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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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etwas Technisches anzufordern. Der andere schirmte John von dem Wagen ab. »Bin ich verhaftet? Haben Sie einen Haftbefehl?«, fragte John. »Nein. Und das können wir uns auch sparen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »John, der Wagen gehört mir«, sagte Ivan. »Legt los, Jungs.« Er warf einen Blick auf den Rücksitz. Das weiße Handtuch um seinen Hals fiel auf den Kiesweg, und er ließ es liegen. »John-O, da steht ein gottverdammtes Susan-Colgate-Tabernakel auf dem Rücksitz - hast du das gebaut?«
    »Haben Sie den Schrein auf der Rückbank gebaut?«, fragte der Cop.
    »Nein. Ich habe ihn dem Typen von West Side Video abgekauft. Ich glaube, das ist so ein überkandideltes Schwulen-Ding.« In diesem Moment kam Doris eingehüllt in Umhängetücher aus dem Haus, der graue Dutt ein Stachelschwein aus wehenden Haarspitzen. »Ach, du liebe Güte - meine Mutter.« 
    »Morgen, ihr Lieben. O je - die Bullen.« 
    »Die Bullen?«, sagte John.
    »Ich versuche nur den Ton der Zeit zu treffen, Schatz. Meine Herren - hat jemand etwas angestellt?«
    Es entstand eine leichte Verwirrung. Ein Polizeifotograf und Forensik-Experte ging hinüber zum Wagen. Ivan begab sich wieder nach oben zu seinem Heimtrainer, und John rief Adam Norwitz an. »Was zum Teufel ist passiert, Adam?« 
    »Susan ist verschwunden. Sie sollte heute morgen um sechs in der Maske sein, um sich für einen Showtime-Channel-Kinderfilm schminken zu lassen, aber sie ist nicht aufgetaucht. Also ruft der Produzent mich an und bepöbelt mich, und ich rase von meinem Fitnessclub direkt zu ihr und sehe, dass alle Türen offen stehen. Es war niemand da, nur ihr Wagen parkte vorm Haus. Die Kaffeemaschine war noch an, aber der Kaffee sah aus wie Teer, als stünde er schon seit vierundzwanzig Stunden auf der Platte. Da hab ich die Cops gerufen. Sagen Sie mir, was hier vorgeht. Ich hätte fast mein linkes Ei der Forschung spenden müssen, um diese blöde Rolle für sie zu ergattern, und sie vermasselt's.«
    »Seien Sie nicht so hart, Adam.«
    »Ja, klar. Macht sie jetzt mit Ihnen einen Film? Stürzt sie sich jetzt in einen größeren Teich - und hat keine Zeit mehr für die kleinen Fische?«
    »Wie können Sie bloß so tun, als ging es beim Verschwinden dieser Frau nur um Sie, Adam?«
    »Verschonen Sie mich mit Ihrem Hang zur Melodramatik.« 
    »Haben Sie die Krankenhäuser angerufen?« 
    »Das ist Aufgabe der Cops.«
    Adam hatte keinen blassen Schimmer, was passiert sein konnte. Die Polizei wusste ebenfalls so gut wie nichts. John weigerte sich, in Panik zu geraten. Susan war womöglich auf einer Tequila-Sauftour, oder vielleicht peitschte sie gerade einen dieser gruseligen Brit-Regisseure mit Birkenruten aus. Sie ist nicht der Typ dafür, dachte er. Er atmete tief durch, dann rief er Ryan an, um das Drehbuch zu kaufen.

Kapitel Sechzehn
     
     
    Der erste Flop, den John und Ivan produzierten, war eine Liebesgeschichte: The Other Side of Hate. Von Anfang an war der Film von Problemen überschattet. Als Erstes belehrte sie Angus, der Prostatakrebs im hoffnungslosen Endstadium hatte, dass der Titel nichts taugte. »John, ›Hass ‹ ist etwas Negatives, und selbst wenn du einen neuen Citizen Kane drehen würdest - mit einem Titel wie The Other Side of Hate ist der Misserfolg vorprogrammiert.«
    Doris hatte andere Sorgen. »Eine Liebesgeschichte? Von dir, Schatz? Mach doch einfach weiter Filme, in denen es ordentlich scheppert und knallt, dann kann gar nichts schief gehen.« 
    »Du glaubst nicht, dass ich eine Liebesgeschichte drehen kann?«
    »Das ist es nicht, Schatz. Liebesgeschichten kann nur jemand machen, der ...« 
    »Ja ?«
    »Oh, da bin ich wohl in ein Fettnäpfchen getreten, was?« 
    »Liebesgeschichten kann nur jemand machen, der ...?« 
    »Jemand, der schon mal verliebt war, Schatz, und ich glaube, ich sollte jetzt besser ganz schnell was ziemlich Prickelndes trinken.« Im Laufe der Jahre war Doris' Leben zu einer erbaulichen, zeitlosen Abfolge von Sonnentagen, Töpferkursen, Phasen plötzlicher Begeisterung fürs Aquarellieren und Kaffeekränzchen mit einer kleinen Clique von »Kartenspielerinnen aus Leidenschaft« geworden. Ein ausgetretener Pfad verband ihre Haustür mit dem ein paar Meilen entfernten Schnapsladen. John sah seine Mutter zweimal pro Woche, und sie war ihm nach wie vor eine enge Vertraute. »Ich war schon mal verliebt.« 
    »In wen?« »In ...«
    »Wirklich, Schatz, mach dir keine Gedanken, du wirst bestimmt eines Tages ein junges Starlet

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