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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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schöpfen.«
    »Eine ausgezeichnete Idee«, sagte Miss LaFosse.
    Sie geleitete Miss Pettigrew zu dem gewünschten Aussichtspunkt. Miss Pettigrew nahm unverzüglich verstohlen ihr Spiegelbild in Augenschein – und atmete erleichtert auf. Ihr neues Selbst war unversehrt. Kaum etwas unterschied sie von den anderen anwesenden Frauen. Ganz nebenbei schlug sie ihren Pelzmantel ein wenig auf, um mehr von dem Samtkleid sehen zu lassen. Ihr war so himmelhoch jauchzend zumute, dass sie nichts darauf gab, ob man sie allein dort stehen ließ oder nicht. Sie wollte nur zusehen, genießen und Erinnerungen sammeln. Das genügte ihr vollauf. Doch man ließ sie nicht alleine stehen. Miss LaFosse verschwand nach einer Weile, aber zu Miss Pettigrews Überraschung nahmen sogleich andere ihren Platz ein – um genau zu sein, war es eine erkleckliche Anzahl anderer, die nacheinander ihren Platz einnahmen. Sie unterhielten sich angeregt mit ihr, boten ihr Drinks an, die sie natürlich ausschlug, und begegneten ihr offenkundig mit Respekt. Die Aufregung stieg Miss Pettigrew von Minute zu Minute mehr zu Kopf. War es zu fassen? Da scharte sich doch wahrhaftig ein gar nicht so kleiner Hofstaat um sie. Und mit der Unterhaltung tat sie sich längst nicht so schwer wie befürchtet. Sie stimmte lediglich lächelnd allem zu, was sie zu hören bekam, und erntete dafür unverzüglich dankbare Mienen. Wagte sie gar, selbst eine Bemerkung in die Runde zu werfen, wurde diese mit solch staunender Bewunderung aufgenommen, dass sie ernsthafte Zweifel überkamen, ob sie jemals Gelegenheit gehabt hatte, ihre Konversationstalente voll und ganz unter Beweis zu stellen.

    Bei all dem Lachen und Kopfschütteln befielen sie hier und da Bedenken, ob ihre Aufmachung nicht in Unordnung zu geraten oder sich aufzulösen drohte. Doch jedes Mal genügte ein kurzer Blick in den Spiegel, um sie zu beruhigen. Keine Gouvernante sah sie daraus an, sondern eine fremde Dame, der ein wenig Nachlässigkeit ausgezeichnet zu Gesicht stand.
    Und immer noch mehr Gäste gesellten sich auf einen freundschaftlichen Plausch zu ihr. Sie wusste nichts von Miss LaFosses Plappermaul. Miss LaFosse konnte nichts Erfreuliches für sich behalten. Die Details blieben unter Verschluss, aber die jüngsten Ereignisse kurz zu schildern, war denn doch zu verlockend.
    »Ja«, sagte Miss LaFosse. »Die brillanteste Imitatorin, die ich je gesehen habe.«
    »Nette Gesellschaft«, sagte Reggie Carteret, ein Varietékünstler, zu Florence Somers, einer Vaudeville-Schönheit.
    »Moira versteht es immer, eine Menge Leute bei sich zu versammeln«, stimmte Miss Somers zu.
    »Wer ist die Dame?«, fragte Reggie.
    »Miss Pettigrew.«
    »Glaub nicht, dass ich sie kenne.«
    »Was?« Mit gespielter Herablassung: »Nie gesehen, wie sie Mrs. Brummegan nachmacht?«
    »Mrs. Brummegan?«
    »Mrs. Brummegan.«
    »Nie von ihr gehört.«
    »Nie von Mrs. Brummegan gehört?«
    »Nein.« (Besorgt): »Sollte ich?«
    »Allerdings.«
    »Dann hole ich das wohl besser nach.«
    »Kann man sich heutzutage nicht leisten, nicht auf dem Laufenden zu sein«, bestätigte Miss Somers.

    »Recht hast du. Zahlt sich nicht aus.«
    »Na dann«, sagte Miss Somers. »Da steht Charlie. Bis irgendwann wieder.«
    »Nette Gesellschaft«, sagte Reggie Carteret zu Maurice Dinsmore, dem arroganten jugendlichen Hauptdarsteller.
    »Ganz hübsch«, gab Maurice nonchalant zurück.
    »Es gelingt ihnen doch immer, die neuesten Berühmtheiten an Land zu ziehen.«
    »Berühmtheit! Wer?«
    »Miss Pettigrew.«
    »Miss Pettigrew?«
    (Ungläubig) »Nie gesehen, wie sie Mrs. Brummegan nachmacht?«
    »Mrs. Brummegan?«
    »Sag nicht, dass du Mrs. Brummegan nicht kennst?«
    »Oh … ah! Ja. Wenn ich’s mir recht überlege, hab ich sie schon wo kennengelernt. Bei den Desmonds, oder?«
    »Vermutlich.«
    »Und Miss Pettigrew macht sie gut nach?«
    »Brillante Imitatorin. Schlägt Dora Delaney um Längen.«
    »Ach was.«
    »Ähm … kein Wort zu irgendjemand darüber, aber ich glaube, Phil Goldberg hat vor, sie zu protegieren. Sie ist eine Freundin von Delysia, und Delysia hat Goldberg an der Hand … so eben.«
    »Meine Güte!«, sagte Maurice.
    »Tatsache. Freundin von Goldberg, tja, wer wollte die nicht kennenlernen?«
    »Allerdings«, pflichtete Maurice bei und hastete davon.
    »Ah! Hallo, Eveline«, begrüßte er die noch arrogantere jugendliche Hauptdarstellerin.
    »Wie geht’s, Maurice?«
    »Schon bei der Dame vorstellig geworden?«

    »Bei welcher

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