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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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einfach wieder von sich stößt? Sag mir, wie du das übers Herz bringst?“
    Emily legte die Hände vor das Gesicht. „Hör auf, hör auf!“, schrie sie. „Natürlich sorge ich mich um die Kinder, natürlich will ich sie nicht enttäuschen. Aber wie kann ich jemanden heiraten, dem ich nicht mehr vertraue?“
    William stieß sie von sich und wandte sich ab. „Ich glaube es nicht. Erst der Brand, und jetzt werden all unsere Pläne zunichte gemacht … James und Laura werden am Boden zerstört sein.“ Einen Augenblick blieb er mit dem Rücken zu ihr stehen und rang um Beherrschung. Dann sagte er: „Ich kann es ihnen nicht antun.“ Er blickte sie kühl an. „Gut, ich werde deine Entscheidung akzeptieren, aber im Gegenzug erwarte ich von dir, dass wir es den Kindern noch nicht sagen. Sie müssen erst einmal eine Katastrophe verkraften, bevor sie von der nächsten erfahren. Wir haben durch den Brand einen perfekten Vorwand, warum unsere Hochzeit verschoben werden muss. Sobald das Witwenhaus wieder bewohnbar ist, werde ich es ihnen so schonend wie möglich beibringen.“
    Emily nickte zögerlich. „Einverstanden“, sagte sie. „Und William, es tut mir …“
    „Spar dir deine Entschuldigungen“, unterbrach er sie barsch. „Es wäre besser für uns beide gewesen, wenn ich für die Kinder eine Gouvernante gesucht hätte. Alles wäre besser gewesen als diese blödsinnige Idee, zu heiraten. Entschuldige mich jetzt, ich habe einiges zu tun, unter anderem muss ich eine Unterkunft finden. Einer meiner Männer, denen ich vertraut habe, trägt an dem Brand die Mitschuld. Ich muss die Kerle schnappen, die dahinter stecken.“
    Emily sah ihm nach, wie er mit hängenden Schultern zum Haus ging. Williams Niedergeschlagenheit versetzte ihr einen Stich. Fast wollte sie hinter ihm herlaufen und ihre Entscheidung zurücknehmen, egal was er über sie dachte. Stattdessen ging sie langsam in die andere Richtung auf den Irrgarten zu. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Gefühl, verraten worden zu sein, sie gegenüber den weitreichenden Konsequenzen ihrer Entscheidung blind gemacht. Noch in der Nacht hatte sie sogar gehofft, dass er leiden würde.
    Aber heute Morgen hatten sich die Dinge geändert. Er war mit dem Wissen aus Charlwood zurückgekehrt, dass das Witwenhaus absichtlich von einem unbekannten Feind zerstört worden war. Anstatt bei ihr Trost zu finden, war er mit der Vernichtung all seiner Zukunftspläne konfrontiert worden. Einen schwächeren Mann hätten solche Schicksalsschläge umgehauen. Doch er hatte, obwohl er verletzt und wütend gewesen war, nur daran gedacht, wie er die Kinder vor Unheil bewahren konnte. Emily war nicht stolz auf das, was sie getan hatte. Ihr eigener Schmerz und ihre Wut hatten an Intensität verloren. Auch wenn sie noch weit davon entfernt war, ihm zu verzeihen, war sie doch bereit, ihm in seiner misslichen Lage so weit es ging entgegenzukommen.
    Als sie das Haus wieder betrat, fand sie Rosa nähend im Salon vor. Philip war unterwegs, und die Kinder hielten unter dem wachsamen Auge von Mrs. Hopkins einen Mittagsschlaf. Rosa blickte auf, als Emily eintrat.
    „Wie geht es dir?“, erkundigte sie sich.
    „Es geht“, erwiderte Emily.
    „William ist nicht hier“, erklärte Rosa ruhig. „Er ist nach Charlwood zurückgeritten, um mehr über die Brandstifter herauszufinden. Philip hat ihm angeboten, ihn zu begleiten, aber er wollte offenkundig allein sein. Hast du mit ihm gesprochen, Emily?“
    „Ja, ich habe ihm gesagt, dass ich ihn nicht heiraten kann.“
    „Hast du ihm auch erklärt, warum?“ Emily nickte, während Rosa fortfuhr: „Er hat so mutlos ausgesehen, als er ging. Weder Philip noch ich können glauben, dass er wirklich der Schuft ist, für den du ihn hältst.“
    „Wenn er nicht gelogen hat, ist er zumindest kein Mitgiftjäger. Trotzdem will ich ihn nicht mehr heiraten.“
    Rosa schnitt einen Faden ab. „Ich glaube, du verhältst dich töricht, Emily. Du hast einen Mann abgewiesen, der es sehr gut mit dir meint, und ihn zutiefst verletzt.“ Sie blickte auf und fuhr fort: „Ich halte dich dennoch nicht für herzlos. Was soll nun aus James und Laura werden?“
    Von Rosas anklagender Stimme aus der Fassung gebracht, erwiderte Emily steif: „William bat mich, es den Kindern noch nicht zu sagen, und ich habe zugestimmt. Wir sorgen uns beide um Laura und James. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, was ich tun kann. Sie benötigen erst einmal eine Bleibe. Könnten sie für eine Weile

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