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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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genannt. Aber würde er die Existenz dieses Gefühls jemals zugeben? Sie hoffte, ihn irgendwann davon überzeugen zu können.
    Die Kinder hatten inzwischen die Lust am Streiten verloren und liefen wieder in die Eingangshalle. Emily folgte ihnen und sah, wie James zielstrebig auf die Tür am Ende der Halle zulief.
    „Warte, James!“, rief William und holte ihn ein. „An diesem Teil des Gebäudes wird noch gearbeitet. Dort befand sich einmal die Küche. Es könnte gefährlich sein.“
    Emily schaute durch die geöffnete Tür. Sie führte in einen langen schummrigen Gang. „Da unten wirkt das Haus ganz anders“, erklärte William. „Dunkel und alt. Ich vermute, das alte Herrenhaus stand direkt über diesen Räumen. Vor etwa hundert Jahren hat der damalige Besitzer angefangen, das Gebäude zu modernisieren, aber er hat die Arbeit nicht beendet. Er hat all sein Geld bei einer überstürzten Spekulation verloren.“
    „Ich verstehe, warum man Charlwood nachsagt, es würde seine Besitzer ruinieren!“
    „Außer diesem, Emily! Ich werde es zu Ende bringen, bis alles perfekt ist … Komm zurück, James!“
    „Keine Sorge, Onkel William. Ich war schon vorher da unten. Ich will dir zeigen, wo ich das Bild gefunden habe.“ James war bereits vorausgeeilt, und Laura drängte Emily, ihm mit ihr zu folgen.
    Emily nahm Laura an die Hand und fragte William: „Können wir vielleicht kurz schauen? Er ist so stolz auf das Bild. Ich habe schon einmal nach ihm gesucht und ihn hinter dieser Tür gefunden.“
    William gab nach. „Halte Laura bitte gut fest!“ Er lief hinunter in den Gang, um James einzuholen. Emily und Laura folgten ihm. Die Wände waren aus dicken Steinen erbaut, und das wenige Licht fiel durch ein kleines Fenster am anderen Ende des Gangs.
    Sie kamen an einer massiven Eichentür vorbei. Laura blickte sich nervös um. „Ich mag es hier unten nicht“, flüsterte sie. „Es ist so schaurig. Wohin führt denn diese Tür?“
    „Ich weiß es nicht, Laura. Wahrscheinlich ist es nur eine Besenkammer.“ Emily versuchte, die Klinke hinunterzudrücken, doch die Tür war abgeschlossen. „Wir fragen gleich deinen Onkel.“ William und James standen an einer Treppe. „Wenn diese Stufen in die Küchenräume führen, bin ich froh, niemals in Charlwood gespeist zu haben“, bemerkte Emily.
    „Diese Treppe führt zu den Kellern“, erwiderte William belustigt. „Die Küche liegt weiter hinten, doch ich gebe zu, dass sie eine Meile oder zwei vom Speisesalon entfernt ist. Aber keine Sorge. Es wird bereits eine neue Küche auf der anderen Seite eingerichtet. Direkt daneben befindet sich das Speisezimmer, sodass wir immer warmes Essen bekommen werden.“
    Er öffnete eine Tür auf der anderen Gangseite, und sie folgten ihm in einen altertümlichen Salon. Im Winter konnte man daraus einen gemütlichen Raum machen, denn es gab einen gewaltigen Kamin, und die Wände waren mit Eichenholz verkleidet. In Kopfhöhe war die Holzverkleidung gegenüber der Fensterseite mit kleinen Bildern geschmückt.
    William zeigte auf die Gemälde. „Wir haben sie gerade wieder aufgehängt. Sie sind zwar in keinem guten Zustand, und die Qualität ist fragwürdig, aber sie wurden offensichtlich eigens hierfür angefertigt. Ein paar hingen noch an der Wand, als ich hier zum ersten Mal eintrat, der Rest lag auf dem Boden. Meinst du, sie sind es wert, aufgehoben zu werden?“
    „Onkel William! Hier unten habe ich auch mein Bild gefunden. Es ist aber schöner als die anderen.“
    Laura war emsig damit beschäftigt, die Gemälde zu zählen. „Sieben, acht, neun, zehn, elf!“, rief sie triumphierend.
    Emily betrachtete die Bilder genauer. „Ich vermute, es sollten zwölf sein“, stellte sie fest. „Dein Bild gehört sicherlich hierher, James. Genau wie auf deinem sind auf allen Motive aus dem Garten zu erkennen. Offensichtlich stammen sie vom selben Künstler, wenn er auch nicht besonders begabt war. Deines scheint als Einziges zu fehlen.“
    „Ja, genau, da hinten ist ein Stück frei!“, verkündete Laura in heller Aufregung.
    „Keine Angst, James, das Bild gehört natürlich dir“, versicherte William.
    Als sie auf dem Rückweg zur Eingangshalle erneut die verschlossene Eichentür passierten, fragte Emily: „Was befindet sich denn dahinter, William? Laura und ich haben schon festgestellt, dass die Tür abgeschlossen ist.“
    „Der Schlüssel hängt gleich darüber an einem Haken. Ich lasse die Tür geschlossen, weil sie zu einem Wachturm

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