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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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hab’ ich doch gesagt«, antwortete er gereizt. »Bring mich nicht durcheinander, Molly.«
    Wieder blickte er durchs Fenster: Der Rasen mußte unbedingt gemäht werden.
    »Und versuch, heraus zubekommen, was gestern abend passiert ist.«
    »Gestern abend?« Verdutzt drehte er sich um. »Aber da war sie noch gar nicht hier, soviel ich weiß.«
    »Mein Gott, Arthur, das ganze Dorf redet davon. Es steht in allen Zeitungen. Gestern abend ist in London jemand zu Tode gekommen, und Miss Seeton hat direkt damit zu tun. Jede Zeitung stellt es anders dar, aber offenbar hat sie dem Mann einen Schlag versetzt.«
    Einen Augenblick lang hatte er aufmerksam zugehört. Schockiert und vorwurfsvoll sagte er: »Das ist doch kein passendes Gesprächsthema, Molly.«
    »Unsinn.« Molly Treeves war außer sich. »Für sie muß es ein gräßliches Erlebnis gewesen sein. Man erweist ihr direkt einen Dienst, wenn man mit ihr darüber spricht – dann kann sie es sich wenigstens von der Seele reden. Zu dumm, daß ich gerade ins Komitee muß, sonst ginge ich selber hin.«
    »Jaaa. Verstehe«, sagte er grübelnd. »Wenn man es so sieht. Selbstverständlich, alles, was ich tun kann. Wenn ich irgendwie behilflich. Molly, du kannst es ruhig mir überlassen, die richtigen Worte zu finden.« Er machte die Tür zum Garten auf. »Weißt du, ein bißchen frische Luft. ich gehe wieder ans Rasenmähen.« Er flüchtete.
    Die gute Molly. Sie meinte es so gut, aber sie begriff nicht immer. Ein Mitmensch in Schwierigkeiten. In solchen Fällen schmeichelte er sich, von Nutzen sein zu können. Eine höchst unglückselige Geschichte, offenbar. Schlägerei in London – zweifelhafte Gesellschaft – und auch noch mit tödlichem Ausgang. Sehr deprimierend. Ja, er hatte wirklich das Gefühl, hier einen guten Dienst leisten zu können. Sachlich mit jemand wie ihm darüber zu reden, das würde ihr helfen, die Dinge in anderem Licht zu sehen. Er trottete zum Schuppen, um den Rasenmäher zu holen. Seine Schwester stand am Fenster und beobachtete ihn schmunzelnd. Der gute Arthur. Allein der Gedanke, eine Unbekannte besuchen zu müssen, brachte ihn schon durcheinander. Knoten ins Taschentuch: Heute abend Magnesiamilch nicht vergessen. Was für ein Glück, daß er seine Nervosität immer im Garten abreagierte. Dadurch blieb der Garten in Schuß, und die Bewegung tat ihm gut.
    »Noch jemand Kaffee?«
    »Ja, bitte, meine Liebe.« Ohne den Blick von der Sportseite zu heben, schob Sir George seinem Sohn die Tasse hin, der sie seiner Mutter reichte. Sie goß Kaffee ein und gab sie zurück; Nigel hob vorsichtig den unteren Rand der Zeitung und schob die Tasse darunter durch. Sir George brummte. Lady Colvenden sah ihren Sohn aus großen Augen betont unschuldig an. »Viel zu tun heute nachmittag?«
    Die ebenso großen Augen ihres Sohnes verengten sich. »Warum?«
    »Da wäre eine Kleinigkeit, die du vielleicht für mich im Dorf erledigen könntest. Ich wollte ja selbst gehen, nur komme ich nicht weg. Die Komiteesitzung ist erst um fünf zu Ende.«
    »Raus damit, Mama. Wenn du so harmlos tust, brütest du was aus. Was für ein Attentat hast du auf mich vor?«
    »Gar kein Attentat. Ich dachte nur, es wäre eine nette Geste, weiter nichts. In Anbetracht dessen, daß die Tante unsere älteste Einwohnerin war und die Nichte heute hier eintrifft, dachte ich, wir könnten sie zumindest wissen lassen, daß sie uns willkommen ist, daß wir Anteil nehmen, verstehst du?«
    Die Zeitung senkte sich um einen Fingerbreit. Nigel fing den zwinkernden Blick seines Vaters auf.
    »Ja, das haben wir gehört.« Nigel trank aus, stand auf und begann, die Teller vom Lunch aufeinander zustapeln. »Hältst du mich für den Empfang von weiblichen Berühmtheiten für besonders geeignet? Überhaupt, was soll ich denn tun? Ihr ein vergoldetes Schirmchen überreichen oder ihr auf silbernem Teller eine Sammlung Zeitungsausschnitte präsentieren?«
    Lady Colvenden überlegte. »Tja, ich dachte. ein paar Eier.«
    »Aber sie hat doch selber Hühner – wenigstens gemeinsam mit den Bloomers.«
    »Ich weiß, aber was anderes fällt mir nicht ein. Eigentlich hätte ich einen Kuchen backen müssen, aber ihr wißt ja, was dann passiert.«
    Hinter der Zeitung erklang unterdrücktes Prusten. »Wissen wir«, bestätigte Nigel.
    »Na, seht ihr.« Sie nahm Nigels Tasse, stellte das Tablett auf die Durchreiche und schob es in die Küche. »Ich hätte den Kuchen von Mrs. Bloomer backen lassen sollen, aber sie hat ihren Tag

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