Miss Meermaid steht zur Wahl
möchte mich mal in seinem
Studio umsehen«, sagte ich, »wenn gerade niemand da ist. Heute
nacht ginge es ganz gut. Wollen Sie mir dabei helfen?«
»Mit Vergnügen«, sagte er großmütig.
»Nachtarbeit bedeutet doch natürlich Überstundenzuschlag?«
»Selbstverständlich«, stimmte
ich mürrisch zu. »Hundert Dollar.«
»Sehr großzügig, Danny.« Er
stand auf und füllte sein Glas sorgfältig von neuem. »Darf ich fragen, warum
wir gehen?«
»Er besitzt etwas, das einem
meiner Klienten gehört«, erklärte ich ihm. »Auf Verlangen gibt er es nicht
zurück, darum müssen wir es uns auf andere Weise holen. Der Haken ist, daß er
es vermutlich irgendwo eingeschlossen hat, wo es sicher untergebracht ist.«
»Meinen Sie vielleicht einen
Safe?«
»Ich meinte so etwas wie einen
Safe.«
Dominic starrte für einen
Augenblick in die elfenbeinfarbene Flüssigkeit in seinem Glas. »Während des
Krieges«, sagte er, »wurde ich infolge eines tragischen Irrtums seitens eines
unfähigen Narren von Schreiber zu einer Pionierkompanie eingezogen statt zu
einer Frontbühne. Den größten Teil unserer Zeit verbrachten wir damit, einer
anderen Pionierkompanie zu folgen, um in die Luft zu sprengen, was sie gerade
aufgebaut hatte. Bei aller Bescheidenheit, man könnte mich berechtigtermaßen als Sprengstoffachmann bezeichnen.«
»Es besteht ein gewisser
Unterschied zwischen dem Sprengen einer Brücke und dem öffnen eines Safes«,
erwiderte ich.
»Lediglich eine Frage der
Stärke der Ladung, Jungchen«, antwortete er gelassen. »Für geringfügige
zusätzliche fünfzig Dollar werde ich mich glücklich schätzen, Ihnen heute nacht meine Fachkenntnisse zur Verfügung zu stellen —
und auch das erforderliche Material.«
»Ich komme langsam zu der
Ansicht, daß Sie sich zum Einbrecher besser eignen als zum Schauspieler,
Dominic«, sagte ich. »Sind Sie auch ganz sicher, Alisha Hope nicht umgebracht
zu haben, um einen Vorwand zu haben, mir bei diesem Job gegen Entgelt zu
helfen?«
Dominics buschige Augenbrauen
zogen sich zu einer geraden Linie über der Wurzel seiner gigantischen Nase
zusammen. Das Mienenspiel verlieh ihm ein satanisches Aussehen.
»Jungchen«, sagte er mit
ungeheurer Würde, »es gab mal eine Zeit, da bekam ich zweihundert Dollar Gage
für eine Nachmittagsvorstellung mitten in der Woche.«
»Schon gut«, sagte ich. »Wie
lange brauchen Sie, um Ihre Pionierausrüstung zu beschaffen?«
»Eine Stunde«, antwortete er.
Nach meiner Uhr war das halb
sieben. »Seien Sie gegen neun wieder hier«, sagte ich. »Dann werden wir uns mal
in Duvals Atelier umsehen.«
»Ist das nicht ein wenig früh,
Danny?« Für einen Augenblick stülpte er die Lippen vor. »Die Putzfrauen könnten
noch im Hause sein.«
»Seien Sie nicht läppisch,
Dominic«, sagte ich gereizt. »Halten Sie sich lieber ans Trinken und überlassen
Sie mir das Denken.«
»Ganz wie Sie wollen«,
erwiderte er herzlich. »Und vielen Dank. Ich werde um neun Uhr wiederkommen.«
Ich betrachtete ihn aufmerksam,
aber sein Gesicht strahlte Freundschaft und sogar Dankbarkeit aus. Fünf
Sekunden später stellte ich den Grund dafür fest, als er das Zimmer, die
Whiskyflasche sicher unter den Arm geklemmt, verließ. Wahrscheinlich hatte er
meinen Hinweis, sich lieber ans Trinken zu halten, buchstabengetreu ausgelegt.
Alles deutete darauf hin, als
sollte es eine ereignisreiche Nacht werden, und ich hatte schon einen
ereignisreichen Tag hinter mir. Etwas zu essen, das war’s, was ich jetzt
brauchte. Das Telefon klingelte, als ich die Tür erreichte. Zum Teufel damit,
dachte ich mir, überlegte es mir aber anders und ging zurück. Vielleicht war es
etwas Wichtiges. Wie sehr man sich täuschen kann, wurde wieder einmal bewiesen,
als ich Bella Lucas’ Stimme erkannte. »Danny, was ist aus Duval geworden?«
fragte sie aufgeregt.
»Noch nichts«, antwortete ich.
»Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihn aufzusuchen.«
»Was haben Sie denn den ganzen
Tag getan?«
»Stellen Sie jetzt keine
Fragen«, erwiderte ich hastig. »Was ist mit Myers? Konnten Sie ihn überreden,
Sie zum Essen einzuladen?«
»Ich ging zur Fabrik und suchte
ihn auf«, antwortete sie ohne jede Begeisterung. »Aber zum Essen lud er mich
nicht ein. Nicht einmal, nachdem ich ihn darum bat. Ich glaube, Sie täuschen
sich in ihm, Danny. Er ist nicht scharf auf Mädchen; er hat ganz einfach Angst
vor ihnen.«
»Nun, dann können wir ihn
vielleicht von der Liste streichen. Das ist immerhin schon
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