Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
Vom Netzwerk:
Sicherheit von unzähligen Menschen. Wenn eine derartige Operation einmal gelungen ist, wiederholt man sie, bis sie zu einem Bombengeschäft wird.« Die Art, wie er seine Hände ausbreitete, erinnerte an seine Tochter. »Es tut mir leid. Indem ich mich rechtfertige, halte ich Ihnen einen Vortrag. Unverzeihlich!«
    Armer Lord Kenharding. Man konnte sehen, daß er sich in einer sehr schwierigen Lage befand. Theoretisch hatte er natürlich, dessen war sie sicher, vollkommen recht. In der Praxis jedoch und wenn man sich selbst in der gleichen verzwickten Lage befand… Aber hier versagte Miss Seetons Vorstellungskraft. Trotz aller Bemühungen sah sie sich nicht als das Opfer einer Erpressung und war daher nicht in der Lage, Stellung zu nehmen. So meinte sie nur: »Ich halte es wirklich für dringend erforderlich, daß Sie sich entschließen, mit der Polizei zu reden.«
    »Das habe ich«, antwortete er. »Das ist der Zweck unseres augenblicklichen Spaziergangs.«
    Sie verstand nicht, worauf er hinauswollte, und fuhr in ihrem Gedankengang fort: »Könnten Sie nicht das Kasino ganz meiden?«
    »Sie meinen, mein Amt als Direktor aufgeben?«
    Nun, das hatte sie wirklich nicht gemeint, da sie nicht gewußt hatte . obwohl ihr jetzt einfiel, daß Deirdre es erwähnt und sie es ganz vergessen hatte. Vielleicht – ja, das konnte möglich sein – vielleicht brauchte er das Geld.
    Er erriet ihre Gedanken. »Die Bezahlung der Direktoren ist rein nominell. Das war nicht der Grund, weshalb ich einwilligte, Mitglied des Aufsichtsrats zu werden. Ich habe gehofft, daß – wenn einige gute Namen hinter den gesetzlich zugelassenen Glücksspielen stünden – wir Einfluß auf ihre Leitung nehmen und das Einsickern von Gangstern vermeiden könnten.« Er lachte hart auf. »Ein aussichtsloses Unternehmen, zu vermeiden, was jetzt geschieht. Und was den guten Namen betrifft – es ist ihnen gelungen, auch den mit Schmutz zu bewerfen. Sie haben meinen Sohn bestochen, ihn zur Drogennahme verleitet und dafür gesorgt, daß sein Name im Zusammenhang mit einem Prozeß durch die Presse ging.«
    Der Schmerz in seiner Stimme veranlaßte Miss Seeton nach passenden Trostworten zu suchen. »Ihr Sohn ist jung. Die jungen Leute wollen ihre eigenen Erfahrungen machen – und tun es manchmal auf törichte und gedankenlose Weise. Viele von ihnen sind leicht zu verführen. Sie werden manchmal tiefer in Verbrechen hineingezogen, als sie wollten. Glauben Sie nicht, daß dies oft eine bessere Lehre für sie ist?«
    Lord Kenharding sah sie einige Augenblicke lang an. Dann meinte er: »Meine liebe Miss Seeton – Sie sind eine Künstlerin, und ich habe Ihnen die lange Galerie noch nicht gezeigt. Sehr nachlässig von mir. Kommen Sie.« Er wandte sich plötzlich um und ging mit langen Schritten auf das Haus zu. Miss Seeton mußte fast laufen, um mit ihm mitzuhalten. Er stieß eine Seitentür auf und führte sie eine enge Hintertreppe hinauf.
    Am ersten Treppenabsatz hielten sie vor einer geschlossenen Tür. Lord Kenharding rasselte mit einem Schlüsselbund an einer Kette, das er aus seiner Tasche genommen hatte, wählte eine kleine Metallröhre, die er in ein Loch neben dem Türpfosten einführte, und drehte sie um.
    »Unsere einzige Alarmvorrichtung«, bemerkte er. Er nahm einen anderen Schlüssel, schloß auf und machte Licht. Dann trat er zurück, um Miss Seeton vorbeizulassen.
    Die Galerie, die sich fast über die ganze Breite der Abbey erstreckte, lag vor ihr – unendlich lang, unendlich düster, erleuchtet von einer Reihe von Kronleuchtern, in denen nur eine einzige schwache Birne brannte. Die Umrisse von zugedeckten Stühlen und Sofas, die Vorhänge, die auf einer Seite vor die hohen Fenster gezogen waren, und die dunklen Rechtecke einer endlos langen Reihe von Bildern an den Wänden, hier und da ein Sockel mit der Skulptur eines Kopfes oder einer Büste – all dies wirkte auf sie verstaubt und schäbig. Ihr Führer schaltete ein weiteres Licht ein. Wie durch eine geheimnisvolle Kraft gewann plötzlich die Vergangenheit warmes Leben. Miss Seeton traute ihren Augen nicht. Ehrfürchtig trat sie näher.
    Das konnte nicht sein! Welch eine Ähnlichkeit! In mancher Beziehung genau das Bild der Arnolfinis, obwohl dieser junge Mann hier nicht den unkleidsamen schwarzen Hut trug und sich dem Mädchen zugewandt hatte, dessen Hand er hielt. Aber hatte denn Jan van Eyckje in England gemalt? Sie konnte sich nicht daran erinnern, auch nicht, darüber etwas gelesen zu

Weitere Kostenlose Bücher