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Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman

Titel: Miss Saigon der Hund der Japaner und ich Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tausch
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gesagt habe ich mich in all meinen Träumen niemals mit jemandem lachen sehen. Und trotzdem: Es ist schwer, sich von seinen Vorstellungen zu lösen. Deshalb zweifle ich manchmal daran, ob wir zusammen glücklich werden.«
    Was soll man sagen? Welchen Trumpf soll man ziehen? Der Gegner war so absurd, dass man ihn nicht fassen konnte.
Meine Herkunft sollte der Grund für das Scheitern unserer Beziehung sein? Wie aussichtslos war dieser Kampf - und doch wollte ich mich nicht geschlagen geben.
    »Das ist total bescheuert. Die Nationalität kann doch kein Anlass sein, sich für oder gegen einen Partner zu entscheiden. Du musst dich doch einfach nur fragen: Bei wem fühlst du dich wohl? Bei wem fühlst du dich geborgen? Mit wem verbringst du gerne deine Zeit? Ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, dass ich bei einer dieser Fragen schlecht abschneide.«
    Lien rührte sich nicht. Keine Reaktion. Ihre reglose Miene ließ nicht mal erahnen, ob meine Worte überhaupt in ihr Bewusstsein gedrungen waren. Doch ich war nun in Fahrt - und Liens Passivität befeuerte die Höllenmaschine, mit der ich auf den Abgrund zuraste, nur noch mehr.
    »Und wenn du schon so genau weißt, was du willst, dann mach mir wenigstens keine Hoffnung. Dann lass mich in Ruhe. Dann sehen wir uns halt nicht wieder. Aber eines sollst du wissen: Ich weiß auch, was ich will. Mehr als je zuvor. Ich will dich. Ich will mit dir zusammen sein. Denn … Denn ich liebe dich!«
    Da war es.
    Ich hatte es das erste Mal wieder gesagt. Nach zehn Jahren Abstinenz.
    Und das Resultat?
    Schweigen.
    Lien blickte zu Boden. Ihre Augen flackerten, versuchten hektisch etwas zu finden, an dem sie sich festklammern konnten. Doch da waren nur die blanken Kacheln.
    Sie nestelte an ihrem Handy herum und guckte auf die Uhr im Display.
    »Ich muss jetzt gehen. Meine Mutter wartet schon.«

19.
    »Das glaubt einem doch kein Mensch! Das ist völlig durchgeknallt!«, erzählte ich aufgebracht.
    Minh räkelte sich zufrieden im Sessel und grinste stumm vor sich hin. Nach einer schlaflosen Nacht hatte ich mich mit ihm zum Frühstück verabredet. Wir saßen in einem schattigen Gartencafé, ich pulte ohne Appetit an meinem Spiegelei herum und hoffte, dass er etwas Erhellendes zum Thema beitragen konnte. Doch bisher hatte Minh es sich nur bequem gemacht, die Kellnerin angeflirtet, mit Heißhunger eine Nudelsuppe verdrückt und meinem Vortrag nicht viel Beachtung geschenkt.
    »Hörst du? Das ist doch echt krank!«
    »Bestimmt weniger, als du denkst.«
    »Weniger, als ich denke, ist immer noch zu viel. Sie will nicht mit mir zusammen sein, weil ich kein Japaner bin. Das ist krank!«
    Minh nahm den kleinen Metallfilter, durch den Kaffee auf eine zweifingerbreite Schicht süßer Kondensmilch getropft war, von seinem Becher. Dann rührte er das Gemisch in Seelenruhe um und goss den Inhalt in ein zweites, bis zum Rand mit Eiswürfeln gefülltes Glas, in dem ein Strohhalm steckte. Mit sichtlichem Vergnügen sog er daran.
    »Du weißt ja, dass ich meine Vorbehalte dagegen habe, dass du mit einer Vietnamesin zusammen sein willst. Aber
Liens Faible für Japaner ist sicher nicht das größte Problem. Ich kann mir gut vorstellen, woher das kommt.«
    »Und zwar?«
    Ich schob mein restliches Spiegelei weg, zündete zwei Zigaretten an und reichte Minh wortlos eine.
    »Vor zehn, fünfzehn Jahren ging es uns in Vietnam noch richtig dreckig - bis die Regierung wirtschaftliche Reformen zugelassen hat. Dadurch kamen ausländische Firmen ins Land. Vorher gab es nur ein paar Russen hier, aber die konnte keiner leiden.«
    »Lass mich raten: Als Erstes kamen die Japaner.«
    »Genau. Das waren für uns Außerirdische. Sie trugen elegante Kleidung und gaben an einem Abend im Restaurant so viel aus, wie manche von uns im ganzen Jahr verdienten. Das Beste war: Sie fuhren mit dem Auto. Ich erinnere mich noch an die erste Limousine, die ich je gesehen habe. Ein Toyota. Schwarz, mit spiegelnden Felgen und getönten Scheiben. Hinten saß ein Japaner, vorne ein Vietnamese, der ihn chauffierte. Ich habe das heute noch vor Augen.«
    Ich grübelte: »Das muss zu der Zeit gewesen sein, als Lien zum ersten Mal bemerkt hat, dass sich der entscheidende Unterschied zwischen Männlein und Weiblein zwischen den Beinen befindet.«
    Minh schlürfte den letzten Rest Kaffee aus dem Glas und goss anschließend aus einer kleinen Kanne grünen Tee auf die verbliebenen Eisstückchen.
    »Du kannst mir glauben: Mehr als eine Frau in diesem

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