Miss Winbolt ist schockiert
erholen. Es würde mich nicht wundern, wenn sein Kiefer gebrochen ist. Ich glaube kaum, dass er fliehen wird, zumal ich Barnaby beauftragt habe, ein Auge auf ihn zu werfen. Auf ihn kann ich mich tatsächlich hundertprozentig verlassen. Das hat er mehr als einmal unter Beweis gestellt.“
Nachdem William den Männern noch ein paar Anweisungen gegeben hatte, sagte er: „Wir sollten zurückkehren, Emily wird sich schon Sorgen machen.“
Auf dem Rückweg nach Shearings fragte William: „Warum zum Teufel hat jemand das Haus angezündet?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Philip. „Entweder haben Sie einen Feind, der sich an Ihnen rächen will, oder …“
„Oder was?“
„Oder jemand will Sie aus Charlwood vertreiben.“
„Ich denke nicht, dass ich einen Feind habe, der mich so hasst, dass er mein Haus niederbrennt. Aber warum sollte jemand mich aus Charlwood vertreiben wollen?“
„Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Allerdings habe ich von kostspieligen Verzögerungen gehört …“
„Es handelte sich nur um ein paar unsinnige Missverständnisse und unvorhersehbare Unfälle.“
„Da haben wir es doch vielleicht. Verzögerungen und Unfälle haben Sie nicht abgeschreckt. Sie wollten gerade ins Witwenhaus einziehen, und offensichtlich hat das dazu geführt, dass jemand zum letzten Mittel greift. Der Brand wird Sie für Monate am Einzug hindern. Möglicherweise hat der Brandstifter sogar geglaubt, er könne Sie auf diese Weise ganz vertreiben. Vermutlich wissen Sie, dass man diesem Haus nachsagt, es würde seinen Besitzer ruinieren?“
„Mich wird man nicht davonjagen, Winbolt.“ Er musterte Philip. „Haben Sie Angst, dass Charlwood mich ruiniert? Glauben Sie etwa immer noch, meine finanziellen Mittel beschränkten sich auf meine Offizierspension?“
„Nein, ich nehme an, dass es mehr ist als das. Mit so einer Pension ist es kaum möglich, ein Vorhaben wie Charlwood zu beginnen.“
William nickte und sagte: „Eigentlich habe ich erwartet, von Ihnen wegen meiner Einkünfte befragt zu werden. Es ist verständlich, wenn die Familie der Braut sicherstellen will, dass der Bräutigam sie ernähren kann.“
„Warum denken Sie, dass ich mich nicht erkundigt habe?“
William lächelte Philip an. „Und ich habe mich schon geschmeichelt gefühlt, Sie würden mir vertrauen!“
„Wenn es um meine Schwester geht, muss ich Gewissheit haben.“
„Darf ich mich nach dem Ergebnis Ihrer Nachforschungen erkundigen?“
„Meine Londoner Freunde halten Sie für vermögend“, erwiderte Philip mit einem entschuldigenden Lächeln.
William nickte. „Sie gehören also nicht zu denen, die glauben, ich wäre hinter Emilys Geld her?“
„Sollte ich das?“, fragte Philip.
„Gut! Darüber bin ich erleichtert. Als Emilys Bruder hätte ich Sie vermutlich davon in Kenntnis setzen sollen, aber es widerstrebt mir, es an die große Glocke zu hängen. Behalten Sie es also besser für sich. Ich brauche tatsächlich von niemandem Geld. Das Witwenhaus kann ich aus eigenen Mitteln wenn nötig dreimal wieder aufbauen lassen. Und auch für ein zweites Charlwood und ein komfortables Leben würde es vermutlich reichen.“
Philip blickte ihn erstaunt an. „Große Güte, Ashenden, was haben Sie gemacht? Haben Sie die Staatskasse geplündert? Das haben Sie gut verheimlicht!“
„Nachdem ich den Dienst in der Marine quittiert hatte, ging ich für zwei Jahre nach Südamerika. Dort habe ich erfolgreich Bodenschätze abbauen lassen. Die Gewinne sind inzwischen gut angelegt. Die Zukunft der Kinder ist abgesichert und ebenso die von Emily.“
Philip wollte William eigentlich auf Emilys Gemütsverfassung vorbereiten, aber erneut schwieg er. Emily war an diesem Vormittag ganz außer sich gewesen, und nach dem vorangegangenen Gespräch war er sicher, dass sie einem Missverständnis zum Opfer gefallen war. Zumindest hoffte er das. Er mochte William Ashenden, und fast sah es so aus, als ob das verheerende Feuer Glück im Unglück war. Die dadurch notwendig gewordene Verschiebung des Hochzeitstermins gab seiner Schwester Gelegenheit, einen Schritt zu überdenken, den sie vielleicht bis an ihr Lebensende bereuen würde. Sie konnte zwar etwas dickköpfig sein, aber wenn sie erkannte, dass Ashenden kein Mitgiftjäger war, sah sie ihren Irrtum vielleicht ein. „Wann wollen Sie Emily denn erzählen, was Sie mir eben verraten haben?“, erkundigte er sich.
„Sehr bald, denn dieser Brand ändert alles. Sie muss wissen, dass sich unsere
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