Miss Winbolt ist schockiert
des Überfalls entfernt gefunden.“
„Ein Streit unter Dieben“, mutmaßte Emily.
„Die Tresorkiste, in der sich die Sammlung befunden hatte, wurde jedenfalls aufgebrochen und leer in der Nähe entdeckt.“
„Aber warum führte denn der Marquis solch eine wertvolle Fracht mit sich?“, wollte Emily wissen. „Er muss doch gewusst haben, wie riskant das war.“
„Er wollte die Kostbarkeiten wieder mit nach Frankreich nehmen. Da der Krieg vorbei war, hatten die Vallerons beschlossen, in ihre Heimat zurückzukehren. Zwanzig Jahre nachdem sie ihre Sammlung aus Paris nach England hinausgeschmuggelt hatten, wollte der Marquis sie nun wieder mit nach Hause nehmen.“
„Und seitdem hat man niemals etwas davon gehört?“, vergewisserte sich William.
„Soweit ich weiß, nicht. Warum fragen Sie?“
„Mein Diener Barnaby Drewitt hat in London mit einigen Leuten gesprochen, die sicherlich nicht zu Ihrem Bekanntenkreis gehören, Sir. Und dabei ist der Name Valleron im Zusammenhang mit unserem Freund Kidman gefallen.“
„Das ist sehr interessant“, erwiderte Lord Winbolt. „Der Raubüberfall fand auf der Straße nach Bath, nicht weit von Ihrem Anwesen statt, Ashenden.“
„William! Bestimmt hat er die Juwelen in Charlwood versteckt! Deshalb will er dich loswerden. Er will dort ungestört nach den Schätzen suchen.“ Emily hielt inne. „Aber wenn Kidman das Diebesgut selbst versteckt hat, warum sucht er dann danach? Und warum hat er es überhaupt so lange dort gelassen?“
„Sicher war das Aufsehen damals zu groß, um die Sachen verkaufen zu können, also ließ man die Juwelen erst einmal in ihrem Versteck. Doch es kann nicht Kidman gewesen sein, der sie versteckt hat.“
Lord Winbolt hatte aufmerksam zugehört und erläuterte: „Kidman war der jüngere Geschäftspartner von Edric Fenton, dem man nachsagte, er habe bei dem Raub seine Finger im Spiel gehabt.“
„Fenton!“, rief Emily aus.
„Du kennst ihn?“, fragte ihr Großvater überrascht.
„Nein, aber ich kenne seine Witwe. Sie ist vor einer Weile in die Nähe von Charlwood gezogen …“
„Vermutlich direkt nach Fentons Tod, oder?“, wollte Lord Winbolt wissen. „Wenn unsere Vermutungen stimmen, war Fenton ein Dieb und ein Mörder. Er ist infolge eines Schlaganfalls elendig zugrunde gegangen. Bereits Monate vor seinem Tod soll er kaum mehr in der Lage gewesen sein, sich zu bewegen oder zu sprechen.“
„Dann konnte er die Juwelen nicht mehr selbst holen und auch niemandem mehr verraten, wo er sie versteckt hatte. Und jetzt suchen seine Freunde wie wild nach der Beute. Der Verkauf von Charlwood muss für sie ein Schock gewesen sein.“
„Vermutlich dachten sie, sie hätten alle Zeit der Welt, um die Beute zu finden“, überlegte Emily. „Charlwood war so heruntergekommen, dass niemand, der bei Verstand war, auf die Idee gekommen ist, das Gut zu erwerben, bis du aufgetaucht bist, William.“
„Danke“, sagte William. „Du musst aber auch bedenken, in welcher Lage ich mich befand.“
„Du brauchtest ein Haus und eine Frau. War es nicht so?“ Plötzlich klang Emilys Stimme wieder verbittert.
„Ich habe nicht nach einer reichen Frau gesucht“, antwortete William ungeduldig. „Aber das weißt du längst. Warum kannst du deine Vorurteile nicht begraben?“ Er sah sie verärgert an und fuhr dann fort: „Ich glaube nach wie vor, dass es ein Glück für mich war, Charlwood zu finden. Eines Tages wird es ein wundervolles Zuhause sein. Und zwischenzeitlich dachte ich auch, die ideale Herrin dafür gefunden zu haben.“
„Und jetzt?“, erkundigte sich Lord Winbolt.
„Jetzt muss ich warten. Diese Valleron-Geschichte ist gefährlich und hängt wie ein Damoklesschwert über Charlwood. Erst wenn das aufgeklärt ist, kann ich wieder Zukunftspläne schmieden. Morgen früh werde ich noch einige Leute treffen, und vielleicht hat Barnaby Neuigkeiten für mich. Dann werde ich nach Berkshire zurückreisen. Kidman und seine Bande werden nicht so schnell aufgeben. Wer weiß, was sie als Nächstes vorhaben.“
„Diese Männer sind gefährlich, Ashenden“, warnte ihn Lord Winbolt.
„Ich bin ein nicht zu unterschätzender Gegner“, entgegnete William. „Zumindest dann, wenn es um mein Eigentum geht.“ An Emily gewandt, sagte er ruhig: „Ich nehme an, dass du noch in London bleiben möchtest? Ich könnte Barnaby Drewitt bitten, dich am Ende der Woche nach Hause zu begleiten.“
„Ich würde lieber morgen mit dir nach Shearings
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