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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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um eine Kurve und verringerten ihre Geschwindigkeit. »Verdammter Verkehr«, fluchte Hudson. Er saß wie auf heißen Kohlen und blickte wütend aus dem Fenster auf die Leute im Gewimmel um sie herum. »Wie spät ist es?«
    Mary trug die Uhr ihres Onkels an einer Kette auf Taillenhöhe. Beim Öffnen des Deckels schimmerte ihr Zifferblatt im schwachen Licht. »Es ist fast zwanzig nach.«
    »Ah, die berühmte Uhr.« Déprez lächelte. »Darf ich mal einen Blick darauf werfen?« Geschickt löste er die Uhr von der Kette und drehte sie in der Hand herum. »Äußerst bemerkenswert. Damit hat alles angefangen, als Sie sie wiedererkannten und sich fragten, wie sie wohl in die Tasche von William Tracey gekommen war, nicht wahr? Was für ein Dummkopf er doch war, sie mitzunehmen.«
    Mary nickte abwesend. Und dann, mit ihrer Hand auf Déprez’ Arm, sagte sie: »Er hat niemals … Er hat … meinen Onkel doch nicht verletzt , oder?«
    Ihre Berührung und die Dringlichkeit in ihrer Stimme gingen ihm nahe. »Nein«, antwortete er sanft.
    »Und Sie haben niemals...«
    »Nein.«
    Für einen Augenblick war sie still, dann gab sie seinen Arm frei. Déprez betrachtete sie unvoreingenommen. Das fahle Licht beleuchtete ihr Profil wie einen Scherenschnitt gegen die dunkle Wand der Kutsche. Er bemerkte die Feinheit ihrer Züge und den Schwung ihres Kinns, der sie wie ein trotziges Kind aussehen ließ. Schlussendlich war sie immer noch sehr jung und sicher klug, ihr Verstand jedoch war im Wesentlichen noch kindlich. Bereits als ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, bewertete er sie. Er beobachtete sich selbst mit der gleichen Schärfe, mit der er auch andere betrachtete. Und er erkannte, dass er seine eigenen Gefühle nicht so einfach beiseiteschieben konnte. Es wäre eine Beleidigung für sie beide, wenn er dies täte.
    »Ich hätte Ihnen gerne alles erklärt«, sagte er und beugte sich zu ihr herüber. »Sie hätten es verstanden, und das ist eine seltene Gabe. Aber jetzt, fürchte ich, reicht mir die Zeit dafür nicht mehr.«
    »Sie will von Ihnen überhaupt keine Erklärungen hören«, sagte Hudson in gereiztem Ton, woraufhin Déprez die Hände in einer hilflosen Geste hob. Er hatte nicht vor, jemandem seine Aufmerksamkeit aufzudrängen, wenn sie nicht willkommen war.
    Die Droschken hielten auf halber Höhe der Oxford Street. Hier sollte Déprez mit einem der Constables die Plätze tauschen und dann weiter zur Orchard Street fahren, während Hudsons Gefährt den Weg zum Treffpunkt im Hyde Park fortsetzte.
    Einen Moment lang stand Déprez auf der Straße und sah sich flüchtig um. Dann beugte er sich vor und sprach durch das Droschkenfenster mit Hudson. »Gut, ich gehe jetzt. Keine weiteren Constables für den Rest des Weges, bitte - abgesehen von meinem Aufpasser. Und natürlich dem Kutscher«, fügte er mit einem Lächeln hinzu.
    Hudson zuckte gereizt mit den Schultern. »Ich kann ja wohl kaum einem Zivilisten vertrauen.«
    »Selbstverständlich nicht. Nun, ich verlasse mich darauf, dass er den Befehl hat, auf seinem Bock zu bleiben.«
    »Das wird er - es sei denn, er wird gebraucht.«
    »Besser wäre, wenn sich keiner von beiden bewegt, egal, was passiert«, warnte Déprez, »andernfalls kann ich nicht für die Folgen einstehen. Nun, Miss Finch, das ist dann wohl der Abschied. ›Mein Recht an dich hat völlig aufgehört....‹«
    Er reichte ihr seine Hand, und sie ergriff sie. Beim Berühren seiner Finger wurde sie sich plötzlich bewusst, dass es tatsächlich eine Verbindung zwischen ihnen gegeben hatte und diese nun beendet wurde. »Bitte sagen Sie mir noch eines: Sind alle Papiere echt?«, bat sie. »Auch das, in dem Captain Holland erwähnt wird?«
    »Oh, ich fürchte, das wird er Ihnen selbst erklären müssen«, antwortete Déprez, »wenn er das kann. Leben Sie wohl.«
    »Alles klar, das reicht jetzt«, befahl Hudson. »Machen Sie sich auf die Socken.«
    »Auf Wiedersehen«, murmelte sie, und Déprez schlich davon.
    »Was hat er mit dem Witz über sein Recht gemeint?«, fragte Hudson misstrauisch. »Ich hoffe bei Gott, er heckt nicht wieder irgendwas aus.«
    »Das war wahrscheinlich ein Gedicht«, sagte Mary und schüttelte den Kopf. »Aber ich erkenne es nicht.«
    »Poesie«, spottete Hudson, »das hat uns gerade noch gefehlt.« Hierauf klopfte er an das Kutschdach. »Also, Taylor! Auf geht’s.«
     
    Déprez’ Wagen hielt an der Ecke zur Orchard Street, und er stieg aus. »Warten Sie hier auf mich«, befahl er. »Tun

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