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Miss Seeton riskiert alles

Miss Seeton riskiert alles

Titel: Miss Seeton riskiert alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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lernen.« Er sah Mel mit trauriger Mißbilligung an. »Kommen Sie.« Er erhob sich. »Am besten machen wir uns auf den Weg, während der Humber und die Polizei Räuber und Gendarm spielen.«
    Ein Polizeiwagen war vorgefahren und versperrte dem Humber den Weg, als Thrudd hinaus auf die Hauptverkehrsstraße fuhr.
    Zwei Polizisten standen zu beiden Seiten ihres Operationszieles.
    »Entschuldigen Sie. Dies ist kein öffentlicher Parkplatz. Es tut mir leid, aber Sie können hier nicht parken, es sei denn, Sie nähmen eine Mahlzeit oder einen Drink.«
    Der Mann am Steuer des Humber atmete erleichtert auf. »Mein Freund ist drinnen und trinkt einen«, erklärte er. »Ich trinke nie, wenn ich fahre«, fügte er tugendhaft hinzu.
    »Sehr klug, Sir.« Das Gesicht des Polizisten blieb ausdruckslos. Er streckte seine Hand aus. »Darf ich Ihren Führerschein und Ihre Versicherungskarte sehen? Nur eine Routinesache«, fügte er hinzu, als der andere protestieren wollte.
    Einen Augenblick schien es, als würde der Fahrer sich weigern. Dann sah er an dem Polizisten vorbei und lachte kurz auf. Er faßte in seine Brusttasche. »Wie Sie wollen.«
    Man hörte einen Schlag. Der Polizeibeamte fiel zusammen. Mit einem Ausruf drehte sein Kollege sich um, aber der Mann aus der Bar hatte sich schon über die Motorhaube geschwungen. Er nützte das Überraschungsmoment aus, brachte seinen Gegner aus dem Gleichgewicht und riß ihn um, während der Fahrer über den Beifahrersitz zur Tür geglitten war, ihn packte und ihm die Mütze vom Kopf schlug. Der Mann aus der Bar ließ seinen Knüppel mit voller Wucht auf den ungeschützten Schädel niedersausen. Der Polizist lag still. Der ganze Vorfall hatte sich in weniger als einer Minute abgespielt. Da alles im Schutz der parkenden Wagen und des vorgefahrenen Polizeiwagens passiert war, hatte niemand etwas gemerkt. Die beiden Männer verloren weder Zeit noch Worte. Es war klar oder wahrscheinlich, daß man ihre Wagennummer weitergegeben hatte. Hastig zogen sie den Polizeibeamten die Uniformjacken aus, nahmen ihre Mützen und packten die beiden bewußtlosen Männer auf den Rücksitz des Humber. Sie schmückten sich mit den fremden Federn, deren schlechten Sitz man nicht sofort bemerken würde, und warfen ihre eigenen Mäntel auf den Rücksitz des Polizeiwagens. Der Schlüssel steckte noch. Sie ließen den Motor an und rasten vom Parkplatz in Richtung Autobahn. Es war höchst wahrscheinlich, daß Miss Seeton noch im Besitz der Pfeilschleuder war, denn der Mann mit der Pistole hatte nach Fingers Flucht gesehen, wie sie beim Sattelplatz etwas aufhob und in ihre Handtasche steckte.
    Miss Seeton begann, müde zu werden. Sie sah Mr. Foxons Grund, sich ihnen anzuschließen, nicht ganz ein. Es mochte wohl stimmen, daß er froh war, nach Plummergen mitgenommen zu werden, weil er dort zu tun hatte. Dort konnte er leicht eine Fahrgelegenheit zurück nach Ashford bekommen. Aber die Art, wie er seine Erklärung vorbrachte, klang mehr noch als ihr Inhalt wie eine lange Reihe falscher Entschuldigungen, wie von Schulkindern. Das war jedoch seine und nicht ihre Sache, fand sie. Es war nett, ihn wiederzusehen. Sie hatte das unglückliche Wochenende in Kenharding Abbey nun hinter sich, und bald würde sie die noch unglücklicheren Ereignisse danach vergessen haben. Viele Menschen neigen dazu, Lebenserfahrungen, die nicht zu der Vorstellung passen, die sie von sich selbst haben, zu vergessen oder zu übersetzen. Miss Seeton war eine wahre Meisterin in dieser Kunst. Der Tumult auf dem Parkplatz nahm schon so etwas wie den Charakter einer Studentendemonstration an. Sie dachte bei sich, daß es der Jugend angeboren sei zu protestieren. Wenn sie sich recht erinnerte, wurde sogar das Wort Universität hergeleitet von Studenten, die im Mittelalter eine Zunft gebildet hatten, um ihre Rechte zu schützen, und manchmal mit Gewaltanwendung gegen die schlechten Lebensbedingungen des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts in Europa protestiert hatten. Sie nickte nachdenklich. Viel Erfahrung war notwendig, um das Leben, wie es war, zu akzeptieren und die Vorteile von Ruhe und Ordnung schätzen zu können. Obwohl die jungen Leute ihr, Miss Seetons, Leben vermutlich eintönig fanden… Das gleichmäßige Dröhnen des Motors schien ihre Überlegung zu bestätigen. Ja… sie nickte wieder. Dann war Miss Seeton eingeschlafen.
    Thrudd behielt den Rückspiegel im Auge. Noch kein Anzeichen des Begleitschutzes, den der Chefsuperintendent

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