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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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im Hotel an und werde
beiläufig erwähnen, daß ich die ganze Zeit in meinem Zimmer bleiben werde. Wenn
er also hierherkommt, um mich zu ermorden, springen Sie aus dem Schrank und
überraschen ihn vor der Tat.«
    »Angenommen, ich komme zu
spät?« fragte ich sanft.
    Darauf folgte die
erwartungsvolle Stille allen Schweigens. Es dauerte vielleicht zehn Sekunden.
    »Daran — daran hatte ich nicht
gedacht«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Das wäre furchtbar.«
    »Auch schmerzhaft«, stimmte ich
zu. »Hören Sie, mein Schatz. Warten Sie doch erst mal ab. Ich werde mir Duval
sofort vornehmen. Wollen wir uns nicht heute abend treffen, und ich berichte
meine Ergebnisse? Dann können Sie für mich überlegen, warum ich all die
falschen Fragen stelle.«
    »Also gut«, sagte sie
zweifelnd. »Aber wäre es nicht besser, wenn ich mit Ihnen zu Duval ginge? Ich
meine, Sie würden es doch nicht merken, wenn er unbewußt einen Hinweis gibt und
all das, oder?«
    »Ich werde mich auf meine
laienhafte Weise schon durchwursteln«, sagte ich. »Dann setzen Sie mir heute
abend alles genau auseinander. Wäre das nicht besser?«
    »Wahrscheinlich ja.« Sie wurde
etwas munterer. »Aber es muß doch etwas geben, wodurch ich helfen kann.«
    Die Schmerzen klopften
schlimmer, als ich verzweifelt nach einem Einfall suchte. »Dieser
Fabrikleiter«, sagte ich schließlich eifrig. »Myers heißt er. Ich habe ihn im
Verdacht, daß er in die Geschichte verwickelt ist. Ich vermute, daß er einen
unbeherrschbaren Hang zu Mädchen hat...«
    »So wie Sie?«
    »Noch schlimmer«, knurrte ich.
»Warum suchen Sie nicht nach einem Vorwand, um ihn in der Fabrik aufzusuchen.
Spielen Sie ihm eine große Szene vor, daß Sie ihn für eine Mischung zwischen
einem Industriemagnaten und einem großen Liebhaber halten. Bringen Sie ihn
dazu, daß er Sie vielleicht zum Essen einlädt. Finden Sie heraus, ob er auf
Alisha wild war, und ob er ein geheimes Einverständnis mit Duval hat.«
    »Halten Sie das wirklich für
wichtig, Danny?«
    »Bella«, sagte ich
nachdrücklich, »das ist bedeutender, als wir beide ahnen. Es ist so
lebenswichtig, daß ich nicht einmal sagen möchte, warum. Jedenfalls nicht am
Telefon.«
    »Also gut«, antwortete sie
eifrig, »dann werde ich das tun.«
    »Ich wußte, daß ich mit Ihnen
rechnen kann, mein Schatz«, log ich. »Wir sehen uns heute abend und vergleichen
unsere Ergebnisse.«
    »Ich werde bereit sein und auf
Sie warten«, versprach sie, und wenn sie ein anderes Mädchen als Bella Lucas
gewesen wäre, hätte ich das als Aussicht auf einen interessanten Abend
gewertet.
    Etwa eine Stunde später klopfte
es an meine Tür, und inzwischen war ich soweit, daß ich dem Tag gefaßt
gegenübertreten konnte. Ich war mir aber nicht ganz so sicher, ob ich dem
Burschen gegenübertreten konnte, der ins Zimmer kam, als ich die Tür öffnete.
    Wenn Dominic Ludd nicht die Uniform trug, die er am vergangenen Abend
angehabt hatte, sah er überraschend anders aus. Es war das erstemal ,
daß ich ihn mit bloßem Kopf sah, und sein Kopf war wirklich bloß, kahl wie Yul
Brynner. Er trug ein leuchtend blaues Seidentuch auf Piratenmanier um den Hals
geschlungen, ein zitronenfarbenes, mit schwarzen Pünktchen bedrucktes Hemd und
eine zerknitterte Baumwollhose, die seit langem jeden Glanz des Neuseins
verloren hatte. Die große Hakennase und das sardonische Schimmern in den
leuchtend blauen Augen waren das gleiche, aber für zehn Uhr morgens bot er
einen Anblick.
    »Seien Sie mir gegrüßt,
Jungchen«, dröhnte er mit seiner vollen Stimme, die außer den Wänden auch mein
Nervensystem erbeben ließ. »Sie brauchen mich?«
    »So dringend wie ein Loch im
Kopf«, knurrte ich. »Können Sie die Lautstärke etwas zurückdrehen, oder muß ich
das Loch im Kopf wirklich erst bekommen?«
    »Wenn Ludd in Hollywood flüsterte, verstand man im Zentrum von Los Angeles jedes Wort.« Er
lächelte glücklich bei der Erinnerung. »Das ist meine Berufsausbildung,
Jungchen, ich kann gegen meine prachtvolle Stimme nicht mehr machen als Sie
gegen Ihr verunglücktes Profil.«
    »Verunglücktes...« stammelte
ich. »Gegen mein Profil ist nichts einzuwenden, Mann, es ist vollkommen.«
    »Genau das.« Er nickte
zustimmend. »Es hat also nichts zu sagen. Wie das vollkommene Vakuum, Jungchen,
eine Menge Nichts, das von einem Behälter umgeben ist.«
    »Wenn Sie mit diesem
Jungchenquatsch nicht aufhören, reiße ich Ihnen einen Arm aus und schlage Sie
damit zusammen«, drohte ich

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