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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Gefühl nicht loswerden, daß sie die unmittelbare Ursache der augenblicklichen Familienschwierigkeiten war.
    Es hatte keinen Zweck zu jammern. Sie versuchte entschlossen, die unangenehmen Gedanken zu verjagen und sich auf die ungewohnte Umgebung zu konzentrieren. Pferde, deren mit Initialen versehene Decken im Winde flatterten, wurden von ihren Burschen auf dem schmalen asphaltierten Weg im Kreis geführt. Sie bewegten sich immerzu im Kreis, und Miss Seeton begann zu fürchten, sie könnten müde werden. Hin und wieder kam ein neues Pferd hinzu; manchmal verließ eines, das eine Decke trug, die Prozession, um später ohne Decke zurückzukehren… Nicht möglich! Sie wußte von Bildern, von der berittenen Polizei und der berittenen Garde, wie Sättel aussahen. Aber diese hier waren dünn wie Briefmarken und nicht einmal – dessen war sie sicher – aus Leder, sondern aus irgendeinem synthetischen Material. Wie sollte jemand bequem darauf sitzen können?
    Auf dem smaragdgrünen Oval des kurzgeschnittenen Rasens in der Mitte diskutierten einzelne Gruppen die Chancen ihrer Pferde und gaben Reitinstruktionen; sie wirkten sogar an diesem grauen Tag durch die leuchtenden Farben der Jockeis freundlich.
    Dieser da! Miss Seetons Interesse wurde wach. Der hatte Format, farblich sehr schön, und dann natürlich der Streifen! Dieser diagonale silberne Streifen über der Brust des Jungen trug dazu bei, die ungewöhnliche Kombination von Kirschrot und Gelb zu verschmelzen und war sehr wirksam. »Junge« war eigentlich eine falsche Bezeichnung. Wenn man die Jockeis näher betrachtete, dann waren viele von ihnen alles andere als jung. Nur ihre Größe täuschte auf den ersten Blick.
    »Hallo, Miss S.«, sagte eine Stimme zu ihrer Linken.
    »Hallo, Miss S.«, ertönte ein Echo zu ihrer Rechten.
    »Wir haben uns schon gedacht, daß wir Sie hier treffen würden«, fuhr Thrudd fort. »Martha sagte uns, wohin Sie gefahren seien – «
    »Für Sie immer noch Mrs. Bloomer«, unterbrach ihn Mel. »Sie würde Sie nicht einmal grüßen.«
    »Gut, seien wir korrekt. Die Bloomer gab Mel Ihre Adresse. Da ich wußte, daß die arme Mel allein keinen Artikel über Mode zustande bringt, habe ich ihr angeboten, sie herzufahren.«
    Wer waren die beiden? Er sah besser nach. Tom Haley hatte Vergnügen mit Pflicht verbunden und ein Auge auf Deirdre gehabt, die für die Fotografen Modell stand, und das andere auf Miss Seeton gerichtet. Er schlenderte zu ihr.
    »Haben Sie ein Pferd ausgesucht, Miss S.?« Miss Seeton nickte.
    »Gut.« Haley zog seine Brieftasche, nahm fünf Fünfpfundnoten und reichte sie ihr. »Hier haben Sie Ihren Einsatz. Ein Polizist«, sein Blick streifte das ihm unbekannte Paar, »kann während der Dienstzeit nicht spielen. Setzen Sie also, und wir teilen nachher.« Er schlenderte davon und schalt sich innerlich einen Narren. Er hatte die Leute nur beeindrucken und mit dem Wort »Polizist« einschüchtern wollen. Ein Pfund wäre genug gewesen – warum fünfundzwanzig, um Himmels willen? Deirdres Nähe, sagte er sich verzweifelt, brachte ihn aus dem Häuschen.
    »Es ist rührend zu sehen, welches Vertrauen der Polizist zu Ihnen hat«, bemerkte Thrudd.
    »Oder mangelndes Vertrauen zu uns«, meinte Mel.
    »Hallo!« Deirdre trat zu ihnen und begrüßte die Reporter. »Ich glaube, ich kann fünfzig Pence in den Mond schreiben.«
    »Was, so hoch haben Sie gesetzt?« fragte Thrudd.
    Deirdre lachte. »Je fünfundzwanzig Pence Platz und Sieg auf einen Klepper in der Hoffnung, daß er gewinnt.«
    Mel kam plötzlich eine Idee. »Hören Sie, Miss Kenharding, was meinen Sie zu einem Interview?« Sie winkte Thrudd.
    »Nicht hier, Sie Grünschnabel«, erklärte Thrudd. »Wir gehen besser zum Parkplatz hinüber.«
    »Gut«, stimmte Mel zu, »gehen wir.«
    Deirdre sah Miss Seeton hilflos an. »Haben Sie etwas dagegen?« – »Natürlich nicht!«
    »Sie bleiben hier, bis die Jockeis aufsitzen. Dann gehen Sie hinüber zum Zielpfosten; dort treffen wir uns.«
    »Zum Zielpfosten?«
    Während Deirdre sich entfernte, streckte sie ihren Finger aus. »Der weiße Pfahl mit dem roten Kreis dort. Und gehen Sie nahe zur Barriere, damit Sie richtig sehen können.«
    Ein schäbiges Individuum hatte sich an den durch Mel Forby frei gewordenen Platz geschoben. Miss Seeton rückte etwas zur Seite. Sie drehte sich um und suchte Tom Haley. Fünfundzwanzig Pfund – was für eine Verantwortung! Sie war überzeugt, es war nur eine Geste gewesen, um Mel und Mr. Thrudd

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