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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Mary duckte sich, als er nach ihr griff. Sie erkannte ihn wieder: Es war der Mann, der ihr Angst eingejagt hatte, als Sie sich um Mr. Tracey gekümmert hatte! »Dumme Schlampe«, spottete er und wechselte die Pistole in die andere Hand. Er packte sie beim Arm und drängte sie beiseite.
    »Wenn Sie ihn töten, dann ist das Mord«, warnte Riley. »Dafür werden Sie baumeln.«
    »Bis der Mistkerl kalt ist, bin ich längst weg«, konterte Rede. »Wie ich sehe, gibt’s hier ja’nen Wagen. Sie wollen damit vielleicht nicht fahren, Kleiner, aber mir macht das nix.«
    Hicks wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Auf die Beine, Holland«, sagte er und winkte mit der Pistole. »Auf die Beine, sag ich.«
    Holland schüttelte den Kopf. »Sie haben mich. Also los, erschießen Sie mich doch, wenn Sie wollen, Sie dummer Hund. Erschießen Sie mich ruhig. Halten Sie nur für Déprez den Kopf hin.«
    »Hicks! Bitte!«, schrie Mary.
    »Los, hoch«, beharrte Hicks.
    »Ich weiß, was ihm Beine machen wird«, sagte Rede. Und im Drehen verpasste er Holland einen Tritt in die Seite.
    Mary schrie, als Holland keuchend zusammenbrach; im Nu breitete sich eine helle Röte auf seinem Verband aus. »Ha! Das macht ihn fertig.« Rede lachte. »Da braucht’s gar keine weitere Kugel. Vielleicht noch einen Tritt?« Und sein Stiefel traf ihn abermals.
    Er gluckste, als er sich vorbeugte, um Hollands Arm zu fassen und ihn wieder hochzuziehen. »Kommen Sie schon, Captain, alter Junge. Ich helfe Ihnen hoch. Da können Sie doch nich sagen, ich wär nicht gut...«
    »Rede!«, rief Hicks.
    »…herzig.« Redes Satz endete in einem erstickten Schrei, als Holland nach oben stieß. Rede torkelte zurück und hielt sich seinen Bauch, Holland rollte sich mit einem langen, dünnen Messer in der Hand von ihm weg. Mary sprang hoch, als Rede auf sie zutaumelte. Dann fiel er, zuckend, und sie schrie erneut auf und machte einen weiteren Schritt zurück. Im selben Augenblick stürzte sich Riley auf Hicks und warf ihn zu Boden. Hicks’ Pistole flog in die Luft und ging los, sobald sie auf dem Boden aufschlug. Einen Moment herrschte Stille, dann fing Hicks an zu schluchzen.
    »Ruhe«, befahl Riley. Er saß auf Hicks und blieb auch dort, um wieder zu Atem zu kommen. Dann rief er über die Schulter: »Geht es Ihnen gut, Miss Finch?«
    Sie nickte zitternd, dann antwortete sie: »Ja.«
    »Prima. Is der andere Kerl tot? Gehn Sie da bloß nich zu dicht ran, hat er denn aufgehört zu zappeln?«
    »Ja.«
    »Was is mit Captain Holland?«
    Holland lag dort, wo er zu Boden gegangen war, zusammengekrümmt auf seiner verletzten Seite und hielt immer noch das blutverschmierte Messer umklammert. Er atmete in kurzen, schmerzhaften Zügen. »Ich bin … noch da.«
    »Schön zu hören. Woher ham Sie denn den Stecher, Sir?«
    »Hab ihn mitgenommen … Arzt … mich verbunden hat.«
    »Ah, na, das war ja echt Glück für uns. Aber wenn ich gewusst hätt, dass Sie den haben, hätt ich mich besser aufgeführt. Nun denn, Miss Finch, hier liegen drei Pistolen rum, wenn Sie die für mich finden und herbringen, wär ich Ihnen sehr verbunden. Ich glaub, ich kann eine davon sehn, und meine liegt da drüben im hohen Gras. Dann kann ich den Kerl hier loslassen, und wir können’s uns alle ein bisschen gemütlicher machen.«
    »Ja, sicher.« Mary hatte das Gefühl, keine Kontrolle mehr über ihre Beine zu haben, doch irgendwie bewegten sie sich wie von selbst in die gewünschte Richtung. Sie fühlte sich benommen, aber sie holte die Pistolen und übergab sie Sergeant Riley. Sie fasste sie lediglich an den Läufen an und brachte eine nach der andren, so, wie er es ihr gesagt hatte.
    »Prima«, sagte Riley, als sie ihm die letzte übergeben hatte: Redes Einläufige mit dem Perlmuttgriff. »Na, das is mir aber ein hübsches Teil. Sieht gar nich echt aus, oder? Aber ihren Zweck hätt sie wohl doch erfüllt, so viel is klar. Und jetzt sollten Sie vielleicht mal kurz einen Blick auf den Captain werfen, Miss Finch, wenn Sie das bisschen Blut nicht abschreckt.«
    »N-nein, tut es nicht.«
    »Braves Mädchen.« Riley grinste. »Wir wollen doch nich, dass ihm hier noch mehr passiert, was?«
    Und so fanden sie die Polizisten, die durch die Geräusche des Kampfs herbeigerufen worden waren: Sergeant Riley über Hicks wachend und Holland auf dem Boden ausgestreckt mit dem Kopf in Marys Schoß.

21
    Déprez konnte nicht gefasst werden. Noch in derselben Nacht wurde der Park bis in den letzten Winkel

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