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Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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betrachten zu können, und plötzlich senken sich lakritzstangenartige Tornados vom Himmel und verwüsten den Teil von Galveston, in dem sie wohnt, bis nur noch eine Müllhalde aus geborstenen Vertäfelungen, zerbrochenen Möbeln, Ästen, Spielzeugen, Autos und Klamotten übrig ist. Nur das Zimmer, in dem sie sitzt, bleibt verschont. Es stellt sich heraus, dass der Reifen ein Portal ist, das geistige Energie in Atomenergie verwandelt.
    John hörte ein Brummen oben am Hang - Ivans Hometrainer, der wie immer um halb sieben zum Leben erwachte. Gesellschaft! Er ging nach oben. Ivan schaute nebenbei die Morgennachrichten auf einem uralten 36-cm-Fernseher, der wie üblich auf einem Liegestuhl stand. »John-O.« 
    »Ivan.«
    »Du siehst ja furchtbar aus. Hast du die Nacht durchgemacht?« Ivans Heimtrainer war auf die dritte von zehn möglichen Stufen eingestellt.
    »Ja.« Das war nichts Ungewöhnliches. »Irgendwas Gutes im Fernsehen gesehen?« 
    »Nein. Ich habe etwas gelesen.« 
    »Du hast gelesen?« »Ein Drehbuch.«
    »Na so was. Kaum zu fassen. Wann hast du das letzte Mal ein Drehbuch in der Hand gehabt?«
    John musste nachdenken. »Ist wohl schon länger her.«
    »Ist es was für uns?«
    »Ich glaube schon. Es ist okay.«
    »Heißt das gut oder schlecht?«
    »Gut. Toll sogar.«
    »Erzähl schon, Partner.«
    John begann die Handlung des Films zu schildern.
    »Was passiert nach der Explosion von Galveston?« Ivan hing an seinen Lippen.
    »Eine Rückblende ins Jahr 1909 zu der berühmten ›Meteoritenexplosion ‹ von Tungaska.«
    »Ist dabei nicht die Hälfte aller Bäume Sibiriens draufgegangen?«
    » Genau - nur dass sich herausstellt, dass es in Wirklichkeit gar kein Meteorit war. Dieser Reifen war schuld.« 
    »Ich hoffe bloß, es sind keine Außerirdischen im Spiel. Der Markt ist völlig übersättigt mit diesem Alien-Zeug.« Ivan kontrollierte seinen Herzschlag oder irgendeinen anderen Puls in seinem Körper mit seiner Stoppuhr.
    »Keine Außerirdischen. Der Reifen stammt aus der Schweiz. Aus Bern. Er wurde 1905 von einer kurvenreichen russischen Jüdin angefertigt, die auf dem gleichen Gang wohnte wie Einstein. Das war das Jahr, in dem er die Relativitätstheorie entdeckte. «
    »Kurvenreich? Was ist das denn für ein Wort? In welchem Jahr leben wir, John-O - 1962?«
    »Schon gut. Aber sie ist heiß.«
    »Sie ist heiß? Sind wir jetzt im Jahr 1988 gelandet?«
    »Mein Gott, Ivan. Sie ist auf eine kalte Weise heiß. Ihre Eltern sind tot, und sie muss von Bern zurück nach Sibirien. Aber als sie dort ist, gibt es diesen Unfall - die Explosion von Tungaska.«
    »Welche psychische Energie bewirkt denn eine Explosion, die halb Sibirien dem Erdboden gleichmacht?«
    »Der erste Orgasmus der Frau, der versehentlich durch einen Verstärkerring in dem Reifen geleitet wurde.«
    »Verstehe!«
    »Wie auch immer, sie befindet sich im Zentrum der Explosion und damit in Sicherheit. Der Reifen ist extra so konzipiert worden. Stell dir mal die Spezialeffekte bei dieser Szene vor, Ivan. Wie auch immer, inzwischen wissen die Bösen über den Reifen Bescheid.« 
    »Wer sind die Bösen?«
    »Ein Schweizer Bankenkonsortium kurz vor dem II. Weltkrieg. Die Typen, die bald darauf in den Todeslagern die Goldplomben einsammeln sollten.« 
    »Weiter.«
    »Die Bankleute haben es auf den Reifen abgesehen. Alle Regierungen wollen ihn haben, aber sie versteckt sich und den Reifen, bis 1939 der Krieg ausbricht. Sie wird in ein Todeslager abtransportiert, und die Nazis nehmen ihr den Reifen ab. Er wird ihnen von den Amerikanern gestohlen, die ihn für die Atomangriffe auf Japan benutzen. Als nächstes gerät er nach Nevada und wird in Las Vegas dafür eingesetzt, die Energie zu bündeln, die beim Zocken und der damit verbundenen Verzweiflung frei wird, um damit Atomtests zu machen. Aber dann rechnet der Sohn der Frau, ein Ballistiker, der dort auf dem Testgelände in Nevada arbeitet, eins und eins zusammenzählt und begreift, was es mit diesem Reifen wirklich auf sich hat - und auch, dass er ihm gehört.
    Es gelingt ihm, ihn zu stehlen - das ist das Ende der Atomtests in den Achtzigern -, und er schmuggelt sich und den Reifen runter nach Galveston. Doch er erleidet einen Schlaganfall.
    Seine Tochter, gespielt von derselben Darstellerin wie seine Mutter, deponiert den Reifen in einem Schrank. Als sie diesen sauber macht, kommt es zu dem Zwischenfall mit dem Fernseher. Der Tornado ruft die Bösen wieder auf den Plan, es folgt eine

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