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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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Gepflogenheiten, äußerst unhöflich betragen hatte. Bei dem Gedanken daran schoss ihr das Blut in den Kopf. Im Schutz des Kugelhagels von Bemerkungen, mit dem die Runde sich gegenseitig eindeckte, wandte sie sich still verzweifelt ihm zu und fasste ihn beim Ärmel. Tony bedachte sie mit einem kameradschaftlichen Lächeln.
    »Oh, bitte!«, stammelte Miss Pettigrew erstickt. »Wegen heute Nachmittag. Ich fürchte, da war ich sehr unhöflich. Ich erinnere mich nicht mehr so genau. Aber ich war ganz sicher unhöf lich. Ich habe da so ein Gefühl. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich … ich fürchte stark, Miss LaFosse hat doch recht gehabt. Es muss an dem Drink gelegen haben, den Sie mir serviert haben. Ich bin an dergleichen nicht gewöhnt. Er muss mir in den Kopf gestiegen sein. Ich bin zutiefst beschämt. Was soll ich sagen? Bitte, bitte verzeihen Sie mir. Ich wollte gewiss nicht unhöf lich sein.«
    »Unhöflich?«, sagte Tony. »Mir gegenüber?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Heute Nachmittag.«
    »Ich kann mich an nichts erinnern.«
    »Bei unserer kleinen Unterhaltung.«

    »Das war eine außerordentlich interessante Unterhaltung.«
    »Aber ich war nicht höflich.«
    »Mit höflichen Frauen pflege ich keinen Umgang, woher sollte ich also wissen, ob Sie eine sind oder nicht.«
    »Ich bitte Sie«, sagte Miss Pettigrew in heller Aufregung, »es ist mein heiliger Ernst.«
    »Meiner auch.«
    »Aber Sie sind es nicht.«
    »Was bin ich nicht?«
    »Ernst.«
    »Natürlich nicht.«
    »Sie haben es aber doch eben selbst gesagt.«
    »Ganz bestimmt nicht. Sehe ich aus wie ein Kerl, der nie lacht?«
    »Ich habe nie behauptet, dass Sie nie lachen.«
    »Sie haben es unterstellt. Nie im Leben«, sagte Tony verbittert, »hätte ich gedacht, dass mich einmal jemand mit Heinrich verglichen würde.«
    »Heinrich!«, rief Miss Pettigrew, mit ihrer Weisheit am Ende. »Wer ist Heinrich? Was hat Heinrich damit zu tun?«
    »Sie haben gesagt, ich würde niemals lachen.«
    »Ich habe gesagt, Sie seien kein ernsthafter Mensch.«
    »Warum sollte ich? Habe ich ein Weißes Schiff?«
    »Ich bitte Sie«, ächzte Miss Pettigrew. »Wovon um alles in der Welt reden Sie?«
    »Und Sie«, sagte Tony im Brustton bitterster Enttäuschung, »wollen eine gebildete Frau sein.«
    »Was hat das nun wieder damit zu tun?«
    »Haben Sie denn nie etwas von König Heinrich dem I. gehört, dessen einzig legitimer, über alles geliebter Sohn im Jahr 1120 mit dem berüchtigten Weißen Schiff vor der französischen Küste untergegangen ist?«

    »Was für eine Frage!«, sagte Miss Pettigrew erzürnt.
    »Warum tun Sie dann so und lenken vom Thema ab?«
    »Ich habe nichts dergleichen getan. Sie waren es, der Unsinn verbreitet hat.«
    »Unsinn worüber?«
    »Über den heutigen Nachmittag.«
    »Aber wir haben doch gar nicht über den heutigen Nachmittag gesprochen.«
    »Doch, das haben wir.«
    »Moment«, sagte Tony. »Ganz ruhig. Wir sammeln uns und überdenken das Ganze sorgfältig. Wovon genau war noch einmal die Rede?«
    »Davon, dass ich mich unhöflich betragen habe.«
    »Und warum bringen Sie dann die GESCHICHTE ins Spiel?«, fragte Tony.
    »Oh!«, japste Miss Pettigrew.
    Sie starrte ihn hilflos an. Er hielt den Blick stur geradeaus gerichtet. Miss Pettigrew schwankte zwischen Verwirrung und Empörung. Mit einem Mal ging ihr ein Licht auf. Sie begann zu kichern.
    »Junger Mann«, sagte sie, »ich glaube fast, Sie wollen mich zum Besten halten.«
    Tony zwinkerte ihr zu.
    »Wie du mir, so ich dir«, sagte er verschmitzt.
    »Ich weiß nicht, was Sie damit meinen«, sagte Miss Pettigrew, »aber vermutlich hat es etwas mit den Ereignissen von heute Nachmittag zu tun. Ich nehme an, ich muss mich auch dafür noch gebührend entschuldigen.«
    »Ah!«, sagte Tony. »Jetzt fangen Sie schon wieder damit an. Was hat es denn mit diesen ewigen Entschuldigungen auf sich?«
    »Es geht um mein ungehöriges Benehmen von heute Nachmittag.«

    »Was für ein ungehöriges Benehmen?«
    »Nicht schon wieder«, flehte Miss Pettigrew. »Bitte nicht schon wieder.«
    »In Ordnung«, sagte Tony. »Aber bemühen Sie sich freundlichst um eine andere Formulierung.«
    »Es geht … um meine Unterhaltung mit Ihnen von heute Nachmittag.«
    »Die habe ich sehr genossen«, sagte Tony. »Sie war mir zu hoch, aber genossen habe ich sie sehr. Ich mag Frauen, die nicht nur Gemeinplätze von sich geben. Das findet man selten. Entschuldigungen sind völlig unangebracht.«
    »Ganz sicher?«, setzte Miss

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