Miss Meermaid steht zur Wahl
für den ich Sie hielt«, sagte sie
langsam, »ich bitte um Entschuldigung.«
»Gewährt«, antwortete ich
großmütig. »Aber das bringt Ihnen im Augenblick nichts ein. Wie steht es nun
mit Duval und dem Meermaid-Anteil?«
»Ich hatte gerade einen
Einfall«, sagte sie fast geistesabwesend. »Wenn ich wirklich gescheit wäre,
Danny, sollte ich vielleicht das gleiche tun wie
Helen — mir einen guten Privatdetektiv engagieren.«
»Wozu?«
»Aber Sie würden nicht bei dem
gleichen Fall für zwei Klienten arbeiten, nehme ich an.« Sie seufzte leicht.
»Es würde gegen Ihre Moral verstoßen.«
»Moral?« wiederholte ich. »Wenn
es um Moral geht, kenne ich keine Hemmungen. Für Geld opfere ich alles — das heißt,
fast alles.«
Ein Finger klopfte im Stakkato
auf ihrem Knie, während die dunklen Augen berechneten, wieviel ihr drei weitere Münzen einbringen würden, nachdem sie mit der ersten schon
etwas gewonnen hatte.
»Was ich jetzt sage, ist völlig
vertraulich, Danny«, begann sie leise. »Wenn es sein muß, werde ich es später
abstreiten.«
»Von mir aus.«
»Ich werde erpreßt. Aber
richtig.«
»Um wieviel ?«
»Um einen hohen Prozentsatz der
Anteile an der Meermäid Corporation — falls ich sie
je bekomme«, sagte sie gespannt. »Es gibt auch noch ein paar andere Dinge — wie
ein Alibi zum Beispiel.«
»Duval?«
»Wer sonst?«
»Dann ist sein Alibi also
gefälscht?«
»Er rief mich an, sagte mir,
Sie hätten ihn ausgefragt und Sie würden mir bestimmt die gleichen Fragen
stellen, und es wäre besser, ich gäbe die richtigen Antworten, sonst...«
»Sie gaben also die richtigen
Antworten.«
Sie fuhr mit ihrer Hand in
einer femininen und irgendwie sehnsüchtigen Geste durch ihr volles, glänzendes,
pechschwarzes Haar.
»Sehen Sie das Offensichtliche,
Danny? Ich wage nicht, ihm das Alibi zu verweigern, solange er mich erpressen
kann.«
»Das ist einleuchtend. Womit
kann er Sie denn so in Angst versetzen?«
»Mit Fotos«, sagte sie tonlos.
»Diese bewußten Fotos etwa?«
»Duval ist Berufsfotograf und
macht sehr gute Aufnahmen«, antwortete sie bitter. »In dieser Art zu
fotografieren ist er Meister.«
»Haben Sie Sorgen um Ihren
Ruf?« fragte ich zweifelnd.
»Danny.« Sie lächelte schief.
»Sind Sie so naiv? Hat Helen Ihnen gesagt, weshalb ihr Vater sein Testament in
dieser Form aufsetzte?«
»Sie waren für ein paar Jahre
seine Privatsekretärin, und Helen vermutet darüber hinaus noch einiges mehr.«
»Ihre Vermutung ist richtig«,
bestätigte sie mit tonloser Stimme. »Er hatte ein Sommerhaus im Rockland
County, und wir fuhren am Wochenende heimlich dorthin, nur wir zwei allein. Wir
glaubten nicht, daß jemand anderer etwas davon wußte, aber Duval war neugierig
und kam bei einem seiner Besuche in New York dahinter. Er baute eine Kamera mit
Infrarotfilm auf, das ist ein Film, bei dem man kein Licht braucht, um
Aufnahmen zu machen.«
»Warum erpreßt Duval Sie denn
jetzt mit diesen Bildern?« fragte ich. »Der alte Richmond ist seit acht Monaten
tot.«
»Sie kennen die Bedingungen
seines Testaments«, antwortete Elaine. »Helen wird es mit einer Schar von
Anwälten anfechten, wenn es am Ende des Jahres so aussieht, daß sie ihren
Besitz an mich verliert. Können Sie sich nicht die herrliche Geschichte
vorstellen, die sie bei Gericht vorbringen wird, wenn sie sie durch diese
Bilder belegen kann? Wie würde ich mich auf der Vorderseite aller
Boulevardzeitungen von Küste zu Küste ausmachen?«
»Ich sehe die Sache also
folgendermaßen«, sagte ich. »Sie wollen ein Geschäft machen. Ich beschaffe die
Bilder, und Sie lassen Duvals Alibi platzen.«
»So etwa habe ich es mir
vorgestellt«, stimmte sie zu. »Aber ich bin bereit, Sie in aller Form zu
engagieren und Ihnen Ihr Honorar zu bezahlen, Danny. Ich habe Sinn für das, was
recht ist.«
»Für Elaine Curzon nämlich.«
Ich grinste sie an. »Also gut, für Geld stehe ich immer zur Verfügung. Tausend
Dollar Anzahlung, weitere viertausend, wenn ich die Bilder bringe.«
»Sie sind teuer, finden Sie
nicht auch, Danny?«
»Mit einem Genie soll man nie
handeln, Schatz«, sagte ich bescheiden. »Glauben Sie, daß Duval die Bilder hier
in Miami hat?«
»Ja«, bestätigte sie nickend.
»Sein Hauptstudio hat er hier. In New York hat er noch ein kleines Büro, und er
verbringt jedes Jahr ein paar Monate dort, aber hauptsächlich, um seine
Arbeiten zu verkaufen. Ich vermute, daß er sie hier bei der Hand hat, um gleich
danach greifen zu
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