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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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zumal Hudson nicht bezweifelte, dass Déprez die führende Kraft unter den Spionen war und tun konnte, was ihm beliebte. Aber selbst der beste Plan konnte schiefgehen. Sie würden ziemlich dämlich dastehen, wenn sie sowohl Holland als auch Déprez verlören. »Verdammte Kälte«, knurrte er. Er drehte eine weitere Runde und versagte sich, schon wieder nach der Zeit zu fragen.
    Während die Minuten verstrichen, fragte sich Mary, was wohl in der Orchard Street vor sich gehe.Wie lange mochte es dauern? War etwas schiefgegangen? Was, wenn sie - wer auch immer sie sein mochten - Verdacht geschöpft hatten und Mr. Déprez nicht mehr von ihnen wegkäme? Oder wenn Captain Holland zu krank war, um fortgebracht zu werden?
    Ein leises Gespräch zwischen den Constables unterbrach ihre Gedanken. Hudson blieb stehen und lauschte angestrengt. »Gut, das könnten sie sein«, sagte er. »Macht euch bereit, ihr beiden, und Sie, Miss Finch, gehen zurück zur Droschke und halten sich aus der Schusslinie.«
    Jetzt hörte Mary es auch: Pferdehufe und Räder auf der Straße. Ihr Herz schlug schneller, und sie vergaß die Kälte. Hudsons Instruktionen vergaß sie gleichfalls, trat jedoch ein paar Schritte zurück. Dabei bemerkte sie, dass der Wald um sie herum förmlich zum Leben erwachte: Mehrere Männer bewegten sich im Schatten; sie hörte klickende Geräusche, als wenn Pistolen gespannt würden, dann Stimmengemurmel, und auf einmal sah sie einen Blitz aus einer abgeschirmten Laterne. Währenddessen wurde das Geräusch der herannahenden Droschke immer lauter.
    Dann tauchte sie auf der Straße auf und kam fast genau vor ihnen zum Stehen. Hudson und die beiden Constables stürzten auf die Droschke zu. Einer riss die Tür auf, während der andere mit der Laterne hineinleuchtete. Die ganze Aufregung erschreckte die Pferde, die nervös seitwärtstänzelten, sodass die Droschke zurückrollte. Jemand stolperte und fluchte, während der Kutscher sich um sein Gespann bemühte.
    Mary versuchte, näher heranzukommen, aber die Männer vor ihr waren zu groß. Dann fragte Hudson: »Ist er das, Miss Finch? Ist das Holland?«
    »Ja, ja«, schrie sie. Auf Zehenspitzen stehend und auf den Arm eines der Constables gestützt, konnte sie ihn gerade so im flackernden Licht erkennen. Er lag zusammengesunken, bleich und unrasiert in einer Ecke der Droschke, Déprez war an seiner Seite. Ein dritter Mann, ein Constable, hatte sich vor ihnen aufgebaut und hielt eine Pistole in der Hand.
    Hudson war ebenfalls bewaffnet. »Schnell jetzt, bringt ihn raus«, befahl er. Marys Sicht war jetzt wieder blockiert. Sie trat zurück, und als Holland langsam aus der Droschke gehoben wurde, fragte sie sich, was sie noch tun könnte, um sich nützlich zu machen. Laufen konnte er zwar, er ging jedoch gebeugt und hielt sich mit einem Arm die rechte Seite.
    Hudson hatte ihn am anderen Arm gefasst. Dann schob er Holland jedoch jäh beiseite und drängte sich in die Droschke, wo er mit dem Constable zusammenstieß, der auf ihn drauffiel. »Hey! Déprez!«, Holland stolperte und stürzte beinahe. Hudson schob sich an dem Constable vorbei und kletterte durch die Kutsche. Aber sie war leer! Er sprang auf der anderen Seite wieder heraus. »Déprez!«, bellte er und stieß einen schrillen Pfiff auf seiner Pfeife aus. »Déprez! Verdammt noch mal!«
    Er rannte zurück zu den anderen.Weitere Constables sprangen aus der Finsternis hervor, einige von ihnen mit Laternen bewaffnet. »Schnell! Ihm nach«, schrie er, »er kann noch nicht weit gekommen sein. Sergeant Clark, lassen Sie Ihre Leute zur Linken ausschwärmen, der Rest kommt mit mir. Wir kriegen den Bastard. Eine Guinea für den, der ihn erwischt - tot oder lebendig!«
    »Aber Sie haben gesagt …«, rief Mary.
    »Ich hab gesagt, ich mache keine Geschäfte mit Schurken«, schnauzte Hudson. »Sergeant Riley!«
    »Hier, Sir!«
    »Sie bleiben bei Holland. Und wenn er sich bewegt - erschießen Sie ihn.«
    Hudson verschwand mit dem Rest der Constables in der Finsternis. Mary, Holland und Sergeant Riley blieben allein zurück. Einige zurückgelassene Laternen versorgten sie mit schwachem Licht. Für wenige Augenblicke verharrten alle an ihrem Platz, und es breitete sich Stille über dem Park aus. Dann sank Holland langsam zu Boden. »Machen Sie sich keine Sorgen, Sergeant«, sagte er leise. »Ich habe nicht die Absicht, abzuhauen.«
    »Nun, sehen Sie zu, dass Sie’s nicht tun«, entgegnete Riley. Und als sich Mary rasch an ihm

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