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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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versicherte er mit Leidensmiene. »Theaterdirektoren
scheinen zu glauben, ich sei — mit einem Wort — von einem Dämon besessen.«
    »Und der wäre — mit einem
Wort?«
    »Alkohol«, erklärte er
bedrückt. »Sie glauben mir nicht mehr, daß ich für mehr als eine Vorstellung
nüchtern bleiben kann. Deshalb bin ich zeitweilig auf Eintagsengagements dieser
Art angewiesen. Zwanzig Dollar, und die Uniform muß am nächsten Morgen vor zehn
zurückgegeben sein.«
    »Schlimm, schlimm«, sagte ich
und wollte an ihm vorbei in das Theater.
    »Die Zeiten sind hart,
Jungchen«, stimmte er zu. Seine Handfläche legte sich gegen meine Brust und hielt
mich auf der Stelle fest. »Aber ein großzügiges Trinkgeld hier und da hilft
auch weiter.«
    »Sie sollen ein Trinkgeld
haben«, erklärte ich höflich, »aber nehmen Sie Ihre Hand von meiner Brust, oder
ich erwürge Sie auf der Stelle mit Ihrer eigenen Goldverschnürung.«
    Er zog seine Hand zurück, grub
mit ihr in einer der geräumigen Taschen seiner Uniform und zog dann eine Karte
heraus.
    »Sie sind ein Mann nach meinem
Herzen, Jungchen«, sagte er heiter. »Auch ich habe nie daran geglaubt, es lohnt
sich, für den Totengräber zu sparen. Falls Sie zu irgendeiner Zeit einmal einen
guten Mann für alles, was Sie wollen, brauchen, wenn es nicht gerade Propaganda
für Enthaltsamkeit ist, wenden Sie sich an mich.«
    Die Karte war hübsch graviert
und es stand schlicht darauf: Dominic Ludd , und
darunter: Schauspieler auf Reisen. In der rechten unteren Ecke stand eine
Telefonnummer.
    In dem Büro des Managers fand
ich Helen Richmond und Myers vor. Keiner von beiden begrüßte mich mit einem
Lächeln, als ich eintrat.
    »Sie kommen drei Minuten zu
spät«, sagte Helen Richmond scharf. »Ich halte auf Pünktlichkeit, Mr. Boyd.«
    »Ist das auch so eine neue
Mode?« fragte ich interessiert. »Sie muß noch neuer sein als Zen-Buddhismus.«
    Vielleicht war es ihr Kleid,
das ostasiatische Assoziationen bei mir auslöste — ein schönes Modell aus
glänzend schwarzer Seide. Ein goldener Faden bildete ein delikates Muster auf
der Vorderseite, wo die Seide eng ihre festen, spitzen Brüste umschloß. Der
Rock hatte an den Seiten lange Schlitze, und wenn sie sich bewegte, erhaschte
man einen folternden Blick auf in Nylon gehüllte Oberschenkel. Sie hätte nur
eine Zahl zu tragen brauchen und sofort meine Stimme für Miss Meermaid
bekommen.
    »Sollten wir nicht zur Sache
kommen?« fragte Myers behutsam.
    »Warum?« fragte ich bedauernd
zurück. »Sie müssen nicht bei Sinnen sein, wenn Sie nicht einfach hier
stillsitzen und Miss Richmond in ihrem orientalischen Gewand bewundern können.«
    »Die Veranstaltung soll um acht
Uhr beginnen«, sagte Myers nervös. »Und ich, Mr. Boyd, muß mich — äh — gegen
Ihre — äh — äh — frivolen Bemerkungen über Miss Richmond, die ja schließlich
Ihre Auftraggeberin ist, verwahren.«
    »Sie werden zugeben müssen, daß
sie als Auftraggeberin falsch eingesetzt ist, Myers«, entgegnete ich.
»Vergeudet ihre Zeit mit Abrechnungen und Prozenten und so Zeug, dabei brauchte
sie nur einen ihrer Badeanzüge zu tragen und würde mit dem ersten Preis bei der
Schönheitskonkurrenz ausgezeichnet werden.«
    »Boyd!« Myers Gesicht war
dunkelrot. »Ich muß mich noch nachdrücklicher verwahren. Sie können in dieser
Weise nicht mit Miss Richmond sprechen.«
    »Ich sprach mit Ihnen«,
antwortete ich. »Vergessen Sie nicht, daß ich bei Wettbewerben ein Fachmann
bin. Sogar Preisrichter.« Ich blickte kritisch zu Helen hinüber. »Für ihr
Aussehen und ihre Figur würde ich ihr hundert Prozent geben...«
    »Halten Sie den Mund«, fuhr sie
mich an.
    »... aber für Persönlichkeit
eine glatte Null«, schloß ich. »Aber schließlich findet man ja keine Dame, die
alles hat, Myers, oder kommen Sie auf dem Gebiet der privaten Beziehungen über
das Stadium des Träumens nie hinaus?«
    »Ich... Sie... ich...«
    »Gehen Sie, Myers. Dem sind Sie
nicht gewachsen«, sagte Helen Richmond ungeduldig. »Gehen Sie und nehmen Sie
die Bewerberinnen in Empfang, wenn sie ankommen. Ich will Boyd jetzt
instruieren.«
    »Jawohl, Miss Richmond«, sagte
Myers pflichtbewußt und trottete aus dem Raum.
    »Bringt er Ihnen jeden Tag
einen Apfel, wenn Sie in Miami sind?« fragte ich, nachdem er draußen war.
    »Ich wünsche, Sie hörten auf,
witzig zu sein«, sagte sie. »Ich verlasse mich auf Sie, dafür zu sorgen, daß
heute abend nichts passiert.«
    »Sie gehen ein riesiges

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