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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Verfolgungsjagd, und alles endet in einem blutigen Wirbelsturm. Fische werden von innen nach außen gestülpt. Rosen öffnen um Mitternacht ihre Blüten. Es ist wie in der Offenbarung. Am Schluss fliegt die Frau mit dem Reifen nach Hawaii und wirft ihn in einen der noch tätigen Vulkane auf Oahu. Wie findest du das?»
    Ivan bemühte sich, nicht außer Atem zu geraten, denn sein Heimtrainer schaltete gerade auf die Simulation einer Steigung um. »Klingt mir so, als würden eine Menge Trümmer darin herumfliegen.«
    »Trümmer? Was? Ja ... kann schon sein.« 
    »Ich habe mich oben in San Francisco mit diesen Nerds von Industrial Light & Magic und Silicon Graphics getroffen, bevor ich nach Schottland geflogen bin. Die können mittlerweile sehr überzeugend fliegende Trümmer und Abfälle im Computer erzeugen. Sie suchen nach einem Film, in dem sie ihre neuen Techniken präsentieren können, und der hier klingt so, als wär's genau der richtige. Die Geschichte muss allerdings noch etwas überarbeitet werden. Wer hat das geschrieben?« 
    »Einer von diesen jungen Wilden - Ryan Irgendwas. Er ist im Moment eine ziemlich heiße Nummer.«
    »Den Namen hab ich noch nie gehört. Ist das Drehbuch zur Versteigerung freigegeben?«
    »Wir haben ein Vorkaufsrecht.«
    »Wieviel willst du dafür zahlen?«
    »Fünfhundert.«
    »Sagen wir dreihundert. Hast du ein gutes Gefühl dabei?« 
    »Das erste Drehbuch seit Jahren, bei dem mein Hirn einen Ständer gekriegt hat.«
    »Es ist das erste Drehbuch seit Jahren, das du überhaupt gelesen hast.«
    Jemand klingelte am Hoftor. Ivan schaltete den Heimtrainer aus. »Komm, John-O, lass uns mal gucken, wer das ist.« Sie gingen um die Terrasse herum, die von Blumen und üppig wucherndem Grün überquoll. Vor dem Eingangstor stand ein Polizeiwagen. Ein Beamter stand daneben an der Gegensprechanlage, ein weiterer saß auf dem Beifahrersitz. Ivan ließ sie mit einem Druck auf die Fernbedienung herein. Die vier versammelten sich auf der Eingangstreppe. »Meine Herren?«, sagte Ivan.
    »Guten Tag, Mr. McClintock«, sagte der Lange. »Ihnen auch, Mr. Johnson. Haben Sie einen Moment Zeit, Mr. McClintock?«
    »Sagen Sie Ivan zu mir. Natürlich. Worum geht es denn?« 
    »Wir müssen etwas überprüfen. Besitzen Sie einen weißen Chrysler mit dem Kennzeichen 2LM 2496T?« 
    »Ja.«
    »Waren Sie letzte Nacht gegen zwei Uhr damit im Benedict Canyon unterwegs?«
    »Das war ich«, mischte John sich ein.
    »Könnten Sie uns sagen, wo Sie letzte Nacht waren, Mr. Johnson?«
    »Klar. Ich habe mir bei West... West... West Side Video auf dem Santa Monica Boulevard Videos ausgeliehen.« 
    »Was für Videos?«
    »Ungefähr zehn. Filme mit Susan Colgate - Meet.The Blooms, und irgendein mieses B-Movie.«
    Die Polizisten wechselten einen raschen, bedeutungsschwangeren Blick. »Um wie viel Uhr war das ungefähr, Mr. Johnson?«
    »Der Typ machte grade seinen Laden zu. Zirka ein Uhr morgens, schätze ich.« 
    »Und dann?«
    »Dann - bin ich losgefahren und habe vor Susan Colgates Haus geparkt. Etwa eine Stunde lang.« 
    »Warum das, Mr. Johnson?«
    »Stimmt was nicht? Was geht hier eigentlich vor?« John wurde nervös.
    »Eine Routine-Überprüfung, Sir. Warum haben Sie vor ihrem Haus geparkt?«
    »John-O«, sagte Ivan. »Spuck's aus, ja? Wir verhandeln hier nicht mit einem Filmverleih.«
    »Ich hatte ihr auf den Anrufbeantworter gesprochen, aber sie hat nicht zurückgerufen. Susan Colgate. Ich dachte, vielleicht kommt sie erst spät nach Hause.«
    »Wohnen Sie hier, Mr. Johnson?«, fragte der kleinere Polizist. »In dem Haus dort unten. Mit meiner Mutter zusammen.« Die Polizisten blickten auf das Gästehaus hinunter, das seit dem Tag, an dem John es zum ersten Mal gesehen hatte, fast unverändert war. »Mein Baumhaus in Bei Air habe ich letztes Jahr verloren. Sie haben vermutlich in People darüber gelesen.«
    »Du hast es nicht verloren, John«, sagte Ivan, »du hast es verschenkt.«
    »Ans Finanzamt. Das war kein Geschenk. Sie haben es mir genommen.«
    »Ist das da unten der Chrysler?«, fragte der große Cop. »Ja«, sagte John, und sein Magen zersetzte sich zu Schleim, als ihm wieder einfiel, dass der Schrein noch auf der Rückbank lag. »Da ist ein - ach, verdammt. Sie werden schon sehen.« Die vier gingen den Hang hinunter, und die Polizisten legten plötzlich ein geradezu paramilitärisches Gebaren an den Tag, als sie den Schrein im Wagen entdeckten. Einer rief in der Polizeizentrale an, um dringend irgend

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