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Miss Meermaid steht zur Wahl

Miss Meermaid steht zur Wahl

Titel: Miss Meermaid steht zur Wahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ihm.
    »Nur eine Redensart«,
antwortete er gelassen. »Aber wenn es Ihnen lieber ist, daß ich mich an Ihr
modernes Idiom halte, bin ich dazu bereit. Ich war oft in meinem Leben
unterwegs. Es genügte, um Zen zu verstehen und ein Fremdkörper in einer harten
Welt zu sein, aber dank Buddha habe ich nie gesessen.«
    »Also gut«, sagte ich. »Kennen
Sie Miami? Kennen Sie sich hier in der Stadt aus?«
    »Wie mit dem Schild auf einer
Flasche Scotch«, erwiderte er prompt, »und da wir gerade davon reden...«
    »Um diese Zeit am Morgen?«
    Er hob seine massiven
Schultern. »Ganz richtig. Es ist bereits Viertel nach zehn, und ich habe noch
nichts getrunken.«
    Ich zog mich auf die leichteste
Weise aus der Affäre und bestellte beim Zimmerkellner eine Flasche Scotch und
Eis, die innerhalb von fünf Minuten gebracht wurden. Noch bevor der Kellner aus
dem Zimmer war, schenkte sich der Schauspieler auf Reisen seinen zweiten Drink
ein, ein einfacher Prozeß, der darin bestand, daß er ein Glas mit gutem Whisky
füllte.
    »Ah!« Er schmatzte genußvoll
mit den Lippen, nachdem er das Glas geleert hatte. »Das ist die Sache,
Jungchen, das belebt die Leere.«
    »Machen Sie so weiter, und Sie
befinden sich schnell auf der Straße«, warnte ich ihn. »Geradewegs durchs
Fenster.«
    »Ich vernahm den Ruf zu den
Waffen«, sagte er und schenkte sich einen dritten Drink ein, ehe er sich
behaglich in einen Sessel setzte. »Ich bin ganz Ohr.«
    »Vorwiegend Nase«, widersprach
ich. »Haben Sie gehört, daß gestern abend in dem Theater eines der Mädchen fast
zu Tode gewürgt wurde?«
    »Ich hörte Gerüchte«,
antwortete er. »Wollen Sie, daß ich die Sache zu Ende führe?«
    Gerade in diesem Augenblick
stellte ich fest, daß auch ich einen Drink brauchte. Nach dem ersten Glas, und
während ich mir das zweite einschenkte, schickte der Scotch eine warme Welle
der Zuversicht durch meine Adern, und ich versuchte es noch einmal.
    »Sie haben von dem anderen
Mädchen gelesen, das auch eine der Bewerberinnen bei der Schönheitskonkurrenz
war, und das in ihrem Hotelzimmer ermordet wurde?«
    »Ich weiß alles, was in Miami
vorgeht«, erklärte Dominic bescheiden. »Und das meiste von dem, was dabei
herauskommt.«
    Mit geschlossenen Augen sprach
ich schnell, damit er mich nicht unterbrechen konnte, und gab ihm einen
schnellen Abriß über den Meermaid-Wettbewerb, Alisha Hope und die wichtigsten
beteiligten Figuren.
    »Sie sollen mir
Hintergrundmaterial beschaffen«, sagte ich schließlich. »Zunächst über Alisha
Hope, dann über Duval und Elaine Curzon und danach über Maurice Myers, den
Fabrikleiter. Können Sie das?«
    »Ich verfüge über alles, was
dazu gehört, mein Freund«, behauptete er eindrucksvoll. »Von einer winzigen
Nebensächlichkeit abgesehen.«
    »Ich weiß«, sagte ich mürrisch.
»Geld.«
    »Ein kleiner Vorschuß?« Er
lächelte bescheiden. »Selbstverständlich nur Spesengeld. Ich werde kein Gehalt
verlangen, solange ich nicht bewiesen habe, was ich wert bin.«
    »Fünfzig Dollar sollten
zunächst ausreichen«, sagte ich streng und gab ihm das Geld.
    »Wann soll ich Ihnen Bericht
erstatten, Jungchen, sobald ich irgendwelche Informationen habe?«
    »Kommen Sie gegen sechs heute
abend«, sagte ich. »Bis dahin sollten Sie etwas erfahren können. Und nennen Sie
mich Danny. Wenn ich mir den Quatsch mit Jungchen noch lange anhören muß,
krabbele ich bald auf allen vieren und suche mir ein Hündchen zum Spielen.«
    »Ich werde es beherzigen,
Danny«, versicherte er ernst.
    »Fein. Jetzt verschwinden Sie
hier, bevor ich nervös werde und zu der Ansicht komme, ich sollte über Sie mit
einem Gemütsklempner reden.«
    »Mann, ich bin ja schon fort.«
Er stemmte seine große Gestalt aus dem Sessel und wandte sich zur Tür. Dann
drehte sich sein Kopf wie von einem Magnet angezogen langsam zu der Flasche
Scotch. »Wenn Sie das nicht mehr brauchen, Dannyboy, werde ich...«
    »Nehmen Sie es«, sagte ich
erschöpft. »Wenn Sie sparsam damit umgehen, könnte es reichen, bis Sie unten im
Foyer sind.«
    »Sie sind ein wahrer Freund«,
antwortete er ernsthaft. Er verschloß die Flasche und nahm sie fest unter den
Arm. »Ein deutsches Sprichwort sagt: >Freundschaft ist nur Liebe mit
Verständnis<. Setzen Sie Scotch an die Stelle von Liebe, dann haben Sie die
Wahrheit. Leben Sie wohl.«
    Die Tür schloß sich hinter ihm,
und ich stand da und fragte mich benommen, ob ich denn verrückt wäre, diesem
Komiker Ludd meine Beinarbeit anzuvertrauen.

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