Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Wyoming

Miss Wyoming

Titel: Miss Wyoming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
Vom Netzwerk:
Fahrweise darauf ein. Er ließ einen Autor feuern, der Susan einen leeren Pez-Spender genannt hatte. Er achtete darauf, dass sie nur das Beste zu essen bekam und in ihrer Wohnung in der Kelton Street stets einen Vorrat an frischen Nudeln, reifen Papayas und Mineralwasser hatte, worum sich ein Hausmädchen kümmerte, das dreimal pro Woche kam. Er sang Susan mit »Goodnight, Irene« in den Schlaf, und dann, nachdem er einen Abstecher nach Hause gemacht hatte, um mit seiner Frau Jenna zu schlafen, ging er am nächsten Tag zur Arbeit und sorgte dafür, dass Susan jede Menge Film- und Fernsehangebote bekam.
    Wenn sie überhaupt über ihre neue Situation nachdachte, dann tat sie es mit der unschuldigen Undankbarkeit ganz junger Menschen. Der Verlauf ihres Lebens war vorbestimmt und unausweichlich. Warum zwölf Jahre lang eine Aufziehpuppe sein, wenn nicht, um Fernsehstar zu werden? Warum nicht den eigenen Körper verändern? Körper waren dazu gedacht, auf Fotos gut auszusehen. Mütter? Die waren dazu geschaffen, tasmanische Teufel zu sein - ein Grund mehr, sie in Encino wegzusperren.
    Jeden Abend schluckte sie zwei weiße Pillen, um besser schlafen zu können. Morgens nahm sie zwei orangefarbene Pillen gegen den Hunger. Sie fand es wunderbar, dass das Leben sich so leicht kontrollieren ließ. Falls man ihr ein Mitspracherecht zugestand, würde sie dafür sorgen, dass auch der Rest ihres Lebens derart reibungslos und wie auf Knopfdruck funktionierte. Wenn sie morgens aufwachte, konnte sie sich nicht an ihre Träume erinnern.
     

Kapitel Dreiundzwanzig
     
     
    John, Vanessa und Ryan waren auf dem Weg von Vanessa zu Randy Montarelli draußen im Valley. Alle drei hatten sich auf die Vorderbank gequetscht, Vanessa in der Mitte. John war verschwitzt. Er zog eine Packung Zigaretten aus der Seitentasche der Wagentür und zündete sich eine an. »Du rauchst?«, fragte Vanessa. Sie sah ihn mit ernstem und undurchdringlichem Gesicht an.
    »Ab sofort hab ich wieder angefangen. Ich mache mir Sorgen um Susan. Ich kann einfach nicht abschalten.« Im Valley angekommen, fuhr John den Chrysler auf eine ARCO-Tankstelle zum Tanken und Kaugummi kaufen. Er ging zur Kasse, um zu bezahlen, und als er zum Wagen zurückkam, saßen Ryan und Vanessa kichernd wie turtelnde Kaninchen auf dem Vordersitz. »Ihr zwei.«
    »Wir sind jung und verliebt, John Johnson«, frotzelte Vanessa. »Menschen wie du waren nie jung, Vanessa. Menschen wie du werden mit zweiundsiebzig geboren. Sie sind schon als zartes rosa Baby Gesundheitsminister.«
    Als sie sich durch den ziehharmonikaartig zusammengepressten Verkehr auf dem Ventura Boulevard schoben, fragte John: »Und, wollt ihr beiden Irren heiraten?« 
    »Auf jeden Fall«, sagte Ryan. »Wir haben sogar schon die Flitterwochen geplant.«
    John dachte über dieses junge Pärchen nach, mit dem er hier durch die Stadt fuhr. Im einen Moment waren sie wie balgende junge Hunde, im nächsten wie Captain Kirk und Spöck aus StarTrek. Beide schienen ganz versessen darauf, neue Universen zu entdecken. John fand, dass sie in gewisser Weise das Gegenteil von Ivan und Nylla waren, die seiner Ansicht nach geheiratet hatten, um das Universum zu etwas Kleinerem zu verdichten, das besser zu bewältigen war. »Wo macht ihr zwei Clowns denn eure Hochzeitsreise hin - in die Kongressbibliothek?«
    »Sehr witzig, John«, erwiderte Ryan. »Wir fahren nach Prince Edward Island.«
    »Hä? Wo ist denn das - England?« John fuhr zermürbend langsam, um einen Fahrer, der an seiner Stoßstange klebte, zu ärgern.
    »Nein«, sagte Vanessa. »In Kanada. An der Ostküste - nördlich von Nova Scotia. Es hat ungefähr drei Einwohner.« 
    »Wir werden Kartoffeln ausgraben.«
    John schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ich trau mich gar nicht zu fragen ...«
    »Da gibt's«, sagte Ryan, »diesen sogenannten Tabakmosaikvirus. Das ist ein harmloser kleiner Virus, der im Kartoffelbestand von Prince Edward Island schlummert und kaum etwas anrichtet.«
    »Aber«, sagte Vanessa, »er ist hoch ansteckend, und wenn er mit Tabakpflanzen in Berührung kommt, verwandelt er sie praktisch in Matsch. Daher werden wir einen Van mieten, ihn mit infizierten Kartoffeln voll laden und dann runter nach Virginia und Kentucky fahren und sie auf die Tabakfelder werfen.« 
    »Wir werden Big Tobacco ruinieren«, sagte Ryan. »Wie romantisch«, sagte John, »aber da melden sich meine Lodge-Pestizid-Gene.«
    »Vanessas Dad ist an einem Lungen-Emphysem

Weitere Kostenlose Bücher