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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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krampfhafter Ruck, dann stand Michael neben ihr. »Delysia.«
    Miss LaFosse gab einen leisen Klagelaut von sich und warf Nick einen flehentlichen Blick zu.
    »Ich fürchte, der Tanz ist vergeben«, sagte Michael, halb erstickt vor Wut.
    »Tut mir leid, wenn da etwas schiefgelaufen ist«, sagte Nick aalglatt, »aber ich habe Delysia etwas zu sagen. Es ist wichtig.«
    Er nahm Miss LaFosse erneut mit seinem Schlangenbeschwörerblick ins Visier. Sie trat einen Schritt vor.
    »Aus … aus«, schluchzte Miss Pettigrew in Gedanken.
»Wenn sie jetzt mit ihm geht, ist sie ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.«
    Was sie selbst betraf, war nunmehr völlig ohne Belang. Mit allen Kräften und Sinnen widmete sie sich der hoffnungslosen Aufgabe, Miss LaFosse zu retten. Ihre Augen zuckten wild zwischen den Protagonisten hin und her. Michael die Verzweiflung in Person, Miss LaFosse die hilflos Kapitulierende, Nick der düstere Schurke mit dem unbezwinglichen Blick.
    Miss LaFosse tat zögerlich einen weiteren Schritt nach vorn.
    »Delysia«, kam es mahnend und verzweifelt von Michael.
    »Es … es tut mir leid«, sagte Miss LaFosse hilflos, mit Tränen in den Augen.
    »Oh!«, dachte Miss Pettigrew. Ihre Augen brannten. »Was ist mit Michael? Er wird wieder auf eine Sauftour gehen. Wieder einem Wachtmeister eins verpassen. Und diesmal sechzig Tage dafür kassieren. Was kann ich tun? Was kann ich bloß tun?«
    Ihr kam eine Erleuchtung.
    »Wir werden wohl ein Weilchen fort sein«, sagte Nick.
    »Verpassen Sie ihm eins «, zischte Miss Pettigrew.
    Michael gehorchte. Nick ging zu Boden und riss dabei einen Stuhl mitsamt Tisch um. Im Nu war er wieder auf den Beinen, totenbleich, blind vor Wut. Michael tänzelte hin und her, zu allen Schandtaten bereit, mit funkelnden Augen, einem irrem Grinsen und unverhohlener Schadenfreude.
    Mit einem Satz war Nick fast bis auf Schlagweite bei ihm, dann hielt er inne. Ein unmerkliches Zögern malte sich in seinen Zügen ab. Als Abkömmling edler Römer wollte er sich nichts vergeben. Michael gab nichts auf Würde. Nick
sehr wohl. Drei Kellner eilten herbei. Er hielt sie nicht auf. Es wurde hell im Saal. Die Tanzenden kamen zum Halt und blickten sich erstaunt um. Die Kapelle schmetterte weiter. Mehr Kellner fanden sich ein. Ein babylonisches Sprachgewirr erhob sich. Miss Pettigrew packte Michael beim Arm.
    »Raus«, zischte sie – Lenkerin des Schicksals, Königsmacherin.
    Michael gehorchte, wenn auch widerwillig. Doch Delysia wog mehr als die Befriedigung eines mörderischen Blutrauschs.
    Er packte seinerseits Miss LaFosse beim Arm und zog sie Richtung Tür. Sie wehrte sich nicht. Tony packte Miss Dubarry, Julian packte Rosie, Martin packte Peggie, George packte die Gelegenheit beim Schopf und schnappte sich Angela. General Pettigrew trieb die Truppen voran. Joe knurrte hinter ihr vernehmlich:
    »Konnte den Kerl noch nie leiden.«
    Endlich waren sie bei der Tür, taumelten ins Vestibül, ließen die lärmende Kapelle, die verdutzten Ausrufe, die um Ruhe bemühten Kellner, den schäumenden Nick hinter sich. Die jungen Damen eilten zur Garderobe. Miss Pettigrew griff nach ihrem Pelzmantel; dann standen sie wieder unten, wo schon die Männer warteten, und traten hinaus auf die Straße.
    Feuchtkalte Novemberluft schlug ihnen entgegen. Ein verdrießlicher, alles durchdringender Regen ging hernieder. Miss Pettigrew musste heftig zwinkern, um nach der hellen Beleuchtung, die drinnen geherrscht hatte, im trüben Schein der Straßenlaternen etwas erkennen zu können. Dafür wirkte ihre Schar draußen im Dunkel sehr viel größer als noch eben im Saal. Alle schwatzten und lachten aufgeregt durcheinander. »Taxi, Taxi«, rief es aus mindestens zehn Mündern. Jedes weibliche Wesen wurde fest von
einem männlichen an die Hand genommen. Alle außer ihr selbst. Unvermittelt fühlte sich Miss Pettigrew in der Schar mutterseelenallein. Die Seifenblase, in der sie sich zu ungeahnten Höhen aufgeschwungen hatte, war geplatzt. Mit einem Mal war sie wieder eine Fremde. Da ließ sich eine weithin hallende Stimme vernehmen.
    »Miss Pettigrew. Wo ist Miss Pettigrew? Ich bringe Miss Pettigrew nach Hause. Wo ist Miss Pettigrew?«

VIERZEHNTES KAPITEL
    2:03-3:06
     
     
    H ier«, piepste Miss Pettigrew. Joe stand groß und breit vor ihr. Er sagte kein Wort, doch sein Arm schob sich unter den ihren, so umwerfend selbstverständlich und besitzergreifend, wie Miss Pettigrew es noch nie bei einem Mann erlebt hatte. Schwach bis in

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