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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Foxon konnten nunmehr die Jagd aus der Ferne beobachten.
    Der Panda kreuzte von einer Straßenseite auf die andere, damit er nicht überholt werden konnte. Aber die beiden Polizeiwagen wichen zu beiden Seiten aus und warteten auf eine Gelegenheit, ihn in die Zange zu nehmen. Zuerst fuhr der eine, dann der andere etwas vor. Dann steuerten die beiden Fahrer aufeinander zu. Der Fahrer des Panda erkannte, daß seine Gegner gleichzeitig mit ihm bremsen würden. Er tat daher das einzige, was ihm zu tun übrig blieb, und trat mit aller Kraft auf das Gaspedal in dem Versuch, der Umklammerung zu entgehen. Die Polizei hielt jedoch ihre Stellung und verringerte noch den Abstand. Der Panda stieß gegen die Schutzbleche der beiden Wolseleys, und alle drei Wagen kamen mit metallischem, durchdringendem Quietschen zum Stehen.
    Andere Wagen näherten sich langsam, um das Schauspiel zu genießen, wurden jedoch von einem Polizisten durchgewinkt. Als Thrudd halten wollte, bedeutete ihm ein grinsender Polizist ebenfalls weiterzufahren. Die beiden Reporter und Foxon winkten ihm dankbar zu und hielten zum Zeichen des Sieges ihre Daumen hoch. Sie unterließen es jedoch, hurra zu schreien, denn Miss Seeton schlief.
    »Drei Wagen hat sie verbuttert. Maidstone ist empört!«
    Um seiner Stimme Nachdruck zu verleihen, nahm Chefsuperintendent Brinton den Hörer noch fester in die Hand. »Können Sie sie nicht an die Kandare nehmen, Orakel? Wenn Scotland Yard sie nach London holt, wo sie in eine Schlägerei verwickelt wird, ist mir das egal. Wenn Sie sie nach Kempton schicken, wo sie einen regelrechten Krieg beginnt, ist mir das ebenfalls egal. Ich habe nichts dagegen. Aber können Sie sie uns nicht vom Hals halten, bis alles vorüber ist?«
    »Kaum.« In seinem Büro starrte Delphick mit leerem Blick vor sich hin und sah im Geist seinen rot angelaufenen alten Freund in Ashford vor sich, der von Miss Seetons Rückkehr und dem Nachspiel ihrer neuesten Kapriole bedroht war. »Sie wohnt in Plummergen«, sagte er freundlich, »und ich kann ihr kaum verbieten, nach Hause zu fahren.«
    »Dann schicken Sie um Himmels willen jemanden her, der ihr auf den Fersen bleibt«, drängte Brinton. »Sie wissen doch, wir sind an ihre Tricks nicht gewöhnt. Sie wird die ganze Polizei zu Tode hetzen und alle Wagen von der Straße jagen. Allein bewältigen wir das nicht! Was ist mit Ihrem jungen Riesensergeanten? Schließlich gehört er halb zur dortigen Polizei, weil er die Tochter des Arztes geheiratet hat.«
    »Das wäre möglich.« Delphicks Mund verzog sich ironisch. »Es könnte tatsächlich sein, daß ich für diesen Fall nun auch zuständig bin. Der Goldfisch, wo die ganze Sache anfing, ist gestern abend abgebrannt- oder vielmehr heute früh. Man hat Reste eines Zeitzünders gefunden; das bedeutet: Es ist ein Verbrechen. Außerdem hat man die Überreste des Eigentümers gefunden, so daß auch Totschlag gegeben ist. Wie der Sekretär aussagte, schien der Eigentümer beunruhigt gewesen zu sein und hatte erklärt, die Nacht in seinem Büro verbringen zu wollen, um das Haus im Auge zu behalten. Ich bezweifle, daß sie ihn umbringen wollten oder von seiner Nachtwache wußten. Trotzdem ist es Totschlag.«
    »Hm.« Brinton war ernüchtert. »Das geht natürlich zu weit.« Dann empörte er sich wieder: »Und das ist der Ort, an den Sie die Frechheit hatten, Ihre Freundin zu schicken.«
    »Ich nicht«, verbesserte ihn Delphick, »sondern das Betrugsdezernat.«
    »Aber Sie waren es, der sie nach Hause brachte«, erklärte Brinton. »Ich hörte von Potter, dem Ortspolizisten, dessen Frau die Ohren überall hat, daß mitten in der Nacht vor dem ganzen versammelten Dorf eine ganze Delegation mit Ihnen eintraf, veilchenblau, und Miss S. aufgedonnert wie eine Dirne! Das war natürlich ein gefundenes Fressen. Man hat mir erzählt, zwei der Klatschbasen des Ortes wollen einen Feldzug organisieren, daß sie gehen muß.«
    »Sie muß gehen«, sagte Miss Erica Nuttel.
    »Wissen Sie, ich fürchte, Erica hat nur zu recht«, pflichtete Mrs. Norah Blain – von ihrer Freundin Bunny genannt – ihr bei. »Ich versuche wirklich, tolerant zu sein, und denke nur das Beste von den Menschen, aber – «
    »Es ist klar, daß sie weg muß«, erklärte Miss Nuttel energisch.
    Der vornehmliche Lebenszweck der beiden Damen bestand darin, Lokalnachrichten zu verbreiten, eine Tätigkeit, die sich bei Zeitungsstreiks als sehr nützlich erwies und für die das gemeinsam bewohnte Haus ideal gewesen

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