Miss Meermaid steht zur Wahl

nicht zusammengebrochen. Er hat ein Alibi.«
    »Das ist gefälscht«, sagte sie
überzeugt. »Wir werden es widerlegen, Danny, Sie werden sehen.«
    »Das Interessante daran ist«,
erwiderte ich, »falls sein Alibi echt ist, ist Ihre Geschichte gelogen. Und
wenn Sie lügen, müssen Sie einen Grund dazu haben. Ihr Hotelzimmer grenzt
unmittelbar an das von Alisha Hope. Nichts konnte Sie daran hindern, zu ihr
hinüberzugehen, gleich nachdem die beiden Burschen mich hinausgetragen haben,
und sie zu erwürgen. Wie ist das?«
    »Da irren Sie sich gründlich,
Danny.« Mit einem nachsichtigen Lächeln schüttelte sie den Kopf. »Fakten, Sie
müssen sich an die Fakten halten, und Motive gehören dazu. Ich habe Ihnen
bereits einen Hinweis gegeben. Claud Duval. Setzte er Fakten dagegen? Nein! Er
kam Ihnen mit einem Alibi.«
    »Das von einem Zeugen bestätigt
wird«, sagte ich. »Aber Sie, mein Kind, Sie haben mir nur eine Behauptung
gegeben, die durch keinen Zeugen unterstützt wird.«
    »Sie denken einfach nicht klar,
Danny«, antwortete sie. »Jetzt muß ich aber gehen und mich umziehen. Wir
sprechen später noch darüber, wie wär’s?« Sie drückte wieder meinen Ellbogen
und verschwand dann in der Garderobe.
    Ich ging durch den Gang zurück,
bis ich die Hinterbühne erreichte, wo ein paar Männer damit beschäftigt waren,
den Tisch für die Preisrichter und ein Podest für die Bewerberinnen aufzubauen,
so daß die Zuschauer den Anblick der Meermaid-Badeanzüge und wie man sie
ausfüllte, gründlich studieren konnten.
    »Mr. Mann?« fragte eine Stimme
mit stark südlichem Akzent irgendwo in der Nähe.
    Ich drehte mich um und sah eine
gebrechliche, nach Magnolien duftende rötliche Blondine, die mir ängstlich
zulächelte.
    »Können Sie mir nicht helfen,
Mr. Mann?« fragte sie besorgt.
    »Versuchen wir’s mal«, sagte
ich.
    »Ich bin Yvonne Cleary , eines der Mädchen bei diesem Wettbewerb«, sagte
sie, »und ich habe mich verlaufen, Mr. Mann. Wo kann ich mich denn in meinen
hübschen kleinen Badeanzug umziehen?«
    »Warum nicht gleich hier?«
fragte ich hoffnungsvoll.
    »Aber, Mr. Mann.« Sie klimperte
entzückt mit langen Wimpern. »Ich muß schon sagen, daß Sie mir den Atem
nehmen.«
    Ich wollte mich erbötig machen,
ihr auch die Kleider wegzunehmen, damit sie schneller in ihren Badeanzug kam,
als ich über ihre zarte Schulter sah, daß wir Gesellschaft bekommen hatten.
    »Die Umkleideräume liegen dort,
Zuckerkind.« Ich deutete in die Richtung. »Wenn Sie aber Hilfe beim Umziehen
brauchen, rufen Sie einfach nach Danny Boyd.«
    »Das tue ich bestimmt«,
versicherte sie mir kokett. »Sie sehen wie ein starker Mann aus, wie ein
Mädchen ihn braucht, wenn es ganz allein von zu Hause fort ist und so weiter.«
Langsam ging sie davon und überließ es mir, den Magnolienduft zu schnuppern,
den sie in der Luft zurückließ.
    Duval kam mit einem nervösen
Lächeln, das wie in sein Gesicht geklebt war, auf mich zu.
    »Ich habe gerade mit Helen
Richmond gesprochen«, sagte er. »Sie erklärte mir, Sie seien Privatdetektiv und
von ihr zum Schutz der Bewerberinnen engagiert worden. Das erklärt
selbstverständlich die Frage, die Sie heute an mich stellten. Ich wollte mich
für meine Unhöflichkeit entschuldigen, Boyd. Ich hoffe, Sie tragen mir nichts
nach.«
    »Alles ist in bester Ordnung«,
antwortete ich. »Ich habe Ihr Alibi überprüft.«
    »Darüber bin ich froh.«
    »Aber nicht überrascht?«
    »Warum sollte ich überrascht
sein?«
    »Es wurde bestätigt«, sagte ich.
    Er sah mich verständnislos an.
»Das war doch selbstverständlich. Ich sagte Ihnen die Wahrheit, und ich wußte,
daß Elaine keinen Grund haben würde, es zu bestreiten.«
    »Trotzdem würde ich gerne
wissen, was Sie gestern abend im Zimmer von Alisha Hope zu suchen hatten«,
sagte ich.
    »Ich war doch gar nicht da«,
antwortete er mürrisch. »Das habe ich Ihnen schon gesagt. Ist das denn nicht
durch mein Alibi bewiesen?«
    »Fragen Sie mich nächste Woche
noch mal«, erwiderte ich, »vielleicht habe ich dann eine Antwort auf Ihre
Frage.«
    Als die Veranstaltung begann,
hielt ich ein Auge — beide Augen — auf die Mädchen, während sie hintereinander
aus den Garderoben kamen und zur Bühne wanderten und nach Beendigung des
Wettbewerbes wieder zurückgingen. Die endgültigen Bewerberinnen für das Finale
waren ausgewählt, einschließlich Bella Lucas und Yvonne Cleary ,
dem kleinen Mädchen, das sich verlaufen hatte. Jeder mußte eine Rede halten,
auch