Miss Winbolt ist schockiert
Emily nennen können?“, wollte James wissen.
Nach verlegenem Schweigen antwortete William: „Nein, James. Du weißt, dass wir wegen des Brandes noch nicht heiraten konnten. Daran hat sich nichts geändert. Wieso hast du das gedacht?“
„Will Darby meinte, ihr wäret nach London gefahren, um in der Westminster Abbey getraut zu werden.“
„Große Güte! Nein, das ist uns zu groß! Wir sind nicht verheiratet.“
„Ich wusste es“, erklärte Laura und drückte ihre Puppe an sich. „Ich habe James gesagt, dass er dumm ist. Ihr könnt doch ohne Brautjungfer gar nicht heiraten. Und ich war ja nicht dabei.“ Sie umarmte Emily. „Auch wenn du Onkel William noch nicht geheiratet hast, kann es ja nicht mehr lang dauern! Dürfen wir dich trotzdem schon Tante Emily nennen?“
Sie zögerte, doch als sie in Lauras blaue Augen sah, die Williams Augen so ähnelten, entschied sie sich. „Das ist eine großartige Idee! Nichts wünsche ich mir mehr als das.“
Rosa war von Emilys Idee, die Tochter des Pfarrers als Gouvernante einzustellen, begeistert und schickte sofort einen Diener zu Reverend Anstey, um alles in die Wege zu leiten.
An diesem Abend schilderte William seinen Gastgebern die ganze Valleron-Geschichte. Emily wurde klar, mit wie vielen Menschen er und Barnaby Drewitt in London gesprochen hatten.
„William, woher kommt dieser Barnaby eigentlich?“, erkundigte sich Rosa.
„Er wurde in Portsmouth geboren und rannte mit zwölf von zu Hause fort, um seinem gewalttätigen Vater zu entfliehen. Er ging zunächst zur See, und ich begegnete ihm, als er sich in Südamerika mühsam mit der Arbeit in einem Silberbergwerk über Wasser hielt. Dort habe ich ihn herausgeholt, aber das war, nachdem er mir das Leben gerettet hatte. Seitdem ist er nicht mehr von meiner Seite gewichen, und ich habe ihm beigebracht, wie man sich als Diener eines Gentlemans zu verhalten hat.“
„Das wird nicht leicht gewesen sein.“ Philip grinste. „Er sieht nicht gerade nach guten Manieren aus.“
„Lass dich nicht von seinem Äußeren täuschen! Er hat eine ganze Reihe erstaunlicher Fähigkeiten, die er sich vermutlich in jungen Jahren angeeignet hat, als er ums Überleben kämpfen musste.“
„Was willst du gegen Kidman und seine Leute unternehmen?“, fragte Philip.
„Fenton hat die Beute irgendwo in Charlwood oder auf dem Gelände versteckt. Mehr scheint Kidman nicht zu wissen.“
„Dieser Edric Fenton war doch Marias Ehemann. War sie denn nicht bei ihm, als er starb?“, fragte Rosa.
„Natürlich!“, rief Emily aus. „Das ist sehr wahrscheinlich. Und was ist mit ihrem Schwager, diesem Walter Fenton? Wo war er zu diesem Zeitpunkt?“
„Mir scheint, wir sollten die Kontakte zu den Fentons ausbauen“, schlug Rosa vor.
„Das wird nicht einfach, wenn man in Betracht zieht, dass ich ihren Heiratsantrag abgelehnt habe …“
„William! Heißt das, sie hat dich gefragt?“ Emily verschlug es fast die Sprache. „Was für eine verlogene Person sie doch ist!“
Er sah sie verwundert an. „Warum regst du dich so darüber auf? Hast du etwa geglaubt, ich hätte sie gefragt? Ich dachte, du würdest mich besser kennen, Emily.“
„Ich könnte Maria ja einladen“, schlug Rosa hastig vor. „Sie ahnt nicht, wie ich über sie denke.“
Philip legte die Stirn in Falten. „Mir ist es nicht recht, wenn Rosa in diese Sache hineingezogen wird. Solange sie unseren Sohn unter dem Herzen trägt, ist es meine Pflicht, sie von allen riskanten Aktionen abzuhalten!“ Noch bevor Rosa Protest erheben konnte, fügte er hinzu: „Vielleicht ist es ja auch eine wunderbare Tochter – so schön und liebreizend wie ihre Mutter.“
Emily schaute verblüfft von einem zum anderen. Dann sprang sie mit Freudentränen in den Augen auf und umarmte Rosa. „Was für eine wundervolle Neuigkeit! Ich freue mich so für euch!“
William wartete einen Augenblick, bis sich die erste Aufregung gelegt hatte, und sagte dann: „Meine herzlichsten Glückwünsche! Natürlich will ich ebenso wenig, dass Rosa sich in Gefahr begibt.“
„Ich habe vor, weiterhin ein völlig normales Leben zu führen!“, erklärte Rosa. „Und ich sehe nicht ein, warum ein Gespräch mit Maria Fenton mir irgendwelches Leid zufügen könnte.“
Rosa setzte sich gegen alle Widerstände durch, und es wurde schließlich beschlossen, dass Maria Fenton so bald wie möglich nach Shearings eingeladen werden sollte. Emily und William würden diesen Tag mit den Kindern in Charlwood
Weitere Kostenlose Bücher