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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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gut zusammen. Sie hatte das schon im Goldfisch gedacht und war sich ganz sicher gewesen, als Deirdre sie bat, sie zu entschuldigen. Und nun dies!
    Helene brachte ein Tablett herein, und der Duft von heißer Schokolade erfüllte das Zimmer. Aber weder Geräusch noch Geruch drangen bis auf die Paradieswiese, auf der Deirdre und Tom Hand in Hand wandelten. Erst Timson gelang es, die Idylle zu stören.
    »Entschuldigen Sie, Sir, er ist fertig.«
    Tom fiel plötzlich auf die Erde. »Wieso fertig?«
    »Ich habe ihn mit Draht gefesselt, und ich glaube, zu Ihrer Zufriedenheit, Sir. Auch ist der – äh – Mann wach.« In Timsons Welt benahm sich ein Gentleman wie ein Gentleman, während »Mann«
    »Eingang für Lieferanten« bedeutete.
    Tom Haley ging hin, um das Werk des alten Mannes zu prüfen.
    »Glauben Sie nicht, daß es vielleicht ein wenig zu straff ist?«
    »O nein, Sir. Nach allem, was ich gelesen und im Fernsehen gesehen habe, ist es außerordentlich leicht, sich mit den Zähnen oder einer Glasscherbe von den Fesseln zu befreien. Wie Sie sehen, Sir, habe ich zwischen den Knöcheln etwas Spielraum gelassen, damit er gehen kann. Ich dachte, es würde uns Arbeit ersparen, wenn er aus eigenem Antrieb seinen Weg nimmt.«
    »Ausgezeichnet! Danke Ihnen, Timson!«
    Das eine noch sichtbare Auge Mordens funkelte böse. »Sie werden noch von mir hören.«
    »Gut«, sagte Tom. »Warten Sie damit, bis wir zum Präsidium kommen, wo man mehr zu hören wünscht – eine Menge mehr. Danke«, sagte er zu Helene, die ihm eine Tasse dampfende Schokolade und einen Teller mit Biskuits reichte.
    »Wo bringen Sie Morden hin«, wollte Deirdre wissen.
    »Nach Guildford.«
    »Wie?«
    »Was heißt >wie    »Ich meine, haben Sie einen Wagen?«
    »Nein. Ich rufe an, und man wird mir einen schicken.«
    »Müssen Sie das? Der Nebenanschluß in Vaters Schlafzimmer wird klingeln.«
    »Oh, ich verstehe.« Er begriff und sah eine Menge Komplikationen voraus. »Ich glaube, ich könnte Mordens Wagen nehmen, obwohl ich ihn strenggenommen zur Untersuchung dort stehenlassen muß, wo er ist.«
    »Ich könnte Sie hinfahren.«
    »Sie?«
    »Warum nicht?«
    Warum nicht? Er konnte sich ein ganzes Dutzend konventioneller Gründe vorstellen, die dagegen sprechen, und nur einen persönlichen Grund zu seinen Gunsten.
    Deirdre, die beobachtete, wie er das Für und Wider abwog, begann zu lächeln. Tom schwankte. Als ihr Lächeln sich voll entfaltet hatte, kapitulierte er. Sie trank ihre Schokolade aus und stand auf. »Finden Sie heraus, wie die Täfelung funktioniert, während ich mich anziehe.«
    An der Tür kam ihr eine Erkenntnis, die sie zögern ließ. Ihre Hände hoben sich, und ihre Finger begannen, nach Worten zu suchen. »Derrick? Müssen wir…?«
    Vom Fußboden her erscholl ein höhnisches Lachen.
    »Nein«, sagte Tom schnell. »Das heißt, nicht heute nacht. Ich werde natürlich Bericht erstatten. Dann wird es am Beamten liegen, der den Fall bearbeitet. Morgen werden sie ihn wohl vorladen, aber«, seine Augen wurden flehend, »uns braucht das nicht zu beeinflussen.«
    Ihre Hände breiteten sich weit aus. »Ich hoffe nicht.« Dann war sie gegangen.
    Miss Seeton schüttelte den Kopf. Sie wünschte so sehr, daß diese beiden jungen Leute keine Dummheiten machten. In einem Stadium, in dem sie eben erst ihre Gefühle füreinander entdeckten, konnte diese Geschichte mit Derrick sehr leicht zwischen sie treten.
    Es zeigte sich, daß der Mechanismus der Täfelung einfach war. Haley markierte mit einem Bleistift die entsprechenden Stellen an den Zierleisten, damit man später nicht mehr suchen mußte. Dann erschien Deirdre in Pullover und Hosen.
    »Wenn Sie mir helfen, den Wagen aus der Garage zu schieben, kann er mühelos den Fahrweg hinunterrollen. Ich brauche den Motor nicht anzulassen, bis wir sicher sind, meine Eltern nicht zu wecken.«
    »Gut«, stimmte er bei und half Morden auf die Beine. »Geht es?« Der Mann würdigte ihn keiner Antwort und hoppelte durch das Zimmer. Tom wünschte Miss Seeton gute Nacht, wobei er mit einem traurigen Blick auf seine Uhr meinte, es müsse eigentlich guten Morgen heißen.
    Sie würden sich sicherlich im Laufe des Tages noch sehen. Dann dankte er den Timsons und folgte Morden. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe die Stufen hinunter. »Bleiben Sie zurück«, sagte er zu Deirdre. »Ich will vorangehen, für den Fall, daß er stürzt. Aber«, er hielt inne, »wie kommen Sie wieder hinein?«
    »Timson wird die Eingangstür

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