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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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versetzte Miss Pettigrew mit ätzendem Sarkasmus. »Das Urteilsvermögen der Jugend …«
    »Ja, ihr war an mir gelegen!«, brüllte Tony.
    »Und Ihnen an ihr?«
    Tony blickte finster. Schluckte. Lief rot an.
    »Ja«, sagte Tony. »Mir auch.«
    »Also«, sagte Miss Pettigrew, »wenn das nicht das Albernste ist, was ich je in meinem Leben gehört habe. Ich hoffe, sie hält ihr Versprechen und will nie mehr etwas mit Ihnen zu schaffen haben.«
    »Ach, hat sie das gesagt?«
    »Ja, das hat sie«, sagte Miss Pettigrew hitzig. »Und ich bin völlig ihrer Meinung. Ich platze nicht gern so einfach heraus, aber mein Alter gestattet mir eine gewisse Freiheit. Nachdem ich Ihre Bekanntschaft gemacht habe, junger Mann, denke ich, Miss Dubarry ist sehr viel besser beraten, wenn sie sich jemanden sucht, der etwas ausgeglichener ist und weiter als bis drei zählen kann. Die Ehe ist eine ernsthafte Angelegenheit.«
    »Sie würden sie also mit jemand anderem verheiraten, wie?«, fragte Tony zornbebend.
    »Das würde ich jedenfalls empfehlen«, sagte Miss Pettigrew ebenso aufgebracht. »Ich bin sehr froh, dass sie mit Ihnen fertig ist.«
    »Sie ist also fertig mit mir, ja?«
    »Etwa nicht?«
    »Etwa doch? Das werden wir ja sehen.«
    Tony drehte sich um und starrte wütend durch den Raum. Miss Dubarry saß in der Nähe, sein finsterer Blick konnte sie unmöglich verfehlen. Sie hatte sich ganz unauffällig angeschlichen. Miss Pettigrew und Tony unterhielten sich in einer stillen Ecke, die Angelegenheit schien ihr jedoch zu bedeutsam, als dass sie außer Reichweite bleiben
konnte. Sie musste zur Stelle sein, falls die Umstände ihre Anwesenheit erforderlich machten. Was nun der Fall war.
    »Edythe«, sagte Tony leise und vernehmlich.
    Miss Dubarry schlenderte gleichmütig näher.
    »Du bist also fertig mit mir, ja?«, fragte Tony leise und drohend.
    Miss Dubarry unternahm eine rasche Übung in fortgeschrittener Gehirnakrobatik. Sie warf einen Seitenblick zu Miss Pettigrew. Hier war irgendein raffiniertes Werk im Gange, das es nicht durch Unvorsicht zu zerstören galt. In Zweifelsfällen: Frage wiederholen.
    »Bin ich das?«, entgegnete Miss Dubarry nonchalant.
    »Du findest mich also nicht ausgeglichen genug?«
    »Hm«, sagte Miss Dubarry, immer noch auf der Hut, »bist du das denn nicht?«
    »Ha!« Wieder gingen Tony die Pferde durch. »Du hast also vor, jemand anderen zu heiraten.«
    »Hm«, sagte Miss Dubarry, weiter verzweifelt bemüht, nur ja nichts Falsches zu sagen. »Ich meine, ich bin ja kein Backfisch mehr. Es ist an der Zeit, habe ich mir gedacht, einen Hausstand zu gründen … und wenn du mich nun nicht heiraten willst …«
    »Du hoffst also, mich nie wiederzusehen, oder?«
    »Oh!«, wehrte Miss Dubarry ab. »So hart bin ich nun auch wieder nicht, Tony. Das habe ich in der Hitze des Gefechts gesagt, nachdem du mich so gekränkt hattest. Von mir aus können wir gern Freunde bleiben.«
    »Freunde!«, wütete Tony. »Freunde! Du hast es also gesagt?«
    »Nun ja – ja«, räumte Miss Dubarry leicht nervös ein. Sie bewegte sich auf immer dünnerem Eis, ohne die leiseste Ahnung, worum es eigentlich ging. Zu dumm, dass sie sich nicht hinter den Vorhängen hatte verstecken können,
aber andererseits – wie wäre sie da ohne Blamage wieder hervorgekommen?
    »Du denkst also, ich bin so einer, den du abschütteln kannst wie eine lästige Filzlaus, was?«, fragte Tony.
    »Nicht doch«, sagte Miss Dubarry in heilloser Verwirrung. »Ich meine … du warst immer schon zäh.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    »Ja dann.« Miss Dubarry war mit ihren Kräften am Ende.
    »Schön, dass du das auch so siehst«, sagte Tony ungebrochen kampflustig. »Ich bin keiner, den Frauen nach Belieben auflesen und fallen lassen.«
    »Natürlich nicht.«
    »Freut mich, dass du das einsiehst.«
    »Natürlich tue ich das.«
    »Und, was ist nun?«
    »Oh!« Miss Dubarry hatte das Gefühl, das Herz spränge ihr aus dem Leib. Am liebsten hätte sie Tony mit weit ausgebreiteten Armen an ihren Busen gebettet, doch List und Tücke waren ihr von Kindesbeinen an vertraut und retteten sie auch diesmal.
    »Ach, ich weiß nicht recht«, sagte sie hochnäsig. »Wer lässt sich schon gern Lügnerin schimpfen, selbst wenn es stimmt, aber wenn es doch nicht stimmt …«
    »Schon gut.« Tonys Augen wurden wieder zu gespitzten Bleistiften. »Ich habe mich entschuldigt … aber wenn du so darüber denkst …«
    Er schickte sich an zu gehen.
    »Tony«, wimmerte Miss

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