Miss Meermaid steht zur Wahl
können, wenn ich mit meinen Zahlungen in Verzug gerate. Er
wird sie irgendwo aufheben, wo er sie sofort Helen zeigen und mit ihr schnell
ein Geschäft abschließen kann. Es ist alles hübsch eingefädelt, Danny. Er kann
so oder so nicht verlieren.«
»Ja«, sagte ich. »Nur noch eine
Frage. Haben Sie jemals in Duvals Gesellschaft zwei Burschen gesehen, die Hal
und Charles heißen? Hal ist sehr elegant angezogen und schrecklich höflich.
Charles ist ein Gorilla, dem ein Ohrläppchen fehlt.«
»Ja, gewiß«, bestätigte sie
gleichmütig. »Sie meinen Hal Stone und Charles Blair. Beides sind
Geschäftsfreunde von Claud, oder als solche stellt er sie jedenfalls vor.«
»Danke«, sagte ich. »Jetzt brauchen
Sie mir nur noch einen Scheck über tausend Dollar zu geben, und dann kann ich
mich auf den Weg machen.«
»Müssen Sie so schnell fort?«
fragte sie beiläufig.
»Schlagen Sie etwas Besseres
vor?«
Sie lächelte träge. »Nun, ich
habe mich in Ihnen geirrt. Ich halte es nur für fair, wenn Sie lang genug
blieben, um festzustellen, daß auch Sie sich in manchem geirrt haben.«
»In was, zum Beispiel?«
»Sex etwa. Sie halten mich für
frigid oder so. Und dann ist da noch die Frage der Schaumgummipolster.«
»Solange bleibe ich noch«,
versprach ich. »Ich halte viel von Bewährung. Gerade bei Sachen wie Schaumgummi
ist nichts so überzeugend wie der Augenschein. Das war schon immer meine Rede.«
Elaine erhob sich von der
Couch, ging zum Fenster hinüber und ließ die Sonnenjalousien herunter. Danach
lag der Raum im Halbdunkel. Dann kam sie zur Couch zurück und beugte sich zu
mir herab.
Es war spät am Nachmittag, als
ich in mein eigenes Zimmer zurückkehrte. Ich kam mir wie ein Schwergewichtler
vor, der fünfzehn Runden mit einem Champion hinter sich hatte. Ich ging unter
die Dusche, bestellte mir beim Zimmerkellner eine frische Flasche Scotch mit
Eis, saß dann in einem Sessel, trank Whisky und stierte trübsinnig auf die Wand
vor mir.
Vielleicht eine Stunde später
zwang mich ein kräftiges Klopfen an der Tür, mühsam aus dem Sessel aufzustehen.
Ich öffnete die Tür, und das Zimmer wurde klein, als Dominic Ludd es ausfüllte. »Ah.« Er schritt geradewegs auf die
Flasche Scotch zu. »Welche Gastfreundlichkeit, Danny. Ich hatte nichts zu trinken,
seit...«
»...der Cocktailbar neben dem
Foyer?« fragte ich.
»Ich leide einfach unter einem
Trinkzwang, Jungchen«, antwortete er fröhlich. »Eines Tages werde ich eine
tragbare Destillieranlage zum Selbstbasteln erfinden und ein Vermögen
verdienen, falls ich es je soweit bringe.«
»Was brachten mir meine fünfzig
Dollar ein?« fragte ich ohne wirkliche Hoffnung.
»Ich ging der Vergangenheit
dieses armen Mädchens nach, das ermordet wurde. Alisha Hope. Wußten Sie, daß
sie unmittelbar hier in Miami wohnte, Danny?«
»Und was noch?«
»Sonst nicht sehr viel, fürchte
ich.« Er machte es sich in dem Sessel mir gegenüber bequem. »Niemand in ihrer
Pension wußte etwas über sie. Sie lebte sehr zurückgezogen. Noch etwas. Sie
soll angeblich Mannequin gewesen sein. Berichtigen Sie mich, wenn ich mich
irre.«
»Das hatte ich auch schon
gehört«, stimmte ich zu.
»Warum wurde sie dann bei
keiner der Agenturen hier in der Stadt geführt? Das war nämlich nicht der Fall.
Ich habe bei allen nachgeforscht, trotz der Hitze des Tages, Jungchen.« Ein
pathetischer Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Es war eine
grausame Quälerei.«
»Vielleicht arbeitete sie als
eine andere Art Modell«, meinte ich, »Privatsitzungen für Amateure, nachts.
Diese Art etwa.«
»Ich bezweifle es.« Dominic
schüttelte entschieden den Kopf. »Ich habe ein paar Freunde, die — also — sie
kennen diese Seite des Geschäftes. Keiner hat je von ihr gehört.
»Was ist mit den anderen?«
»Elaine Curzon gibt eine
Modezeitschrift heraus.« Er gab mir einen kurzen Bericht, sagte mir aber
nichts, was ich nicht schon wußte.
»Was ist mit Duval?«
»Als er an die Reihe kam, hatte
ich keine Zeit mehr.« Dominic strich mit einem zärtlichen Zeigefinger sanft
über seine gebogene Nase. »So viele Stunden hat ein Tag ja auch nicht...«
»Besonders, da es in jeder
Straße so viele Bars gibt«, knurrte ich. »Also gut. Sie wissen, wo Duval sein
Atelier hat?«
»Einen Block hinter dem Arthur
Godfrey Road nach Creek End zu«, erwiderte er prompt. »Ich habe Ihnen doch
schon gesagt, Danny, ich kenne Miami in- und auswendig, als wenn ich hier
geboren wäre.«
»Ich
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