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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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die Tür geschlossen hatte. Der Doktor und ihr Freund schauten sie verwundert über ihre zur Schau gestellte Respektlosigkeit an. Uwe nahm eine Sackkarre, schob sie unter den Kühlschrank und wartete abmarschbereit auf weitere Instruktionen.
    "Was ist los? Was guckst du so?", Dr. Heb wirkte noch nervöser und fahriger. "Bring ihn hoch auf den Speicher."
    "Und dann?, Uwe brauchte Anweisungen, selbstständiges Denken und Handeln war nicht sein Fall, schon gar nicht in einer solchen Situation.
    "Nichts und dann. Du stellst ihn ziemlich weit hinten in dem Gemuckel ab. So, dass er nicht jedem sofort ins Auge fällt, sondern ganz unauffällig und das war es. Dann kommst du wieder her", sagte Dr. Heb in rauem, hörbar verärgertem Ton.
    "Okay, das geht ja alles einfacher als gedacht." Uwes Feststellung war ehrlich und seine Zufriedenheit über den Hergang war ihm anzusehen. Er musste sich noch nicht einmal die Hände schmutzig machen, um Mathae zum Schweigen zu bringen. Es genügte, den Jungen in seinem Versteck seinem Schicksal zu überlassen, bis er qualvoll verdurstete. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mathae in seinem kleinen Verließ erstickte, war ohnehin um ein vielfaches größer.
    "Ich werde mit Uwe gehen und oben warten, wenn der Aufzug ankommt. Sicher ist sicher." Nicoletta machte auf den Doktor den Eindruck, dass sie jegliches Risiko ausschließen wollte und deshalb stimmte er ihrer Idee zu. Er konnte nicht ahnen, dass seine Komplizin nur eine Gelegenheit suchte, um Uwe Stromberg zu ihrem willfähigem Henker zu machen.
    "Okay, das ist eine gute Idee", segnete Friedhelm Heb Nicolettas Vorschlag ab. "Aber beeilt euch, die Polizei wird sehr bald hier aufkreuzen", sagte der Doktor eher zu der Rumänin gerichtet, denn schließlich galt es noch Uwe Stromberg aus dem Weg zu räumen.

    *

29.06.1994
    Richard Mees musste kurz gähnen. Eigentlich war gleich Fußball angesagt, Marokko gegen die Holländer. Das war nicht mehr zu schaffen, auch wenn er davon ausging, dass die Verhaftung von Uwe Stromberg nicht mehr als ein Kinderspiel war. Die Büchse Paulaner, die er während der Fahrt getrunken hatte, machte Appetit auf mehr. Richard überlegte kurz und kam zu der Einsicht, dass er sich das an diesem Nachmittag nicht leisten konnte, denn sein erster Weg führte ihn geradewegs ins Polizeirevier von Montabaur. Richard war mit den Örtlichkeiten vertraut und steuerte direkt das Büro von Oberkommissar Wagner an. Er hatte Sandra Götze noch vom Auto aus informiert, dass er auf dem Weg nach Montabaur war und sie nochmals instruiert herauszufinden, wo Stromberg sich momentan aufhielt.
    Um 17 Uhr stand er im Büro des leitenden Polizeibeamten in der Kreisstadt. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Oberkommissars hielt sich entgegen Richards erstem Besuch arg in Grenzen. Es war nicht so, dass Wagner und seine Leute unbedingt scharf auf Stress und Arbeit waren, aber in diesem Fall wären sie schon gerne stärker eingebunden gewesen. Immerhin war Montabaur ihre Stadt und ein bisschen Aufmerksamkeit hätte dem Revier gut getan. Gerade dann, wenn der honorigste Bürger der Gemeinde verschwunden war und die Frage nach dessen Verbleib inzwischen die ganze Stadt beschäftigte. Außerdem konnte er es nicht leiden, wie ein alter Dorfpolizist behandelt zu werden, der nur Parksünder überführt und Auffahrunfälle protokolliert. Die vermeintliche Arroganz der Kollegen aus der Stadt kotzte ihn an.
    "Aha, James Bond erweist uns die Ehre!"
    "Och, Martin ...", mehr sagte Richard nicht. Die Ironie in Wagners Worten ärgerte ihn zwar, aber er tat, als hätte er es überhört. Einfach die Sache hier so schnell wie möglich hinter sich bringen und dann in den Feierabend. Ihm stand der Sinn nach kaltem Bier.
    "Was führt dich zu den Hilfssheriffs?", Martin Wagner blieb weiter in der Offensive.
    "Ich will Uwe Stromberg, den Mörder von Frank B aumel verhaften und brauche eure Unterstützung für den Fall, dass er wider Erwarten doch Schwierigkeiten machen sollte."
    Kommissar Mees knallhart vorgetragene Information erstickte jede weitere Angriffsaktion von Wagner. Einen Augenblick schien es, als hätte der Oberkommissar den berühmten Kloß im Hals.
    "Uwe Stromberg ist der Mörder von Baumel?", Wagners Tonfall war plötzlich auf dem Niveau eines Ungläubigen angesiedelt.
    Und jetzt eine Breitseite, dachte sich Richard und erwiderte cool, wie es eben sonst nur 007 kann. "Was hast du denn gedacht?" Er wusste, dass er darauf keine Antwort bekommen

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