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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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gab ihm damit zur Antwort: Ich bin kein Feigling.
    »Wenn diese Falltür zu ist«, sagte Mr. Somerville und untersuchte die Oberfläche der Klappe, »dann kann man in der Tat darübergehen, ohne zu ahnen, dass sich darunter etwas befindet.Vermutlich habe ich das schon mehr als einmal getan, ohne die leiseste... Aber wie dem auch sei«, fuhr er fort, nachdem die Falltür zugeklappt und er tatsächlich darübergeschritten war, »ich bezweifle, dass wir hier noch etwas Nützliches herausfinden. Unsere Freunde haben nicht viel zurückgelassen, was uns weiterhilft.«
    Sie zogen die Eingangstür hinter sich zu und schlossen sie mit Marys Schlüssel ab. Mr. Somerville schlug vor, jemanden kommen zu lassen, um die Schlösser auszuwechseln, aber bis dahin konnte man so zumindest Sturm und Regen sowie umherstreunende Diebe fernhalten.
    »Zigeuner«, sagte Mary und dachte an Mrs. Tiptons Worte.
    »Bitte? Oh, ach so«, sagte Mr. Somerville und nickte.
    Déprez wollte das hintere Ende des Geheimgangs in Augenschein nehmen, daher gingen sie zur anderen Seite des Hauses. Holland öffnete die niedrige Holztür, und Mr. Somerville stocherte mit seinem Stock nachdenklich in die dunkle Maueröffnung hinein. »Ein Glück, dass die Tür von draußen nicht mit einem Vorhängeschloss versperrt war«, sinnierte Déprez, »aber ich nehme an, ihr Vorhandensein war in Vergessenheit geraten, sonst hätten die Schmuggler sie selbst benutzt.«
    »Seien wir also dankbar, dass der Mensch vergesslich ist«, pflichtete ihm Mr. Somerville bei, »und Sie nicht auf das Mitleid dieser Schurken angewiesen waren. Nicht dass Sie jemals wirklich in Gefahr gewesen wären«, schickte er rasch in einem jovialeren Ton hinterher. »Aber dennoch - eine äußerst unangenehme Sache.«
    Auf dem Weg zurück zur Kutsche setzte er seine Plauderei gut gelaunt fort. »Wissen Sie«, bemerkte er, »das hier ist wirklich ein ganz bezauberndes altes Anwesen. Es war wie geschaffen für den alten Finch - ich meine, für Mr. Finch. Dieser überdachte Kreuzgang ist ein bemerkenswertes Beispiel für den frühgotischen Baustil, wie man mir sagte. Mr. Hunnable hat sogar vor, eine Abhandlung darüber zu verfassen - nicht wahr, Sir?«
    »Ja«, versicherte ihm Mr. Hunnable mit piepsender Stimme, »das ist in der Tat mein Bestreben.«
    Mary ging neben Captain Holland, und Mr. Déprez trat an ihre andere Seite. »Hoffentlich hat diese schreckliche Geschichte Ihnen das Anwesen nicht madiggemacht, Miss Finch. Sodass Sie nun eine Abneigung dagegen haben, wollte ich damit sagen.«
    »Aber nein«, erwiderte Mary in bemüht selbstsicherem Tonfall. Sie war überzeugt, keiner der Männer, außer vielleicht Mr. Hunnable, würde sich von einer Schmugglerbande abschrecken lassen, und sie wollte keineswegs weniger beherzt als ein Mannsbild erscheinen. »Ich würde gern einmal die Bibliothek meines Onkels durchstöbern«, fuhr sie leichthin fort. »Vielleicht an einem anderen Tag.«
    »Dann lesen Sie wohl auch so gern wie Ihr Onkel und sind eine veritable Büchernärrin, wie Mrs. Tipton es zu nennen pflegt?«
    »Das bin ich wohl, wenn sich mir die Gelegenheit dazu bietet.«
    »Nun, vermutlich werden Sie es indes recht mühsam finden, sich durch all die Bücher Ihres Onkels hindurchzukämpfen, denn ich glaube nicht, dass viel dabei ist, was eine junge Dame interessieren könnte«, gab Mr. Somerville zu bedenken. »Für Romane oder dergleichen hatte er bestimmt nicht viel übrig, und ich vermute mal, Sie mögen Romane sehr gerne?«
    Mary fragte sich, ob die Vorliebe für Romane etwas war, zu dem sie sich freimütig bekennen sollte. Mr. Somervilles spöttischer Ton legte ihr nahe, es nicht zu tun. Captain Holland war ebenfalls etwas von ihr abgerückt. Alleine Mr. Déprez schien die Sache in einem positiveren Licht zu sehen; deshalb wandte sie sich ihm zu. »In Cambridge gibt es eine hervorragende Leihbücherei«, erklärte sie, »und wenn jemand von unserer Schule sich dort ein Buch ausgeliehen hatte, dann haben wir es meist alle gelesen.«
    Déprez nickte. »Das glaube ich gern.«
    »Und eine meiner Kolleginnen mochte Romane besonders gerne.«
    Mr. Somervilles spöttische Bemerkung zwang sie, ihm zu versichern, dass sie auch Dichtkunst, Geschichtsbücher und überhaupt jede Art von Büchern mochte.
    »Nun, ich hoffe, Sie halten sich an solche mit glücklichem Ausgang«, sagte er, wobei er leise vor sich hin lachte. »Liebe, romantische Gefühle und ein glücklicher Ausgang. Diese Art Lesestoff eignet

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