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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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aufriegeln, und ich werde mit meinem Schlüssel aufschließen und leise hineinschleichen. Allein benütze ich keine Geheimgänge.«
    Sie verschwanden die Treppe hinunter, und Timson schloß die Wandtäfelung, ehe er seiner Frau half, die Tassen zusammenzustellen. Er fragte Miss Seeton, ob sie noch etwas für sie tun könnten.
    »Nichts«, antwortete sie. Aber Helene machte noch viel Aufhebens um sie: Madam müsse sich wieder hinlegen, Madam brauche den Schlaf, und wenn Madam erwache, möge sie klingeln; sie würde ihr das Frühstück ans Bett bringen. Miss Seeton weigerte sich jedoch standhaft. Diese lieben Alten hatten genug zu tun. Sie versicherte Helene, sie würde pünktlich zum Frühstück unten sein.
    Als sie wieder im Bett lag, löschte sie das Licht. Was für ein bemerkenswertes Paar. Man hätte erwarten sollen, daß sie in ihrem Alter von den Ereignissen der Nacht überwältigt gewesen wären. Aber nein! Und sie waren so tapfer, so – so tüchtig. Sie nickte müde. Bemerkenswert in ihrem Alter – wirklich bemerkenswert.
    Timson ging hinunter, um die Tür zu entriegeln. Helene machte auf einem Wandtischchen in der Nähe der Treppe das Kaffeetablett zurecht, ehe sie vor ihrem Mann die Treppe hinaufging. Miss Seeton war eine wirklich bemerkenswerte Frau. Man hätte glauben sollen, daß sie in ihrem Alter von den Ereignissen der Nacht völlig erledigt gewesen wäre. Aber nein. So tapfer und vor allem so tüchtig! Helene nickte müde. Bemerkenswert in ihrem Alter – wirklich bemerkenswert.

6
     
    Miss Seeton kam trotz ihrer guten Vorsätze zum Frühstück zu spät. Auf dem Weg zum Badezimmer hatte sie sich verlaufen; während sie sich ankleidete, hatte sie sich über die bevorstehende Begegnung mit dem jungen Derrick Gedanken gemacht und sich dabei zu lange aufgehalten.
    Warum hatte er diesen Morden ins Haus gelassen? Anscheinend, damit er sie überfiel. Aber warum? Sie konnten nicht so dumm sein zu glauben, daß ihre unbedeutenden Beziehungen zur Polizei irgendwelche Pläne, die sie vielleicht hatten, gefährden würden. Sie hatte natürlich in der vergangenen Woche eine Menge Geld gewonnen. Aber selbst wenn sie glaubten, sie besäße es noch, konnten sie doch vernünftigerweise nicht annehmen, daß sie es jetzt bei sich trug. Vielleicht waren es die geliehenen Juwelen… Das könnte möglich sein. Es mußte sich herumgesprochen haben! Sie vermuteten, sie seien ihr Eigentum, und glaubten, daß sie sie bestimmt für einen Besuch wie diesen bei sich haben würde. Schließlich betäubte Äther nur für eine Weile. Diese Leute oder vielmehr Morden hatte offensichtlich beabsichtigt, ihr ihre Habe zu rauben. Wie töricht von ihnen. Sehr, sehr töricht!
    Töricht oder nicht, die Aussicht auf eine Konfrontation mit Sohn Derrick wurde dadurch nicht weniger peinlich. Wer eher am Frühstückstisch saß und nicken, lächeln und sagen konnte: »Wie geht es Ihnen?«, während er weiteraß, würde entschieden im Vorteil sein.
    So, wie die Dinge lagen, war Derrick im Vorteil; aber ihm fehlte die Erfahrung, seine Überlegenheit zu nutzen.
    Da sein Schlafzimmer etwas abgelegen lag, konnte er von den weiteren Ereignissen der Nacht keine Ahnung haben und wußte daher nicht, daß Miss Seeton noch im Hause war. Er hatte ängstlich auf eine Bemerkung über die Verspätung des Gastes und die darauffolgende Entdeckung ihrer Abwesenheit gewartet. Er hörte, wie die Tür sich öffnete, und nahm als selbstverständlich an, daß es Timson oder Helene war. Fassungslos hörte er, wie seine Familie Miss Seeton begrüßte. Er ließ Messer und Gabel fallen und verschluckte sich an einem Stück Speck. Seine Mutter stellte vor, und schließlich murmelte Derrick, rot im Gesicht und mit tränenden Augen, eine Entschuldigung, weil er sich verschluckt habe.
    Deirdre, die sich an einer Anrichte ihren Teller vollud, wandte sich um und fragte: »An deinem Gewissen?« Ein warnender Blick ihres Vaters hinderte sie, ihn noch weiter zu provozieren.
    Der Rest des Morgens brachte eine Menge Unangenehmes. Um zehn Uhr traf ein Polizeiwagen ein, und ein Kriminalinspektor von Guildford verhörte Miss Seeton. Obwohl Tom Haley versuchte, sie durch Zeichen daran zu hindern, brachte sie ihre Theorie vor, der nächtliche Überfall sei nichts anderes gewesen als der Versuch, ihr die nicht vorhandenen Juwelen zu rauben. Der Inspektor sprach sodann mit den Timsons. Danach bat er Derrick, ihn ins Büro zu begleiten, um eine Erklärung abzugeben.
    Miss Seeton wurde

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