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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Wartezeit mit Gebeten. Abwechselnd patrouillierten seine Helfershelfer im großen Keller, sorgten für Ordnung, machten den Ängstlichen Mut und schlichteten Streitigkeiten, unter anderem auch eine heftige Meinungsverschiedenheit über Fragen des Protokolls zwischen Mrs. Trenthorne einerseits und Mrs. Blaine und Miss Nuttel andererseits.
    Nach dem Riesenspektakel, das der Chief Inspector vorausgesagt hatte, saß Delphick mit Brinton in dessen Büro zusammen, um die Lage zu bewerten. Sie wußten nicht mehr über den Mord an Mrs. Paynel als am Anfang.
    Merilees Schwiegereltern reisten aus Gloucester an,  identifizierten den Leichnam und trafen die notwendigen Vorkehrungen, um die Ermordete an der Seite ihres vor vier Jahren verstorbenen Mannes begraben zu können. Die Ermittlungen der Polizei waren zum Stillstand gekommen.
    Alle Personen, die engen Kontakt zu Nuscience hatten, waren von der Bildfläche verschwunden, und niemand hatte von ihnen gehört. Brinton war der Ansicht, daß sich die Nuscientisten aus dem Staub gemacht hatten und daß die Polizei nur warten mußte, bis sie irgendwo anders wieder auftauchten. Jedenfalls sprach nichts dafür, daß Nuscience in den Mord verwickelt war – viel eher waren wohl diese Teufelsanbeter dafür verantwortlich, so wie’s aussah.
    »Und«, schloß er, »mit einem Mord auf ihrem Konto haben sie wahrscheinlich alle ihre Besen genommen und sind auf und davon geflogen. Das heißt« – sein Gesicht wurde finster –, »warum fliegen sie eigentlich auf Besen, um alles in der Welt?«
    Delphick grinste. »Es sind keine Besen – ich habe dir schon einmal gesagt, daß du deine Hausaufgaben besser machen sollst, wenn du mit einem solchen Fall betraut bist, Chris. Hexen reiten meistens auf Stecken mit einem Phallussymbol am Ende. Das Reisig soll nur das anstößige Objekt bedecken und diente zur Zeit der Hexenverfolgung als Tarnung. Aber ich glaube nicht, daß sie sehr weit geflogen sind. Ich vermute viel eher, sie sind in den Untergrund abgetaucht – im wahrsten Sinne des Wortes.
    Und ich bleibe dabei: Es gibt eine Verbindung zwischen Nuscience und diesen Hexen.«
    Brinton schnaubte. »Was hoffen sie, aus all dem herauszuholen?«
    »Mindestens eine Viertelmillion in bar, würde ich sagen.«

    Brinton richtete sich abrupt auf und sah das Orakel ungläubig an.
    »Denk doch mal nach, Chris. Mindestens zweihundert Leute sind plötzlich weg. Sie haben all ihre transportablen Wertsachen und Geld mitgenommen, und das mindeste, was jeder bei sich hat, sind tausend Pfund – vorsichtig geschätzt. Tausend Pfund pro Kopf, das würden
    zweihunderttausend insgesamt ergeben, wahrscheinlich ist aber, daß es viermal soviel ist. Nein, ich könnte schwören, daß sie sich noch alle hier irgendwo herumtreiben.« Er beugte sich vor, um zum hundertstenmal die Landkarten zu studieren, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet waren; alte und neue Landkarten von der näheren Umgebung. Mit einem Seufzer machte sich Brinton wieder daran, Entfernungen zu vergleichen und Berechnungen  anzustellen. Ohne jedes Ergebnis.
    »Hör mal, Chris«, protestierte Delphick, »es muß doch Menschen geben, die wenigstens ein paar der alten Schmugglerpfade kennen.«

    »Daran zweifle ich nicht«, entgegnete Brinton. »Aber die alten Gauner haben ihre Geheimnisse gut gehütet. Sie tun es noch, um genau zu sein. Orakel, du vergißt,
    Schmuggeln war ein großes Geschäft in diesem  Landstrich, und Romney Marsh war das Zentrum. Wenn die Jungs nicht absolut dichtgehalten hätten, wäre das das Ende für alle Zeiten gewesen.«
    »Und es ist noch nicht zu Ende?«
    Brinton zuckte mit den Schultern. »Nach allem, was ich gehört habe, wird immer noch geschmuggelt, aber heutzutage handelt es sich wohl eher um menschliche Fracht. Na und? Es ist nicht mein Bier; darum soll sich die Zoll- und Steuerbehörde kümmern.«

    Delphick runzelte die Stirn. Das war ein guter Gedanke.
    Er nahm den Telefonhörer ab. Es kostete ihn fast eine Stunde, bis er alles in die Wege geleitet hatte. Die Zoll-und Steuerbehörde erklärte sich schließlich bereit, zwei Barkassen von der Wasserpatrouille Tag und Nacht vor dem kurzen Küstenstück zu postieren, und den Strand im Auge zu behalten. Die offizielle Begründung für die Amtshilfe lautete: Die Polizei habe Informationen, daß in den nächsten Tagen Bargeld und Schmuck über den Kanal geschmuggelt werden sollte. Glücklicherweise lag eine kleine Landzunge in der Nähe, vor der die Barkassen bei

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