen. Miss Lavinia hat kurzerhand Gladdie gekündigt. Aber Gladdie glaubt, dass es nur ein Vorwand war, dass Miss Lavinia glaubt, sie hätte die Brosche gestohlen, und als sie damit drohte, die Polizei zu benachrichtigen, hätte sie sie schnell zurückgelegt, sodass sie gefunden wurde. Aber Gladdie würde so etwas niemals tun – niemals, und jetzt hat sie Angst, dass es sich herumspricht und sie in Verruf kommt, und das ist schlimm für ein Mädchen, wie Sie wissen, Ma ’ am.«
    Miss Marple nickte. Obwohl sie die vorlaute, sehr von sich eingenommene Gladdie nicht besonders mochte, war sie von ihrer Ehrlichkeit überzeugt und konnte sich gut vorstellen, dass das Mädchen zutiefst empört darüber war.
    Verschämt fragte Edna: »Sie können ihr wohl nicht he l fen, Ma ’ am? Gladdie ist ganz aus dem Häuschen.«
    »Sag ihr, sie soll vernünftig bleiben«, antwortete Miss Marple forsch. »Wenn sie die Brosche nicht genommen hat – davon bin ich überzeugt –, dann hat sie keinen Grund sich aufzuregen.«
    »Es wird sich herumsprechen«, gab Edna zu bedenken.
    Miss Marple beruhigte sie: »Ich komme heute in die Gegend. Ich werde bei den Damen Skinner einen Besuch abstatten.«
    »Oh, vielen Dank, Madam«, sagte Edna.
     
    Old Hall war ein großes, viktorianisches Haus, umgeben von einem Park und Wäldern. Da niemand es in seinem ursprünglichen Zustand mieten oder kaufen wollte, kam ein Spekulant auf die Idee, es in vier Wohnungen aufz u teilen, eine Zentralheizung einzubauen und den Grund und Boden zur Benutzung durch die Mieter frei zu geben. Das Experiment glückte. Eine Wohnung wurde von einer reichen, exzentrischen Dame mit ihrem Dienstmädchen bezogen. Die alte Dame hatte eine Vorliebe für Vögel und fütterte ihre gefiederten Gäste mehrmals täglich. Die zweite Wohnung nahm ein pensionierter indischer Ric h ter mit seiner Frau. Ein sehr junges, frisch verheiratetes Paar lebte in der dritten Wohnung, und die vierte war erst vor zwei Monaten an zwei alleinstehende Damen namens Skinner vermietet worden. Die vier Mietparteien verkeh r ten nur sehr oberflächlich miteinander, da sie keinerlei gemeinsame Interessen hatten.
    Miss Marple kannte alle Mieter oberflächlich, hatte aber keinen näheren Kontakt zu ihnen. Die ältere Miss Ski n ner, Miss Lavinia, könnte man als die aktive Teilhaberin der Firma bezeichnen. Miss Emily, die jüngere Schwester, verbrachte ihre Tage fast ausschließlich im Bett. Sie hatte verschiedene chronische Leiden – in St. Mary Mead sprach man von eingebildeten Krankheiten. Nur Miss Lavinia glaubte unbeirrt an das unverdiente Martyrium ihrer Schwester und bewunderte die unendliche Geduld, mit der sie diese Heimsuchungen ertrug.
    In St. Mary Mead war man davon überzeugt, dass Miss Emily längst nach Dr. Haydock geschickt hätte, wenn nur ein Teil ihrer Leiden echt gewesen wäre. Einer diesbezü g lichen Andeutung begegnete Miss Emily nur mit einem überheblichen Anheben der Augenbrauen und einer leise gemurmelten Bemerkung, dass sie kein einfacher Fall wäre – die besten

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