Miss Pettigrews grosser Tag
sagte Miss Pettigrew äußerst würdevoll, »stehen sicher und fest.«
»Vorführen«, sagte Miss LaFosse streng.
Miss Pettigrew tat zwei Schritte nach hinten und zwei nach vorn. Mit löblicher Standfestigkeit.
»Gott sei Dank«, sagte Miss LaFosse.
»Ihre Verdächtigungen kränken mich zutiefst«, sagte Miss Pettigrew tadelnd.
»War nicht böse gemeint«, entschuldigte sich Miss LaFosse. »Meine Verdächtigungen richteten sich auch eigentlich nicht gegen Sie, sondern gegen Tony.«
»Ein charmanter junger Mann«, sagte Miss Pettigrew überschwänglich, »allerdings ein wenig launisch. Aber Ihre Verdächtigungen sind auch hier völlig unbegründet. Einen kleinen Drink, mehr hat er mir nicht angeboten und mehr habe ich auch nicht angenommen.«
»Ich kenne Tonys Drinks«, sagte Miss LaFosse, immer noch von finsteren Befürchtungen geplagt.
Doch dann gewann ihre Neugier die Oberhand. Sie konnte ihre Wissbegierde nicht länger zügeln.
»Wo ist er?«, fragte Miss LaFosse erwartungsvoll.
»Wo ist wer?«
»Tony.«
»In der Garderobe«, sagte Miss Pettigrew verträumt.
»Oh!« Die Enttäuschung traf Miss LaFosse wie ein Schlag.
»Und wo ist Edythe?«, fragte sie ohne viel Hoffnung.
»In der Garderobe«, sagte Miss Pettigrew mit viel Gefühl.
»Oh!«, ließ Miss LaFosse sich erneut vernehmen; vor Aufregung versagte ihr fast die Stimme. »Oh Guinevere, sagen Sie nicht … sagen Sie nicht …«
»Was soll ich nicht sagen?«
»Sie sind doch nicht … zusammen fort?«
»Warum nicht?«, fragte Miss Pettigrew. »Dem Reinen ist alles rein.«
»Oh, Sie Goldschatz!«, rief Miss LaFosse. »Sie sind fantastisch … großartig … ein Wunder. Wie haben Sie das nur gemacht? Ich habe doch gesagt, Sie schaffen es! Oh, ich bin ja so glücklich! Sie sind vermutlich die wunderbarste Frau, der ich je begegnet bin. Niemand außer Ihnen hätte das geschafft. Tony und Edythe wieder zusammen.«
Miss Pettigrew bedachte sie mit einem abgeklärten Blick.
»Meine Liebe! Alle jungen Leute streiten einmal. Das hat nichts zu bedeuten. Sobald sie wieder zusammentrafen, war alles ganz einfach. Sie mussten nur …«
»Einfach – Humbug. Einfach für Sie. Kein anderer hätte sie wieder zusammengebracht. Sie kennen Tony und seine fixen Ideen nicht. Ich schon. Sie sind die größte Wundertäterin der Welt.«
Miss Pettigrew gab auf. Wenn ihre entzückende Freundin in Rätseln zu sprechen beliebte, sollte sie das gerne tun. Ihr, Miss Pettigrew, war es gleich. Ihr war alles gleich.
Sie wusste nur, dass sie sich nie zuvor in ihrem Leben so himmlisch ausgelassen und unbekümmert gefühlt hatte. Sollten sie doch alle in Rätseln sprechen, wenn ihnen danach war. Offenbar war ihnen häufig danach. Was kümmerte sie das?
»Ganz wie Sie meinen«, sagte Miss Pettigrew wohlwollend.
»Gehen wir«, sagte Miss LaFosse.
Schlagartig wurde Miss Pettigrew beklommen zumute. Hektisch spähte sie zur Tür. Sie schien unendlich weit entfernt zu sein. Mit einem Mal verspürte sie eine starke Abneigung gegen das Ansinnen, sich bis dorthin durchzukämpfen.
»Meine Liebe«, sagte sie gravitätisch, »wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern bei Ihnen einhängen. Mir ist ein bisschen schwummrig. Es ist die Hitze, denke ich. Ich bin solch vollgestopfte Räume nicht gewöhnt, und dazu noch die verrammelten Fenster.«
»Da haben wir’s!«, ereiferte sich Miss LaFosse. »Ich habe es doch gewusst. Was zum Teufel hat Tony Ihnen vorgesetzt? Eben waren Sie noch ganz bei sich. Ich mache ihn einen Kopf kürzer, wenn ich ihn zu fassen kriege. Er hätte es doch wissen müssen.«
»Oh!«, japste Miss Pettigrew. »Bitte. So ist es nicht … das kann nicht sein … Die Schmach wäre zu viel für mich. Es ist die Hitze, ganz bestimmt. Kein Zweifel, die Hitze.«
»Schon gut, schon gut«, gurrte Miss LaFosse. »Natürlich ist es die Hitze. Regen Sie sich nicht auf. Alles in Ordnung. Sie berappeln sich gleich wieder, sobald wir draußen sind. Die Luft hier drin ist wirklich zum Schneiden.«
Sie nahm Miss Pettigrew energisch beim Arm und lotste sie durch den Raum. Von allen Seiten hagelten Zurufe auf sie ein.
»Ihr wollt doch nicht schon gehen?«
»Was denn, schon abgefüllt?«
»Der Zapfhahn gibt noch jede Menge her.«
Miss Pettigrew bedachte alle ringsum mit einem strahlenden Lächeln. Miss LaFosse hielt die Meute mit flotten Sprüchen in Schach. Dann war der rettende Ausgang erreicht.
Kaum im Flur, blieb Miss Pettigrew stehen und schnappte nach
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