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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Gedanke daran ihren Mutterinstinkt in Gang, der ihr das Gefühl vermittelte, ihr Kind auf das Erscheinen der Polizei vorbereiten zu müssen.
    "Ja, aber ich weiß die Nummer nicht", stammelte sie.
    "Wie, sie wissen die Nummer ihres Sohnes nicht?" Sandra kam die Aussage gleich unglaubhaft vor.
    "Nein, zumindest nicht im Kopf. Ich habe sie im Handy gespeichert, aber das nehme ich nie mit zur Arbeit."
    "Okay, wenn sie ihn sehen, sagen sie ihm, dass er sich unbedingt bei mir melden soll." Sandra Götze gab sich mit der Auskunft scheinbar zufrieden, drückte Frau Stromberg die Hand und machte sich auf den Weg um ihren Kollegen und dessen Kavallerie in Empfang zu nehmen.

    *

29.06.1994
    Das Klingeln seines Handys ließ Uwe Stromberg zusammenzucken. Nicoletta schaute ihn böse an. Außer dem scharfen "Riiiiiinnnggg" war auf dem Speicher nichts zu hören. Die beiden hatten es vermieden sich zu unterhalten, nachdem sie die Hausmeisterwerkstatt mit ihrer, dem Tod geweihten Fracht, verlassen hatten. Die Hitze stand in dem großen, einem Saal ähnlichen Raum, der vollgestopft war mit einer Vielzahl von Kisten, Kartons und anderen Behältnissen und Gegenständen. Ein System in deren Anordnung war nicht zu erkennen, alles war irgendwie wild durcheinander gestapelt. Da jedwede Isolierung unter den großen, schwarzen Asbestplatten, die auf den Sparren der Dachkonstruktion lagen fehlte, entwickelten sich sowohl im Winter als auch jetzt im Sommer extreme Temperaturen auf dem Dachboden. Die Sonne schien an diesem Tag ihre ganze hochsommerliche Kraft unerbittlich ausleben zu wollen, so heiß war es unter dem Dach. Zwischen der zu messenden und der gefühlten Temperatur konnte nicht viel Unterschied liegen. Beiden stand der Schweiß im Angesicht.
    Uwe erkannte auf dem Display, dass der Anruf von seiner Mutter kam, und nahm ihn an. Er flüsterte mehr, als das er sprach.
    "Was ist los?"
    "Uwe, wo bist du? Die Frau von der Polizei war schon wieder bei mir. Sie will mit dir sprechen."
    "Warum mit mir?", fragte Uwe wie aus der Pistole geschossen.
    "Sie will wissen, was du alles mit Baumel zu tun hast", antwortete seine Mutter.
    Uwe schaute Nicoletta an und legte dabei die Stirn in Falten. Die Rumänin beobachtete mit zusammengekniffenen Augen jede Reaktion ihres Liebhabers, als wolle sie lesen, um was es in dem Gespräch ging.
    "Und was hast du ihnen gesagt?", immer noch flüsterte er in aufgeregtem Tonfall.
    "Nichts, ich sagte, ich wüsste nicht, wo sie dich erreichen könnten."
    "Ist gut, wir sehen uns später Mama, ich kann jetzt nicht reden." Unvermittelt brach Uwe das Gespräch ab.
    "Was ist los?", zischte ihn Nicoletta an.
    Einen bewusstlosen Jungen, der verdursten sollte in einem Kühlschrank, die Polizei, die mit ihm reden wollte, diese abartige Hitze und dieser herrische Ton seiner Freundin ließen Uwe fast ausrasten.
    "Diese Polizistin ist im Haus und sucht mich", antwortete er patzig.
    Bei Nicoletta schrillten alle Sirenen, sie erkannte sofort die Gefahr. Es ging jetzt nur noch um Minuten, wenn sie noch eine Chance haben wollte.
    "War sie allein?", wollte sie wissen.
    "Ja, anscheinend."
    "Komm lass uns den Kühlschrank dort zu den Umzugskartons stellen und dann schieben wir den großen Schrank davor", sagte Nicoletta. Ein zweitüriger, recht massiv aussehender Kleiderschrank aus alten Beständen stand in unmittelbarer Nähe des von Nicoletta ausgesuchten Platzes. Mathae würde ihn unmöglich zur Seite schieben können, wenn er wider Erwarten doch noch einmal in dem zum Sarg umfunktionierten Kühlschrank aufwachen sollte. Der Schrank würde beweisen, dass Mathaes Tod nie und nimmer ein Unfall gewesen sein konnte. Nicoletta dachte so weit, Uwe aber verschwendete keinen Gedanken daran. Und das war gut, denn es gehörte zu dem teuflischen Plan, den sich die Rumänin ausgedacht hatte.
    Die Frau wusste, wenn sie überhaupt noch eine Möglichkeit haben sollte, um aus der Situation heraus zu kommen, musste sie jetzt alles auf eine Karte setzen. Ihr Plan konnte nur aufgehen, wenn sie ihn ohne Umschweife und ohne Zeitverlust in die Tat umsetzte.
    "Heb, das Schwein!", sagte sie urplötzlich mit gespielter Empörung.
    Uwe hatte es zwar gehört, aber verstand nicht, was sie meinte. Zu sehr war er damit beschäftigt, den Schrank vor den Kühlschrank zu bugsieren.
    "Die Sau hat irgendetwas gewusst." diesmal sagte Nicoletta es lauter und nachdrücklicher.
    "Hä, was labberst du da?", fragte Uwe und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der

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