Miss Meermaid steht zur Wahl
an. »Im Atelier hat niemand geantwortet, es muß also leer sein, Danny«,
sagte sie. »Anschließend rief ich den Hausmeister an, und es imponierte ihm,
daß er mit der Chefin der Meermaid Corporation sprechen durfte. Er weiß alles
über den Wettbewerb. Eines der Mädchen aus dem Atelier hat ihm ein paar
Aufnahmen gezeigt. Er erwartet jetzt also meinen Assistenten, Mr. Jones, der
jede Minute kommen muß.«
»Fein«, sagte ich, »nochmals
vielen Dank im Namen des Assistenten Jones.«
»Es scheint beinahe zu einfach
zu gehen«, sagte Dominic, nachdem ich eingehängt hatte. »Wir müssen vorsichtig
sein, Danny. Ich habe nicht den Ehrgeiz, hinter Gittern aufzutreten.«
»Immer noch Lampenfieber,
Jungchen?« fragte ich ihn. »Trotz aller Berufserfahrung? Doch wenn Sie wirklich
nervös sind, können wir unterwegs in einer Bar Station machen.«
»Ah!« Er lächelte glücklich.
»Nur drei Kurze für unterwegs, und danach sieht alles anders aus.«
Indem ich ihn gewaltsam aus der
Hotelbar herauszerrte, gelang es mir, die drei Kurzen auf zwei zu beschränken.
Wir verließen das Hotel und gingen die fünf Blocks die Arthur Godfrey Road
entlang, dann einen Block weiter, bis wir ein fünfzehn Stockwerke hohes,
modernes Gebäude erreichten, in dem Duval sein Atelier hatte.
Ich drückte auf die
Nachtglocke. Wenige Sekunden später wurde die Tür vorsichtig geöffnet, und
unter einer blauen Schirmmütze blickte ein wettergegerbtes Gesicht zu uns
heraus.
»Guten Abend«, sagte ich
höflich, »mein Name ist Jones. Ich komme von der Firma Meermaid. Das hier ist
mein Mitarbeiter, Mr. Blau. Wenn ich richtig informiert bin, hat Miss Richmond
Sie angerufen, und...«
»Ja, das stimmt.« Die Tür
schwang weiter auf, und an der Revolvertasche am Gürtel des Mannes erkannte
ich, daß es ein Wachmann der Wach- und Schließgesellschaft war. Ich hätte einen
Hausmeister als Nachtwächter vorgezogen, der uns nur mit einem Besen bedrohen
konnte, falls etwas schiefging.
Ich trat ein, und Dominic
folgte mir auf den Fersen. Der Nachtwächter führte uns zu den Aufzügen. Eine
der Türen stand offen.
»Das Atelier ist im dreizehnten
Stock«, brummte er und drückte mit seinem Daumen auf den Knopf. »Ich werde Sie
hineinlassen. Wird’s lange dauern?«
»Wir müssen die Fotos
durchsehen, damit wir auch bestimmt die besten aussuchen«, antwortete ich. »Der
Erscheinungstag der Zeitschrift wurde plötzlich vorverlegt, darum müssen wir
die Aufnahmen noch heute nacht mit dem Flugzeug nach
New York abschicken. Wir dürfen nichts Falsches aussuchen. Es kann also eine
Weile dauern.«
Der Fahrstuhl hielt, und wieder
folgten wir dem Nachtwächter durch einen Korridor bis zu einer verglasten
Doppeltür mit der goldenen Aufschrift: Claud Duval, Fotograf, quer über
der Scheibe. Der Nachtwächter wählte einen Schlüssel aus einem dicken Bund und
schloß die Tür auf.
»Ich bin unten im Erdgeschoß«,
sagte er brummig, »geben Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind. Ich muß
nachher wieder abschließen.«
»Gewiß«, sagte ich. »Dank für
Ihre Mühe.«
»Nicht der Rede wert, Mr.
Jones«, antwortete er, blieb aber stehen und sah mich streng an.
»Blau«, sagte ich schroff.
»Ich mag zwar eine Menge
trinken, Jungchen«, dröhnte Dominics unwillige Stimme, »aber blau...«
»Mr. Blau«, unterbrach ich mit
Schärfe, »geben Sie dem Nachtwächter bitte fünf Dollar für seine Mühe.«
Dominic funkelte mich böse an,
zog dann widerwillig das Bündel Scheine, das ich ihm vor einer Weile gegeben
hatte, aus seiner Tasche und blätterte einen Fünfer ab.
»Nicht der Rede wert«,
wiederholte der Nachtwächter und zog den Geldschein flink aus Dominics Hand.
»Wenn ich sonst noch was für Sie tun kann, finden Sie mich im Erdgeschoß.«
Darauf kehrte er zu den Fahrstühlen zurück.
Wir traten ein, gingen durch
den kostspielig möblierten Empfangsraum, einige Büros, in denen drei oder vier
Schreibtische standen, und erreichten schließlich das Atelier. Ich suchte mir
den Weg über ein elektrisches Kabel und zwischen aufgebauten Lampen und
Stativen zu der holzgetäfelten Tür, auf der in eleganten Goldbuchstaben Claud
Duval stand.
»Es wäre ganz nützlich«, sagte
Dominic kalt, »wenn ich wüßte, wonach wir suchen.«
»Fotos«, antwortete ich.
»Unanständige Fotos. Sie werden in keinem der Vorzimmer herumhängen oder dort
in den Aktenschränken liegen. Höchstens in Duvals Büro.«
Ich stieß die Tür auf und
schaltete das Licht ein. In Duvals Büro
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