Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Seeton kanns nicht lassen

Miss Seeton kanns nicht lassen

Titel: Miss Seeton kanns nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
Vom Netzwerk:
stammte.
    Bevor sie zu den Farmints fuhren, ließ Delphick schnell noch am George and Dragon anhalten, wo Nigel Colveden vor wenigen Minuten Mel Forby abgesetzt hatte. Nichts Neues. Delphick fiel auf, wie müde und angestrengt Mel Forby aussah. Er sagte ihr, sie könne jetzt weiter nichts tun,und riet ihr, schlafen zu gehen, was sie jedoch ablehnte: Sie wollte lieber warten. Er zuckte die Achseln: Reporter waren doch alle gleich – hatten sie sich mal in eine Sache verbissen, so ließen sie um nichts in der Welt locker. Als er gerade gehen wollte, erschien Anne Knight mit Bob Ranger. Nichts Neues. Er schickte Anne nach Hause, informierte Bob von den Vorfällen der Nacht und ließ ihn zur Bewachung des Telefons zurück. Dann ging er zu dem Streifenwagen zurück und machte sich auf den Weg zum Hause der Farmints. Nichts Neues…. bloß haufenweise Einbrüche. Irgendwie und ganz idiotischerweise verstärkte das noch seine Sorge um Miss Seetons Geschick. Mord: ja. Ein entschlossener Mörder ließ sich so leicht nicht zurückhalten. Nur aufräumen konnte man hinter ihm. Mit Raub war es anders. Wenn es um Diebstahl ging – vor allem in ihrem eigenen Umkreis –, war Miss Seeton gewöhnlich in den vordersten Reihen zu finden: das Diebesgut fest gepackt, mit dem Regenschirm um sich schlagend und überall Chaos verbreitend. Diesmal war es offenbar anders, und das machte ihm allmählich schwer zu schaffen.
    Wurde es heller? Oder lag es nur daran, daß ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten? Nein, es stimmte, sie konnte den Regen jetzt nicht nur hören und fühlen, sondern auch sehen, in goldglitzernden Streifen. Da der Mond nicht zu sehen war, konnten es nur die Scheinwerfer eines Wagens sein. Ja, das mußte es sein. Sie faßte Mut. Wenn sie sich bemerkbar machen konnte… Jetzt, bei zunehmender Beleuchtung, wurde ihr das Dilemma, in dem sie steckte, erst richtig klar. Sie steckte in einem tiefen Graben, etwa zehn Fuß unterhalb der Straße, in einer dunklen und stürmischen Nacht. Ausgeschlossen, daß man sie vom Wagen aus sehen konnte. Und ihr Rufen würde in dem Motorengeräusch untergehen. Miss Seeton war ratlos. Natürlich würde sie rufen, wenn der Wagen nahe genug war, aber inzwischen mußte sie versuchen, sich selber zu helfen, solange sie etwas sehen konnte. Sie blickte zur Böschung hinüber. Ja, das war sicher das beste. So steil sah sie gar nicht aus. Die armen Leute aus dem Wagen hatten es ja auch geschafft. Was die konnten, das konnte sie auch. Außerdem hatten sie sich bestimmt aufgemacht, um Hilfe zu holen. Für den Wagen. Sie konnten ja nicht ahnen, daß sie so unvorsichtig gewesen war, ebenfalls ins Wasser zu fallen. Und befriedigt kam sie zu dem Schluß, daß der Unfall zwar allein ihre Schuld gewesen war, die Wageninsassen offenbar aber nicht ernsthaft verletzt gewesen waren.
    Ein schwarzer Schwan, der Kopf schimmernd im Licht, kam auf dem Wasserstreifen zwischen ihr und dem Wagen auf sie zugeschwommen und prallte gegen sie. Erschrocken schrie sie auf und wandte sich um. Nein, was für ein Glück. Ihr Schirm. Sie streckte die Hand aus. Schelmisch wich er zurück und stieß an die offene hintere Tür des Wagens. Etwas fiel aus dem Wageninneren. Sie watete vorwärts, packte den Schirm und versuchte, ihn zuzumachen. Er klemmte. Sie schob die Hand hinunter und holte zwischen den Stangen – nein, wie merkwürdig – einen Ring heraus. Sie öffnete ihre durchweichte Handtasche und steckte sicherheitshalber den Ring hinein. Die Riemen waren zum Glück sehr kräftig. Diese altmodischen Handtaschen waren doch die besten, da konnte man sagen, was man wollte. Wenn man die mal über den Arm gehängt hatte, dann blieben sie da – egal was kam.
    Der Wagen rutschte etwas, neigte sich, und etwas bewegte sich. Irgendwas Glänzendes rutschte auf die Tür zu und wollte gerade fallen, aber sie hielt es fest. Was… Aladins Lampe? Unsinn, nein. Eine Teekanne. Auf dem Boden des Wagens stand ein offener Sack und neigte sich ihr zu. Sie schob die Teekanne hinein, darunter glänzte noch mehr Silbernes. Wirklich merkwürdig. Ob die armen Leute gerade beim Umziehen gewesen waren? Aber dann hätte man solche Sachen doch in Seidenpapier verpackt. Oder wenigstens in Zeitungspapier. Schrecklich. Wahrscheinlich gab es eine Erklärung, das war jedenfalls anzunehmen. Aber immerhin: die Poststelle war ja auch überfallen worden – es war also vielleicht denkbar, daß auch dies hier gestohlenes Gut war. Der Wagen rutschte etwas

Weitere Kostenlose Bücher