Miss Winbolt ist schockiert
so vollgestopft, dass die Papiere beim Öffnen auf den Tisch fielen. „Das wird eine Menge Arbeit“, stellte er fest. „Möchte jemand mir dabei helfen?“
Sie gingen gemeinsam in die Bibliothek und begannen eifrig, die Unterlagen zu sortieren, damit man sie am nächsten Abend sinnvoll würde studieren können, wenn William von seinem Besuch bei den Fentons zurückkommen würde.
Als Maria Fenton gemeldet wurde, dass Sir William Ashenden sie zu sprechen wünsche, war sie nicht sehr überrascht. Nach dem Gespräch mit Rosa war sie darauf vorbereitet, dass Sir William sich nach dem Zerwürfnis mit Emily anderweitig umsehen würde. Seine elegante Erscheinung und seine charmante Art machten es ihr schwer, sich ihm gegenüber so abweisend zu verhalten wie sie es vorgehabt hatte. Nach den üblichen Höflichkeiten bat sie ihn, Platz zu nehmen.
„Im Auftrag von Lady Deardon habe ich gerade in Thirle nach dem Rechten gesehen“, erklärte er. „Da ich nun einmal in der Nähe war, beschloss ich, Ihnen einen Besuch abzustatten. Ich habe mich eine Weile in London aufgehalten, sonst wäre ich bereits früher vorbeigekommen.“
„Wirklich?“, erwiderte Maria kühl.
„Ja …“, erwiderte William verlegen. „Sie waren so freundlich, mir vor einiger Zeit mit Charlwood helfen zu wollen. Ich habe mich damals unhöflich verhalten. Inzwischen weiß ich, dass ich mich in Ihren Motiven geirrt habe, so wie es mir seitdem auch bei anderen ergangen ist.“
„Wie geht es Miss Winbolt?“, erkundigte sich Maria mit süßlichem Lächeln.
„Verzeihen Sie mir, aber es wäre nicht richtig, mit Ihnen über … über meine Verlobte zu reden. Aber ich möchte Sie bitten, mir zu verzeihen.“
„Verstehe“, entgegnete Maria, erhob sich und stolzierte durch den Raum. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Sir William. Ich war tief verletzt, dass Sie das Angebot, das ich Ihnen als aufrichtige Freundin gemacht habe, derart missverstanden haben. Aber ich bin nicht nachtragend. Ich nehme Ihre Entschuldigung an.“
„Vielen Dank“, sagte er kleinlaut. „Das ist sehr großzügig. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?“
„Ich bin nach wie vor sehr an Charlwood interessiert“, antwortete sie. „Unser letzter Besuch dort war … nun, er war kurz, nicht wahr? Ich weiß, dass dort weit mehr zu sehen ist.“
William unterdrückte ein zufriedenes Lächeln, denn nichts passte besser in seinen Plan. „Würde es denn keine unglücklichen Erinnerungen wachrufen?“, fragte er. „Wir könnten stattdessen auch nach Windsor fahren?“
„Nein, ich ziehe Charlwood vor.“
„Es wäre mir ein Vergnügen. Ich benötige noch weiblichen Rat in Bezug auf das Herrenhaus, aber derzeit ist es schwierig, mit Miss Winbolt darüber zu sprechen. Bis alles zwischen uns geregelt ist, weiß ich nicht, was passiert. Darf ich also hoffen, dass Sie mir mit Ihrem Rat zur Seite stehen?“
Maria Fenton vermochte ihren Eifer kaum zu verbergen. „Wie ich schon sagte, bin ich nicht nachtragend. Sie wissen, wie sehr Charlwood mich fasziniert. Wann wollen wir hin?“
„Es ist noch ein paar Stunden hell. Warum nicht einfach heute?“, fragte William kühn.
13. KAPITEL
Die Fahrt nach Charlwood verlief schweigsam. William überlegte angestrengt, um welchen Rat er Maria Fenton bitten könnte, und seine Begleiterin schien ebenfalls eigenen Gedanken nachzuhängen. Erst als sie das zerstörte Witwenhaus passierten, stieß sie einen Entsetzensschrei aus und rief: „Mein armer Freund! Wer tut bloß so etwas Fürchterliches?“
Da William jeden Grund zu der Annahme hatte, dass die Dame nur zu gut wusste, wer den Brand gelegt hatte, vertrieb ihre dreiste Scheinheiligkeit seine letzten Skrupel. Er nickte und erwiderte: „Es ist tatsächlich ein großer Schaden, und ich fürchte, wir werden die Brandstifter nie schnappen. Aber wenigstens hat es mich veranlasst, meine Zukunftspläne zu überdenken. Verstehen Sie?“ Er lächelte sie an.
Auflachend drohte sie ihm mit dem Zeigefinger. „Ich werde Sie nicht fragen, was Sie damit meinen. Sie sind mir zu verwegen! Nichtsdestotrotz werde ich Ihnen mit meinem Rat für das Herrenhaus zur Seite stehen. Diesmal müssen Sie mir alles zeigen.“
„Darf ich Ihnen zuerst noch einmal den Salon zeigen?“
Wenig später führte er sie in den Salon, wo sie zunächst ihr Entzücken über die Verwandlung zum Ausdruck brachte. Nachdem ihre Blicke jedoch oberflächlich über die Wände gewandert waren, schien sie rasch das
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