Miss Winbolt ist schockiert
falsch von mir, dass ich dich für einen Mitgiftjäger hielt. Genügt dir das?“
„In Anbetracht der Tatsache, dass dir inzwischen mehr als einmal vor Augen geführt wurde, dass dein Vermögen mich nie interessiert hat, ist das kein großes Zugeständnis. Auch wenn es immerhin ein Anfang ist.“
Der alte William hätte meine Entschuldigung gnädiger aufgenommen, dachte sie und erwiderte: „Du machst es mir wirklich schwer.“
„Warum sollte ich es dir leicht machen?“
„Weil es mir aufrichtig leidtut … und ich wenigstens möchte, dass wir Freunde bleiben.“
Er lächelte, doch sein Lächeln hatte etwas Zynisches. „Hat Lord Winbolt mit dir geredet, Emily? Ist das der Grund für deinen plötzlichen Meinungsumschwung? Hast du mittlerweile begriffen, was für eine gute Partie ich bin? Steckt das hinter diesem Tête-à-Tête in der Kutsche?“
„William!“, rief Emily entsetzt. Sie drehte sich weg, damit er nicht sah, wie sehr er sie verletzt hatte. Erneut herrschte Schweigen.
Nach einer Weile entschuldigte sich William: „Verzeih mir, das war unnötig.“
„Es war grausam von dir!“
„Das weiß ich. Ich hätte es nicht sagen sollen.“
Emily drehte sich zu ihm um, Tränen hingen in ihren Wimpern. „Du hättest so etwas niemals von mir denken dürfen!“ Unwillig wischte sie eine Träne weg, die auf ihre Wange getropft war.
Er ergriff ihre Hände. „Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht traurig machen.“ Vorsichtig legte er ihre Hände zurück auf ihren Schoß. „Ich hätte mich daran erinnern müssen, wie es sich anfühlt, derart missverstanden zu werden.“
„Du wolltest dich also revanchieren?“
„Nein, jedenfalls nicht bewusst. Es tut mir leid.“ Sie sah ihn misstrauisch an.
Plötzlich hatte sie wieder das Bild vor Augen, wie niedergeschlagen William den Garten von Shearings verlassen hatte, nachdem sie all seine Zukunftsträume zunichte gemacht hatte. Nach dem Brand und ihrer Absage war alles über ihm zusammengebrochen. Er hatte die Scherben aufgehoben und mit dem üblichen Tatendrang weitergemacht, aber er hatte den Moment nicht vergessen.
Sie nickte wehmütig. „Du hättest allen Grund dazu gehabt. Ich habe mich lächerlich verhalten.“ Sie machte eine Pause. „Wenn ich dich jetzt fragen würde, was du zu den Deardons an jenem Tag gesagt hast, als ich bereits fort war, würdest du es mir erzählen?“
„Spielt das noch eine Rolle?“
„Für mich schon.“
„Warum? Suchst du nach wie vor nach Beweisen, ob ich es ernst mit dir gemeint habe? Dass ich ehrlich sprach, als ich dir sagte, dass ich dich bewundere? Nein, Emily, es ist vorbei.“
„Was meinst du damit? Dass wir keine Freunde sein können?“
„Freunde! Du und ich können niemals nur Freunde sein. Zu viele andere Gefühle stünden dem im Weg. Zu viel Verzauberung, zu viel Entzauberung, zu viel Hoffnung und zu viel Enttäuschung.“ Nach einem kurzen Schweigen sah er sie erneut an. „Wenn du allerdings damit meinst, dass wir etwas wiederaufbauen, das weniger ist, als das, was wir hatten, aber immerhin noch etwas ist, dann würde ich einem Versuch zustimmen. Es wird nicht leicht, jedoch würde ich es versuchen, und sei es nur um der Kinder willen.“
Emily schluckte. Rosa hatte sie gewarnt, dass William unbarmherzig sein konnte, wenn es hart auf hart kam. Erstmals merkte sie, dass ihre Schwägerin recht gehabt hatte.
Während er Emily von der Seite anblickte, bekam William Gewissensbisse. Bin ich zu unnachgiebig? Dann erinnerte er sich, wie sehr ihn ihre Zurückweisung verletzt hatte, wie vorschnell sie alle gemeinsamen Pläne über Bord geworfen hatte … Erneut schaute er zu ihr hinüber und bemerkte, wie unglücklich sie war. Er wusste doch, wie schwer es ihr gefallen sein musste, ihren Irrtum einzugestehen. Und er hatte Rosa ein Versprechen gegeben …
„Ich habe einen Vorschlag, Emily“, sagte er schließlich.
Als sie sich zu ihm drehte, merkte er, dass sie geweint hatte. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen und getröstet. Stattdessen reichte er ihr sein Taschentuch. Nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, fuhr er fort: „Es wird mehrere Monate dauern, bis das Witwenhaus wieder bewohnbar ist. Deshalb habe ich überlegt, ob es nicht besser ist, gleich alle Anstrengungen auf das Herrenhaus zu verlagern. Aber erst einmal muss ich diesen Kidman und seine Bande loswerden. Am besten wäre es, die Valleron-Juwelen zu finden und dann öffentlich zu verkünden, dass wir sie an den
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