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Miss Seetons erster Fall

Miss Seetons erster Fall

Titel: Miss Seetons erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heron Carvic
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gebeten, hier zu bleiben. Der Inhalt Ihrer Tasche laut Ihren Angaben.« Er sah in die Papiere: »Etwas Silbergeld im Portemonnaie, zwei Pfundnoten. «
    »Nur für den Notfall«, erklärte sie rasch. »Ich habe nie mehr Geld bei mir, als ich brauche, denn man weiß ja nie, nicht wahr? Und dann in der Schule natürlich – die große Versuchung. So unfair, denke ich immer.«
    »Sehr vernünftig.« Er nickte und fuhr fort: »Außerdem: Taschentuch, Kamm, Spiegel, Wohnungsschlüssel … ah ja, da haben wir’s: Taschenkalender mit Namen und Adresse. Das zuständige Polizeirevier ist verständigt, und das Haus wird bewacht.«
    »Bewacht? Aber warum denn?«
    »Sie müssen sich klar sein, daß Sie selbst gefährdet sind. Durchaus möglich, daß Lebel einen Versuch macht, Sie umzubringen.«
    »Mich?« fragte Miss Seeton empört. »Das ist doch lächerlich. Er kennt mich ja gar nicht.«
    »Ich glaube kaum, daß er sich strikt an die Konventionen hält«, sagte der Superintendent. »Wenn er meint, Sie wären der einzige Zeuge, der ihn identifizieren kann, ist es für ihn das Sicherste, Sie zu eliminieren. Am liebsten wäre es mir, wenn wir Sie für heute nacht in einem Hotel unterbringen.«
    Sie errötete. »Es tut mir leid, aber das wäre wirklich sehr unpraktisch. Ich. ich habe nichts bei mir. Und Koffer packen muß ich auch noch.«
    »Also gut. Dann bleibt – Ihre Zustimmung vorausgesetzt – eine Polizeibeamtin den Rest der Nacht bei Ihnen. Sie kann Sie morgen früh auch zur Bahn bringen. Inzwischen könnten wir vielleicht noch zwei, drei Punkte in Ihrer Aussage klären. Sie sagen: Er stand mit dem Rücken zu mir. Dann boxte er das Mädchen in die Seite. Ich redete ihn an. Er drehte sich um, sprang mich an, und wir beide fielen hin. Ich verstehe nicht, warum er Sie angesprungen hat – er hätte doch einfach fortrennen können? Wenn er sich nicht umgedreht hätte, dann hätten Sie sein Gesicht gar nicht gesehen.«
    »Das war meine Schuld, fürchte ich. Ich habe eingegriffen, und das hat ihn überrascht, glaube ich.«
    Trotz seiner Selbstbeherrschung konnte es der Superintendent nicht verhindern, daß es um seine Mundwinkel zuckte. »Kann ich verstehen«, sagte er.
    »Es war nämlich so.« Ogottogott, wie peinlich. Man würde sie für. für streitsüchtig halten. Aber man mußte präzise sein. ». es war nämlich so, daß ich mich ein bißchen geärgert habe – weil er so grob war, verstehen Sie –, und da hab’ ich ihm meinen Schirm in den Rücken gebohrt. Deshalb hat er mich angesprungen.«
    Heiliger Strohsack! Sergeant Rangers Kugelschreiber fiel klappernd auf den Boden. Nur das harte Training verhinderte, daß der Sergeant den Notizblock hinterher warf. Sollte man ihr doch die Tapferkeitsmedaille geben, und damit fertig. Sollte man sie von ihm aus auch noch befördern, sie die Arbeit des Kommissars machen lassen und alle anderen nach Hause schicken. Robuste Männer überlegten es sich zweimal, ob sie sich mit dem jungen César anlegen sollten, wenn er in Wut war. Aber diese kleine Krähe nicht. O nein. Piekt ihm den Parapluie in den Rücken, wenn er dabei ist, jemand abzumurksen, und sagt ihm, er soll das sofort lassen. Noch ein paar wie sie, und sie konnten einpacken und sich bloß noch mit Verkehrssündern befassen – die Leute glaubten sowieso, man täte nichts anderes.
    »Wenn Sie fertig sind, Sergeant.«
    Unter dem grimmigen Blick seines Vorgesetzten errötend, hob der junge Mann den Kugelschreiber auf und straffte sich. »Ja, Sir. Entschuldigung, Sir.« Wie machte es das Orakel bloß, kühl wie eine Gurke zu bleiben? Allerdings, wenn man genauer hinsah, dann merkte man, daß er etwas rötlicher war als sonst und daß es in seinem Gesicht verdächtig zuckte.
    »Ich danke Ihnen, Miss Seeton.« Die Stimme des Superintendent klang todernst. »Ich habe jetzt ein sehr genaues Bild von den Vorgängen.« Und das stimmte. Überrascht! Kein Wunder, daß César überrascht gewesen war. Eine herrliche Vorstellung – aber nein, nur jetzt nicht daran denken. Später – am besten, wenn er allein war. Er biß die Zähne zusammen und versuchte, sich eine Katastrophe vorzustellen. Autozusammenstöße. Mord und Totschlag – nein, im Moment lieber nicht. Feuersbrünste, Hungersnöte und Überschwemmungen. »Da ist noch ein Punkt«, fuhr er fort, »und zwar in Mr. Walters Aussage. Es ist von Lebel die Rede, und da erwähnt Mr. Walters, Sie hätten gesagt: Er konnte nicht anders, und es wäre sein letzter Akt, aber so

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