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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Helen Richmond. Dann war alles vorbei. Ich stand als Wache vor der Reihe
der Garderobentüren und wartete darauf, daß die Mädchen das Theater sicher
verließen.
    Nach und nach legte sich Stille
über das Haus. Jedermann schien verschwunden zu sein, und ich kam auf die
Vermutung, daß sie wahrscheinlich irgendwo bei einem Drink zusammensaßen, und
einer davon hätte sich auch an mich erinnern können. Dann schoß, wie die
Erfüllung des Alptraums einer Jungfrau, Myers durch den Korridor auf mich zu.
    »Da ist jemand für Sie am
Telefon, Boyd«, sagte er hastig, »im Büro des Managers.«
    »Sagen Sie, ich wäre nicht zu
finden gewesen.«
    »Aber der Mann verlangt sehr
hartnäckig, Sie zu sprechen«, sagte Myers ernsthaft, »er will sich nicht
abweisen lassen, ich sollte Ihnen sagen, sein Name wäre Hal.«
    »Hal?«
    »Vielleicht ist es ein guter
Freund von Ihnen?« Myers blinzelte mich ängstlich an.
    Der einzige Hal, den ich
kannte, war der Bursche, der seine Faust gegen meinen Magen gehämmert hatte,
während sein Spielgefährte, Charles, mich in seiner Bärenumarmung gehalten
hatte. Das war der Bursche mit der höflichen Stimme und den bleischweren
Fäusten. Ich fand, ich sollte ans Telefon gehen.
    »Der gute alte Hal«, sagte ich
zu Myers. »Ich werde mit ihm sprechen.«
    »Dann ist er also ein alter
Freund von Ihnen?«
    »Ich habe ihn nur einmal
gesehen«, antwortete ich. »Aber er hat einen nachhaltigen Eindruck auf mich
gemacht.«
    Ich ging schnell durch den
Korridor und in das Büro des Managers, das verlassen war. Der Hörer lag auf dem
Schreibtisch. Ich hob ihn auf und meldete mich.
    »Mein Name ist Hal«, sagte die
gestutzte Stimme. »Sie erinnern sich vielleicht, daß wir uns einmal
begegneten?«
    »Gewiß«, bestätigte ich. Ich
erinnerte mich auch an das glatte Gesicht und den quasi militärischen
Schnurrbart, der so gestutzt war, daß er zu der Stimme paßte. »Bei dieser
Gelegenheit hatten Sie diesen Irrenwärter bei sich, einen Kerl, den Sie Charles
nannten.«
    »Ich freue mich, daß Sie
wenigstens Charles und mich nicht vergessen haben«, sagte er kalt. »Doch
anscheinend haben Sie unsere Warnung vergessen, Boyd. Ich sagte Ihnen, daß
diese Schönheitskonkurrenz abgesetzt werden muß. Sie haben aber zugelassen, daß
sie fortgesetzt wird. Das ist definitiv meine letzte Warnung. Ein Mädchen starb
bereits, weil sie sich weigerte, auf mich zu hören. Heute
nacht wird infolge Ihrer Dummheit ein weiteres Mädchen sterben. Wenn das
Finale des Wettbewerbs stattfindet, sterben noch zwei. Haben Sie verstanden?«
    »Sie sind nicht ganz richtig im
Kopf. Hinter Ihrem Schnurrbart nagen Würmer. Sie haben Ihnen bereits den Schädel
ausgehöhlt, und jetzt nagen sie weiter nach unten. Nächste Woche haben Sie auch
keine Stimme mehr. Aber wenn ich Sie und Ihren verkorksten Begleiter jemals
erwische, werde ich...«
    »Ich habe keine Zeit, mir Ihr
kindisches Geschwätz anzuhören, Boyd«, unterbrach er mich schroff. »Miss
Richmond ist wieder hier in der Stadt. Sagen Sie ihr, was geschieht, wenn sie
den Wettbewerb nicht absagt. Und ich wiederhole: Dieses ist meine letzte
Warnung.«
    Als er einhängte, drang ein
scharfes Klicken an mein Ohr. Ich betrachtete den Hörer für eine Sekunde und
kam zu dem Ergebnis, daß er Hals Familienalbum auch nicht wissen konnte, darum
legte ich ihn auf die Gabel zurück. Auf dem halben Weg zu den Garderoben stieß
ich mit Myers zusammen, als ich um die Ecke kam.
    »Haben Sie Ihren Anruf richtig
erhalten, Mr. Boyd?« fragte er.
    »Gewiß«, sagte ich. »Wo sind
denn all die anderen?«
    »Die Mädchen ziehen sich,
glaube ich, noch um.« Ein verhaltenes Funkeln erschien für einen Augenblick in
seinen Augen. »Selbstverständlich habe ich nicht — äh — durchs Schlüsselloch
geguckt.«
    »Ich meine Duval, diese Dame
Curzon und Miss Richmond.«
    Er schüttelte hilflos den Kopf.
»Ich weiß nicht, Mr. Boyd. Ich habe überall nach ihnen gesucht. Irgendwie
scheinen alle verschwunden zu sein. Ich gebe zu, ich bin beunruhigt. Es könnte
doch durchaus sein, daß Miss Richmond weitere Anweisungen für mich hat, und ich
kann sie nicht finden.«
    »Wenn es ganz schlimm wird,
können Sie sich ja ausweinen«, riet ich ihm.
    »Also wissen Sie«, antwortete
er gekränkt, »deswegen brauchen Sie nicht ausfallend zu werden, Mr. Boyd. Ich
versuche nur, meine Pflicht zu tun.«
    Damit ging er davon und
murmelte mit sich selbst. Das bedeutete, daß er jedenfalls einen aufmerksamen
Zuhörer hatte.
    Zwei

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