Miss Pettigrews grosser Tag
Dubarry«, las sie laut vor.
»Man merkt wirklich, dass Sie nicht aus London sind«, sagte Miss Dubarry. »Hinter diesem Namen verbirgt sich der beste Schönheitssalon ganz Londons, wenn ich als seine Besitzerin das in aller Bescheidenheit sagen darf.«
Miss Pettigrews Gesicht begann zu leuchten.
»Oh bitte, bitte, sagen Sie mir, ist es wahr? Ist es wirklich wahr? Wird man dort wahr und wahrhaftig verschönert?«
Miss Dubarry nahm Platz. Zögerte. Zog ihren Stuhl näher heran.
»Sehen Sie mich an.«
Miss Pettigrew sah sie an. Miss Dubarry gluckste liebenswürdig.
»Ich mag Sie. Sie haben etwas an sich … also! Was halten Sie von mir?«
»Ach du liebe Güte!« entgegnete Miss Pettigrew höchst verlegen. »Was soll ich darauf wohl sagen?«
»Was Sie wollen. Ganz egal. Aber die Wahrheit.«
»Nun«, sagte Miss Pettigrew und stürzte sich kopfüber ins kalte Wasser, »ich finde, Sie sind eine sehr … sehr auffallende Erscheinung.«
Miss Dubarry wirkte überaus erfreut.
»So, so.«
Miss Pettigrew erwärmte sich für ihre Aufgabe. Wenn
Miss Dubarry unverblümt sprechen konnte, dann konnte sie es auch.
»Sie sind nicht direkt schön, so wie Miss LaFosse, aber Sie ziehen die Blicke auf sich. Wenn Sie einen Raum betreten, nehmen alle von Ihnen Notiz.«
»Na bitte«, sagte Miss Dubarry zufrieden. »Was habe ich Ihnen gesagt?«
»Was?«, fragte Miss Pettigrew.
»Was ich Ihnen gesagt habe.«
»Was wäre das?«
»Sie und ich«, sagte Miss Dubarry, »sind exakt der gleiche Typ.«
»Oh … wie können Sie so etwas sagen!«, rief Miss Pettigrew ungläubig.
»Sie sehen mir nicht nach einer Frau aus, die Geheimnisse ausplaudert«, sagte Miss Dubarry kühn.
»Das bin ich auch nicht«, sagte Miss Pettigrew.
»Und wenn ich solch perfektes Rohmaterial wie Sie sehe, muss ich einfach die frohe Botschaft verbreiten.«
»So?« Miss Pettigrew war verwirrt.
Miss Dubarry beugte sich näher zu ihr hin.
»Mein Haar«, erklärte sie, »ist mausbraun … so wie Ihres.«
»Nein!« Miss Pettigrew schnappte nach Luft. »Doch nicht im Ernst.«
»Tatsache. Ich fand, Schwarz stünde mir besser.«
»Zweifellos.«
»Meine Augenbrauen«, fuhr Miss Dubarry fort, »und meine Wimpern sind sandfarben. Ich habe mir die Augenbrauen ausgezupft und mir neue gemalt. Abgesehen von dieser grässlichen Farbe sind meine Wimpern auch noch sehr kurz. Ich habe mir neue ankleben lassen. Schwarz, lang und geschwungen.«
»Fantastisch«, flüsterte Miss Pettigrew, der nun erst klarwurde, was Miss Dubarrys Augen so strahlend machte.
»Ich habe den faden, nichtssagenden Teint, der mit dieser dämlichen Farbe einhergeht. Ich fand eine vornehme Blässe sehr viel interessanter.«
»Unbedingt«, hauchte Miss Pettigrew.
»Meine Nase war ein Problem. Da sind Sie mir überlegen. Aber McCormick ist ein fantastischer Chirurg. Er hat mir eine neue verpasst.«
»Nein«, japste Miss Pettigrew.
»Meine Zähne haben mir den meisten Ärger bereitet«, gestand Miss Dubarry. »Sie standen zu weit auseinander. Das hat mich fünfzig Pfund gekostet. Aber es war die Sache wert.«
Miss Pettigrew lehnte sich zurück.
»Es ist unglaublich«, sagte sie mit schwacher Stimme, »einfach unglaublich.«
»Ich habe die Ohren vergessen«, sagte Miss Dubarry. »Sie standen zu sehr ab, aber wie gesagt, McCormick ist ein erstklassiger Chirurg. Er hat das schnell in Ordnung gebracht.«
»Das ist doch nicht die Möglichkeit.« Miss Pettigrew rang nach Worten. »Ich meine, Sie sind gar nicht Sie.«
»Nur ein bisschen Pflege«, sagte Miss Dubarry. »Das wirkt Wunder.«
»Wunder«, brachte Miss Pettigrew heraus. »Wunder! Ich traue keiner Frau mehr, die mir über den Weg läuft.«
»Wieso!«, sagte Miss Dubarry. »Sollen wir alle nackt und schamlos herumlaufen? Müssen wir den Puder mit dem Unterkleid ablegen und den Lidstrich mitsamt dem Büstenhalter in den Müll werfen? Müssen wir der Schönheit abschwören und in die Barbarei der Natur zurückfallen?«
»Keiner außer Miss LaFosse«, fuhr Miss Pettigrew matt,
aber loyal fort. »Ich habe sie direkt … nach … dem … Bad … gesehen.«
»Ach, Delysia!«, sagte Miss Dubarry. »Bei ihr ist das etwas anderes. Ihr wurde es in die Wiege gelegt.«
Sie sah zur Schlafzimmertür hin. Ihr Gesicht umwölkte sich wieder.
»Ich wünschte, sie würde sich ein bisschen beeilen. Ich stecke in einem scheußlichen Schlamassel, und für gewöhnlich findet sie einen Ausweg.«
Miss Pettigrews Augen wurden feucht.
»Wie reizend!«,
Weitere Kostenlose Bücher