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Miss Winbolt ist schockiert

Miss Winbolt ist schockiert

Titel: Miss Winbolt ist schockiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Andrew
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führt, der zum alten Herrenhaus gehörte. Ich möchte nicht, dass die Kinder sie öffnen, wenn wir nicht dabei sind. Möchtest du einen Blick hineinwerfen?“
    „Ja, bitte“, antwortete Emily. William schloss auf, und die Tür öffnete sich unter schaurigem Ächzen. Ein kalter Luftzug wehte ihnen entgegen. Furchtsam verbarg Laura ihr Gesicht in Emilys Rockfalten. Emily nahm sie auf die Arme. „Keine Angst, mein Schatz. Schau, es ist nur ein Turm mit einer Wendeltreppe.“
    „Oben gibt es eine Plattform. Deshalb pfeift der Wind hinein“, erklärte William. „Bitte geht nicht die Treppe hoch, sie ist in keinem guten Zustand.“
    „Das haben wir gar nicht vor“, beruhigte Emily ihn. „Wir können jetzt gern wieder gehen.“
    „Ich friere, Tante Emily.“
    „Ich auch, Laura. Wir sollten rasch nach Shearings zurückfahren. Dann können wir uns das Bild von James noch einmal genau ansehen.“
    William schien nachdenklich, als sie wieder in die Eingangshalle kamen. „Ich muss mir die Unterlagen ansehen, die ich von den Londoner Anwälten erhalten habe, sobald wir zurück sind. Darunter befindet sich einiges über das alte Herrenhaus und seine Geschichte. Wenn ich alles durchgesehen habe, kann ich euch wahrscheinlich mehr erzählen. Komm, James! Laura, geh du voran!“
    Sie blinzelten, als sie ins helle Sonnenlicht traten. Die Tür trennt zwei Jahrhunderte, dachte Emily. Das düstere und geheimnisvolle 15. und das helle und luftige 18. Jahrhundert.
    „Wir halten noch einmal kurz am Witwenhaus“, sagte William, als sie in die Kutsche stiegen.
    Als sie am Witwenhaus ankamen, hielt George Fowler einen verbogenen und verdreckten Messingknopf in Händen.
    „Einer der Männer hat ihn gerade in der Asche gefunden, Sir“, erklärte er.
    William untersuchte den Knopf. „So einen habe ich schon einmal gesehen“, überlegte er stirnrunzelnd. „Mit genau diesen Schnörkeln. Aber wo?“
    „Er gehört keinem unserer Männer. Das habe ich überprüft.“
    „Ich nehme ihn mit. Vielleicht erinnere ich mich später. Vielen Dank, Fowler.“
    Ein paar Minuten später befanden sie sich auf dem Heimweg nach Shearings.
    Während Emily, William und die Kinder in Charlwood Entdeckungen gemacht hatten, hatte Rosa ihre eigenen Nachforschungen angestellt.
    Sobald Mrs. Fenton angekommen war, hatte Rosa Tee und Sherry geordert und sich dann mit ihrem Gast im Salon niedergelassen. Sie redeten über eine Reihe belangloser Dinge, und Rosa bemühte sich, ihre Besucherin ein wenig betrunken zu machen. Als sie sicher war, dass Maria nun offener sprechen würde, seufzte sie und sagte: „Ich bin so froh, dass ich mit dir über Emily sprechen kann. Ich fürchte, sie war etwas unhöflich zu dir, als du uns zuletzt besucht hast. Ist das der Grund, warum ich dich seitdem nicht mehr gesehen habe?“
    Mrs. Fenton beäugte Rosa misstrauisch, die jedoch eine bekümmerte Unschuldsmiene an den Tag legte, als habe Emily ihr nichts Genaues berichtet. Sie lächelte und erwiderte: „Ich muss gestehen, ich war vom Betragen deiner Schwägerin überrascht. Ich habe es nur gut mit ihr gemeint. Natürlich sehe ich gern darüber hinweg.“
    Rosa schüttelte den Kopf. „Das ist sehr großzügig von dir. Ich liebe Emily von ganzem Herzen, aber sie kann sehr eigensinnig sein. Was Sir William nun zu spüren bekommt.“
    „Wirklich?“, fragte Mrs. Fenton erfreut.
    „Ja“, seufzte Rosa. „Sie ist davon überzeugt, dass er nur hinter ihrem Vermögen her ist, weshalb sie die Verlobung auflösen will. Weder ihm noch mir gelingt es, sie umzustimmen. Und dabei weiß ich, dass sie am Boden zerstört wäre, wenn er seine Drohung wahr machte, sich nach einer anderen Frau umzuschauen. „Oh!“ Rosa legte eine Hand vor den Mund. „Es muss am Sherry liegen. Das hätte ich nicht aussprechen sollen – schon gar nicht dir gegenüber!“ Mrs. Fenton schien Blut geleckt zu haben und versicherte ihrer Gastgeberin unbedingte Diskretion. Daraufhin fuhr Rosa fort: „Es würde mich schmerzen, deine Freundschaft zu verlieren. Als Mädchen habe ich dich stets bewundert, aber das weißt du vermutlich längst. Natürlich war das vor deiner Ehe mit Mr. Fenton. Kanntest du ihn eigentlich lange, bevor ihr geheiratet habt? Du musst mir unbedingt erzählen, was all die Jahre passiert ist, in denen wir uns aus den Augen verloren haben.“
    Den ganzen Nachmittag über plauderten die Damen über die Zeit, bevor sie sich beim Ball der Langleys wiedergesehen hatten. Dabei traten einige

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