Miss Wyoming
gestorben.«
»Du brauchst mich nicht gleich als Waisenkind aus einem Dickens-Roman darzustellen, Ryan, aber Dad hat sich tatsächlich buchstäblich die Lunge aus dem Leib gehustet.«
»Vanessa richtet mit der Information, die sie findet, gerne Chaos an«, sagte Ryan stolz.
»Weißt du was, Ryan? Es fällt mir nicht schwer, das zu glauben. Aber ich werde mir trotzdem noch eine Zigarette anzünden. Tut mir Leid, Vanessa, aber ich krieg hier einfach zu viel.« Ryan brüllte: »He - das ist die Straße, in der Randy Montarelli wohnt«, und John bog in eine grüne vorstädtische Avenue ein. Der Wagen hinter ihm brauste wütend vorbei. Randys mit Holzschindeln verkleidetes Haus war blassblau, und die großen Zypressen, die davor Wache standen, wurden von buntem Flutlicht angestrahlt.
»So«, sagte Ryan, während sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkten und zum Haus hinüberspähten. »Wir sind da.«
»In der Tat«, sagte John. Es war ein Moment der Ruhe, wie im Urlaub, nachdem man den ganzen Tag im Flugzeug gesessen, sich durch Taxis und Menschenmassen gequält hat, dann im Hotelzimmer ankommt, die Tür zumacht und erst mal Luft holt. Was als Nächstes kam, stand in den Sternen, und John stellte fest, dass er sich kaum Gedanken über diesen Augenblick gemacht hatte. Er bekam leichte Panik. »Ich hab grade gesehen, wie sich hinter einem Fenster jemand bewegt hat«, sagte Ryan. »Wir gehen da jetzt hin«, sagte John.
»Ryan - «, sagte Vanessa. »Vielleicht sollten wir hier warten. Vielleicht sollte John das alleine machen.«
»Nein. Kommt, ihr zwei - ich brauche euch.« Wie unschuldige Kinder, die an Halloween Süßigkeiten sammeln, gingen sie zur Haustür. Drinnen hörten sie das Plärren eines Fernsehers, das Trampeln von Füßen auf einem nackten Fußboden und das Geräusch einer Tür, die sich schloss. John klingelte, bevor er es sich anders überlegen konnte. Drinnen verstummten alle Geräusche. Vanessa klingelte erneut, dreimal schnell hintereinander. Eine Minute verging, und immer noch passierte nichts. Ryan fasste den Türknopf an. Es war offen.
»Mach die verdammte Tür zu, Ryan«, sagte John. »Ich wollt doch nur mal probieren.«
»Hallooooo ... ?«, rief Vanessa durch den Türspalt. »O Mann«, sagte John.
»Was bist du bloß für ein Feigling, John.« Vanessa gurrte ins Haus: »Hallo - wir sind von der Unesco.«
Ryan drehte sich zu Vanessa um: »Unesco?«
»Was Besseres ist mir nicht eingefallen.«
»Klar«, erwiderte John, »sag doch einfach, du bist Audrey Hepburn und schenkst ihnen einen Klumpen Schweizer Erde,
wenn sie fünf Dollar spenden.«
Im Flur ertönte ein Poltern, als würde jemand über einen kleinen Kofferstapel stolpern. Ein Mann erschien, blass wie Linguine, bekleidet mit einem schwarzen Catsuit. Ein Handy schlenkerte in seiner rechten Hand.
»Schau an, die Twen Police. Ich bin Randy. Sie sind John Johnson, nicht wahr? Was machen Sie hier?«
»Dürfen wir vielleicht reinkommen?«, fragte John. »Nein, das - geht nicht. Ich meine, ich weiß, dass Sie reich und berühmt sind, aber ich kenne Sie nicht persönlich. Und diese beiden hier schon gar nicht.«
»Ich bin Ryan. »Und ich Vanessa.«
»Tut mir Leid, aber es geht trotzdem nicht.«
»Schon gut«, sagte John. »Wir sind auf der Suche nach Susan Colgate.«
Randy zuckte mit keiner Wimper. »Und warum erzählen Sie das gerade mir?«
»Sie sind doch Randy Montarelli?«
»Das war ich.«
»Dann sind Sie auch Randy ›Hexum ‹ ?«
»Ja, aber was wollen Sie? Es ist ein freies Land. Seinen Namen zu ändern ist nicht verboten. Sie wissen also etwas über meine Vergangenheit. Glauben Sie nicht, dass mir das Angst macht.«
»Wir sind nicht hier, um Ihnen Angst zu machen«, sagte John.
»Na gut, aber wie kommen Sie dann darauf, ich hätte etwas mit Susan Colgate zu tun? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie bizarr es ist, dass Sie um drei bei mir vor der Tür stehen und nach irgendeiner abgehalfterten Soap-Darstellerin fragen? Ich kann jetzt schon merken, wie meine Seele nach diesem Auftritt hier nach einer Therapie verlangt.«
»Sie wollen also sagen, dass Sie sie nicht kennen«, sagte John. »Das hab ich nicht gesagt.«
»Kennen Sie sie denn?«
»Wir sind uns mal begegnet.«
»Und?«
»Ich habe vor ein paar Jahren, als ich nach L.A. kam, für Chris Thraice gearbeitet. Soweit ich weiß, sind Susan und er noch befreundet, aber ich glaube nicht, dass sie je viel miteinander geredet
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