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Miss Seeton und der Hexenzauber

Titel: Miss Seeton und der Hexenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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Ihnen in Verbindung, sobald es uns möglich ist.«
    »Was, zum Teufel, soll das heißen: Sie treten mit mir in Verbindung?« Nigel riß sich von den Polizisten los und fing an zu rennen.
    Bob stellte ihm ein Bein, und als Nigel fiel, plazierte er einen präzisen Hieb über das linke Ohr des Jungen. Dann legte er ihn sanft auf den Rücken. Dr. Knight kam auf sie zu, kniete sich neben Nigel und fühlte ihm den Puls, dann zog er ein Augenlid hoch und öffnete seine Arzttasche.
    »Arm frei machen«, befahl er.
    Bob zog Nigel das Jackett aus und rollte den  Hemdsärmel hinauf. Der Arzt tupfte die Armbeuge mit einem getränkten Wattebausch ab und setzte die Spritze.
    »Das wird ihn bis morgen früh ruhig halten. Der Krankenwagen kann ihn nach Hause transportieren. Legen Sie ihn ins Bett und sagen Sie den Eltern, daß ich später vorbeikomme und ihnen alles erkläre.«

    Der Superintendent lobte seinen Mitarbeiter. »Sie haben Ihr bestes getan, Sergeant, aber Ihr Reaktionsvermögen läßt ein bißchen zu wünschen übrig.« Brinton sah überrascht auf, aber das Orakel hatte sich an die Streifenpolizisten gewandt. »Sie hätten Mr.  Colveden  auffangen können, als er stolperte, dann wäre er nicht mit dem Kopf auf dem Grabstein aufgeschlagen.«
    »Dem kann ich nicht zustimmen«, widersprach  Dr. Knight. »Nach allem, was ich gesehen habe, hat der Sergeant ihn vor Schlimmerem bewahrt. Er hat schnell genug zugepackt, um den Jungen im Fallen umzudrehen.
    Deshalb hat er sich nur den Hinterkopf angeschlagen. Ich glaube nicht, daß er eine Gehirnerschütterung hat, aber ich habe ihm die Spritze gegeben, falls er im Schockzustand ist, wenn er aufwacht.«
    Die Polizisten blieben ungerührt. Schließlich sagte der Fahrer des Streifenwagens ernst: »Gefährlich, diese Friedhöfe. Besonders wenn sie so überwachsen und voller Gestrüpp sind wie dieser. Man kann über alles mögliche stolpern. Wenn der Sergeant nicht gewesen wäre, hätte der Sturz schlimm ausgehen können.«
    Der Krankenwagen und der Arzt fuhren los. Delphick betrachtete Nigels kleinen roten M.G. dann warf er einen abschätzenden Blick auf seinen Sergeant. Nein, das würde nicht gehen. Bob könnte den Flitzer als Schuh anziehen.
    Er bat einen der Polizisten, das Auto nach Rytham Hall zu bringen. Die Mitarbeiter des Ashforder Morddezernats blieben in der Kirche, um nach Spuren und Hinweisen zu suchen, Bob setzte sich ans Steuer von Delphicks Wagen, und Brinton und der Superintendent nahmen auf dem Rücksitz Platz.
    »Nur ein Strumpfhalter?« dachte Brinton laut. »Könnte das bedeuten, daß der Mörder den anderen als Fetisch an sich genommen hat?«

    Delphick starrte düster vor sich hin. »Nein, sie hatte nur einen.«
    »Wieso?«
    »Du solltest dich besser über deine Fälle informieren, Chris. Dieser Schlangenhaut-Strumpfhalter ist ein altes Abzeichen eines Hexenrangs.«
    »Wenn es kein Ritual war, was dann?« fragte Brinton noch einmal.
    »Sie wurde zum Schweigen gebracht«, erwiderte
    Delphick. »Sie wollte mit mir reden.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von Miss Seeton.«
    Brinton erschrak.
    Delphick erzählte ihm von der Unterhaltung, die er mit der alten Dame geführt hatte.
    »Sie weiß noch mehr?«
    Der Superintendent zuckte mit den Achseln. »Ich glaube nicht. Ordnungsgemäß gab sie Mrs. Paynel den Rat, mit mir zu sprechen, und hat dadurch unglücklicherweise selbst nicht alles erfahren.«
    »Und jetzt«, meinte Brinton nachdenklich, »sind sie sicher hinter der Dame mit dem Schirm her.«
    »Zwangsläufig. Sie wissen nicht, wieviel Mrs. Paynel ihr erzählt hat. Und jetzt, da das Mädchen tot ist, kann Miss Seetons Aussage über das Gespräch als Beweis  herangezogen werden. Trotzdem würde uns eine offizielle, eidesstattliche Aussage nicht weiterhelfen, weil sie eigentlich gar nichts weiß, aber das können die nicht ahnen.«
    Brinton schnaubte. »Und selbst wenn sie etwas zu Protokoll geben würde, käme nicht viel dabei heraus, weil die Verteidiger die Aussage bei Gericht zerpflücken  würden. Also«, schloß er, »postiere ich rund um die Uhr eine Wache vor ihrem Haus. Wir sind zwar hoffnungslos unterbesetzt, aber in diesem Fall muß ich mir wohl oder übel etwas einfallen lassen. Von jetzt an stehen wir schwer unter Druck. Wir können nicht mehr hoffen, die ganze Angelegenheit unter Verschluß zu halten – dieser Mord wird ziemlichen Wirbel verursachen. Das wird ein Riesenspektakel.«

Kapitel 16
    Wichtige Nachrichten durften der Nation

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